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Gaunts Geister - Band 1-3

Gaunts Geister - Band 1-3

Titel: Gaunts Geister - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett , Christian Jentzsch
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Rawne
sprang ihm nach, packte Gaunts Hand und ließ sich von ihm in Sicherheit ziehen,
während das Wrack ihres Schlittens rückwärts in die Flüssigkeit glitt und
explodierte.
    »Wir können nicht hierbleiben«,
sagte Gaunt. Es stimmte. Ihr Eisberg bebte und löste sich auf wie ein Eiswürfel
in heißem Wasser. Sie sprangen auf den nächsten und dann auf den übernächsten,
in der Hoffnung, dass sich die Eisschollen so lange halten würden, bis sie ein
Ufer erreichten. Überall zischten und wallten Dämpfe.
    Auf der vierten Scholle glitt
Rawne aus, und Gaunt erwischte ihn Zentimeter über der schäumenden Flüssigkeit.
Sie sprangen auf die nächste Scholle, und Rawne übernahm die Spitze. Er hörte
einen Schrei hinter sich. Als er sich umdrehte, sah er, dass sich die Eisplatte
an einer Seite hob wie ein sinkendes Schiff und Gaunt rückwärts auf dem Bauch
herunterrutschte und sich verzweifelt in die Oberfläche krallte, während er dem
brodelnden Kohlenwasserstoff-Ozean entgegenglitt.
    Er konnte ihn sterben lassen.
Das wusste Rawne. Niemand würde es erfahren. Und niemand würde jemals die
Leiche finden. Und selbst wenn doch ... Außerdem konnte er ihn nicht mehr
erreichen.
    Rawne zog sein Messer und warf
es. Es bohrte sich genau über Gaunts Schulter in die Eisscholle und gab dem Kommissar
einen Halt für seine Hand. Gaunt zog sich an dem Dolch hoch und bekam einen Fuß
darauf, bis er einen Arm ausstrecken und Rawnes Hand nehmen konnte. Der Major
zog ihn so hoch nach oben, dass die beiden einen sicheren Sprung zum nächsten
Berg machen konnten, der größer und solider war. Seite an Seite klammerten sie
sich daran fest, keuchend und am Ende ihrer Kräfte.
    Der Eisbrocken hinter ihnen
glitt in den Ozean und nahm Rawnes silbernen Dolch mit.
     
    Sie saßen gemeinsam sechs Stunden
auf der Spitze des Eisbergs.
    Rings um sie gefror der Ozean
wieder, und das brodelnde Zischen legte sich allmählich. Aber sie konnten nirgendwohin.
Die sich neu bildende Eisschicht war nur ein paar Zentimeter dick — dick genug,
um die tödliche Flüssigkeit einzuschließen, aber noch nicht hart genug, um
Gewicht zu tragen. Die Notboje an Rawnes Rucksack blinkte und seufzte hinter
ihnen auf der Spitze des Eisbergs.
    »Ich stehe in Ihrer Schuld«,
sagte Gaunt schließlich.
    Rawne schüttelte den Kopf. »Das
will ich nicht.«
    »Sie haben mich da rausgezogen
— mich gerettet. Dafür stehe ich in Ihrer Schuld. Und offen gestanden bin ich überrascht.
Ich weiß, dass Sie mich am liebsten tot sähen, und das war eine Gelegenheit,
Ihr Ziel zu erreichen, ohne sich selbst die Hände schmutzig zu machen.«
    Rawne wandte sich Gaunt zu, und
sein Gesicht wurde vom verblassenden Sternenlicht ein wenig erhellt. Wangen und
Kinn sahen im Licht mehr denn je wie ein Dolch aus. Und seine Augen waren
zusammengekniffen wie die einer Schlange.
    »Eines Tages werde ich Sie
töten, Gaunt«, sagte er schlicht. »Das bin ich Tanith schuldig. Und mir selbst.
Aber ich bin kein Mörder und habe ein Ehrgefühl. Sie haben mich in der Höhle
vor der Grünhaut gerettet, also stand ich in Ihrer Schuld.«
    »Ich hätte das für jeden Mann
unter meinem Befehl getan.«
    »Genau. Sie mögen mich für
einen unzufriedenen Störenfried halten, aber ich bleibe dem Imperator und der Armee
immer treu ergeben. Ich stand in Ihrer Schuld und habe sie bezahlt, obwohl ich
mich dafür hasse. Jetzt sind wir quitt.«
    »Quitt«, murmelte Gaunt, indem
er das Wort langsam auf der Zunge zergehen ließ. »Oder vielleicht gleich.«
    Rawne lächelte. »Der Tag wird
kommen, Ibram Gaunt. Aber unter denselben Bedingungen. Gleichen Bedingungen,
wie Sie es ausdrücken. Ich werde Sie töten und es genießen. Aber dieser Tag ist
nicht heute.«
    »Danke für Ihre Offenheit,
Rawne.« Gaunt zückte sein tanithisches Messer, das Corbec ihm vor ihrer ersten
gemeinsamen Kampfhandlung gegeben hatte. Rawne spannte sich und zuckte zurück.
Doch Gaunt reichte es ihm mit dem Heft voran.
    »Sie haben Ihr Messer verloren.
Ich weiß, dass jeder Tanither ohne Langmesser an der Hüfte unvollständig ist.«
    Rawne nahm das Messer. Er hielt
es eine Sekunde in den Händen, wirbelte es mit geschickten Fingern hin und her
und ließ es dann in seine leere Gürtelscheide gleiten:
    »Machen Sie damit, was Sie
wollen«, sagte Gaunt, indem er Rawne den Rücken zudrehte.
    »Das werde ich ... Irgendwann
demnächst«, erwiderte Major Elim Rawne.
     
    *   *   *
     
    Das Lazarett befand sich ein
gutes Stück hinter dem

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