Gaunts Geister - Band 1-3

Schrei
gehört haben.
    »Ich habe mir nichts dabei
gedacht«, begann Dewr heiser und zuckte zusammen, als er sich die Dornen
herauszog, auf die er gefallen war.
    Mkoll sah sich um, das
Lasergewehr im Anschlag. »Was, bei Feth, haben sie Ihnen bloß in der
Grundausbildung beigebracht?«, flüsterte er. »Sie sollen doch ein Kundschafter
sein!«
    Dewr antwortete nicht. Alle
Späher kannten Mkolls strenge Maßstäbe und wussten nur allzu gut, dass sie alle
ihnen nicht entsprachen. Tatsächlich war Dewr sogar wütend. In der
Grundausbildung und davor als Jäger in der südlichen Wildnis von Tanith Attica
hatte man ihn für einen guten Fährtenleser gehalten.
    Deswegen war er bei der
Musterung des Regiments auch zur Kundschaftereinheit abgestellt worden, um
Feths willen! Und dieser alte Bastard gab ihm das Gefühl, ein Dummkopf zu sein,
ein unbeholfener Dummkopf!
    Wortlos und den Blick
ignorierend, von dem er wusste, dass Dewr ihn in seinen Hinterkopf bohrte, gab
Mkoll das Zeichen zum Vorrücken und machte sich auf den Weg den Hang hinab in
das von Farnen zugewachsene Tal.
    Die Tanither waren zwei Wochen
zuvor auf Ramillies gelandet, als die eigentlichen Kampfhandlungen bereits vorbei
waren. Die Adeptus Astartes hatten die vier feindlichen Festungen erobert und
gesäubert und das Chaos von dieser Welt verbannt. Die Geister hatten sich in
der Tiefebene unweit einer brennenden Festung gesammelt und dabei auch Space
Marines gesehen, bedrohliche Ungetüme in rauchverhangener Ferne. Sie wirkten
wie die Riesen aus der Mythologie, die zerfetzte Kadaver erschlagener Kultisten
auf Scheiterhaufen geschichtet hatten. Es hatte nach verbranntem Unrat
gestunken.
    Anscheinend waren einige
kleinere Einheiten des Feindes vor der Niederlage geflohen und hatten es in die
Farnwälder des Nordens geschafft. Für die ruhmreichen Space Marines waren sie
zu unbedeutend, um Zeit mit ihnen zu verschwenden. Der Kommissar bekam den
Auftrag, sie zu suchen und zu vernichten. Die Geister waren in das flache
Hügelland und die dichten Farnwälder vorgerückt, um auch den letzten Feind
auszuräuchern.
    Es hatte einige frühe Erfolge
gegeben, Enklaven der Kultisten, manche sehr gut bewaffnet, die sich in
Schlupflöcher und Hütten verkrochen hatten und sich zum letzten Gefecht
stellten. Nach einer Woche, als sie die kälteren, höher gelegenen Plateaus und
dichten Farnwälder erreichten, hatte sich eine Vorgehensweise
herauskristallisiert. Mkoll plante jeden Tag Suchunternehmen und schickte ein
paar Dutzend Kundschafter in breitem Fächer in das Dickicht. Sie suchten ein
Gebiet ab und riefen die Hauptstreitmacht der Geister, wenn sie Feindkontakt hatten.
    Vielleicht waren sie träge und
selbstzufrieden geworden. Major Rawne behauptete, sie hätten den letzten Feind längst
zum Schweigen gebracht und verschwendeten jetzt ihre Zeit und Geduld damit,
immer tiefer in das abgeschiedene Gebiet des Hinterlands vorzudringen. Der
Kommissar selbst schien entschlossen zu sein, seine Aufgabe zu erfüllen, aber
sogar er hatte die Reichweite der Suchtrupps verdoppelt. Noch ein paar Tage,
dann würden sie aufhören, hatte er Mkoll verraten.
    An diesem kalten, windigen Tag
waren die Kundschafter, begleitet vom allgegenwärtigen Flüstern der Farne, tiefer
und breiter gefächert in das Hügelland eingedrungen. Seit zwei Tagen hatten sie
keinen Feindkontakt mehr gehabt. Mkoll spürte, dass weniger hingebungsvolle
Soldaten wie Dewr angesichts der Routine nachlässig wurden.
    Doch er selbst hatte Dinge
gesehen, die ihn bei der Stange hielten und in seiner Entschlossenheit
bestärkten weiterzumachen. Dinge, die er auch Gaunt gemeldet hatte, um ihn
davon zu überzeugen, noch etwas länger in den Wäldern zu bleiben. Unbeständige
Trampelpfade in der Vegetation, niedergetretene Flächen, scheinbar zufällige
Spuren im Unterholz. Hier draußen war noch etwas.
    Sie durchquerten das Tal und
kamen zur schattigen Seite, wo sich die Farne ruhelos wie Schattenfächer
neigten. Etwa alle zehn Schritte knackte ein Dorn oder eine Samenkapsel unter
Dewrs Füßen, oder er stieß gegen einen Stein, wie leichtfüßig er sich auch zu
bewegen versuchte. Er verfluchte jedes Geräusch. Er war entschlossen, Mkoll seine
Fähigkeiten zu beweisen. Und er hatte keine Ahnung, wie Mkoll es schaffte, sich
so lautlos zu bewegen, als schwebte er über den Boden.
    Die Farne zischelten im Wind.
Mkoll blieb stehen, um einen Blick auf seine kompakte Karte zu werfen und sich mittels
Sonne und Kompass zu