Gaunts Geister - Band 1-3
Hauptverteidigungswall hier auf Monthax. Wie Gaunts
Habitat ragte es auf Pfählen aus dem schlammigen Boden. Der Bau war länglich
und mit einem Schrägdach aus schwarzer, geteerter Dachpappe gedeckt, die Wände
waren giftgrün gestrichen. Graue Splitterschutzvorhänge schützten die Türen und
Fensterluken, und ganze Bündel Röhren und Kabel beförderten Luft aus den
Umwälzpumpen und Energie von der ratternden Turbine hinter dem Bau. Symbole des
Imperiums und des Sanitätskorps waren auf die Wände gemalt, obwohl das Chaos
ihnen keine Beachtung schenken würde, falls es den Wall und die Stellungen stürmen
würde. Gaunt erklomm eine Metallleiter neben der Notrampe für die Bahrenträger
und schob die Schirme und Vorhänge vor dem Eingang beiseite.
Drinnen fand er das Paradies
und eine Überraschung vor. Es war bei Weitem der kühlste und wohlriechendste Ort
im Lager, vermutlich sogar der kühlste und wohlriechendste Ort auf ganz
Monthax. Vom frischen Holz des Bodens und dem sauberen Mattenbelag stieg ein
angenehmer Geruch auf. Hinzu kam der Geruch nach Desinfektionsmittel,
medizinischem Alkohol und reinigendem Räucherwerk, das in einer Schale neben
dem kleinen Schrein am Westende brannte. Die vierzig Betten waren gemacht und
leer. Lampen mit Schirmen aus Verbandsstoff erzeugten ein fahles künstliches
Licht.
Gaunt durchwanderte die
Krankenstation und ging durch eine Schutztür am anderen Ende, die zu den
Lagerräumen, Latrinen, einem kleinen Operationssaal und dem Quartier des
kommandierenden Sanitätsoffiziers führte. Dorden war nicht in seinem kleinen,
aufgeräumten Büro, aber Gaunt entdeckte seine unverkennbare Handschrift in der
sorgfältigen Anordnung medizinischer Texte, Akten und dem soldatisch mit dem
Etikett nach vorn ausgerichteten Regiment der Flaschen und Gläser im
abgeschlossenen Arzneimittelschrank.
Der Sanitätsoffizier war im
Operationssaal und polierte den Operationstisch und den Blutablauf aus
rostfreiem Stahl. An den Ecken befanden sich glänzende chirurgische Werkzeuge,
ein Sterilisationsapparat und eine Beatmungseinheit.
»Kommissar Gaunt!« Dorden
schaute überrascht auf.
»Kann ich Ihnen helfen?«
»Kommando zurück. Nur ein
Routinerundgang. Haben Sie etwas zu vermelden, irgendwelche Probleme?«
Dorden richtete sich auf,
ballte das Poliertuch in seinen Händen zusammen und ließ es in eine Tonschale
mit Desinfektionsmittel fallen. »Kein einziges, Kommissar. Sind Sie gekommen,
um das Krankenrevier zu inspizieren?«
»Es ist mit Sicherheit besser
als die letzten Einrichtungen, in denen Sie arbeiten mussten.«
Dorden lächelte. Er war ein
kleiner, ältlicher Mann mit einem ordentlich gestutzten grauen Bart und
freundlich blickenden Augen, die schon viel mehr Leid gesehen hatten, als sie
verdienten.
»Es ist noch leer.«
»Ich muss zugeben, dass mich
das beim Eintreten überrascht hat. So sehr bin ich daran gewöhnt, Ihr Revier
vor Verwundeten aus den Nähten platzen zu sehen — möge der Imperator uns
verschonen.«
»Warten Sie ab«, sagte Dorden
ominös. »Es geht mir auf die Nerven, muss ich gestehen, all die leeren Betten
zu sehen. Ich preise den Goldenen Thron dafür, dass ich nichts zu tun habe,
aber Untätigkeit passt nicht zu mir. Ich muss den Laden hier schon ein Dutzend
Mal poliert haben.«
»Wenn das die schlimmste Arbeit
ist, die Sie hier auf Monthax zu leisten haben, können wir alle dankbar sein.«
»Das können wir in der Tat.
Kann ich Ihnen eine Tasse Kaffein anbieten? Ich wollte gerade den Brenner
anmachen.«
»Später vielleicht, auf dem
Rückweg. Ich muss die Magazine inspizieren. In der Nähe rührt sich was.«
»Das habe ich letzte Nacht auch
gehört. Dann bis später, Kommissar.«
Gaunt nickte und ging. Er
bezweifelte, dass er die Zeit haben würde, später noch einmal vorbeizukommen,
und er bezweifelte auch, dass dieses kleine Paradies noch viel länger so
makellos bleiben würde.
Dorden sah dem Kommissar nach
und betrachtete noch eine Weile die saubere Station mit ihren leeren Betten.
Wie Gaunt machte er sich keine Illusionen darüber, was für ein Schreckensloch
das Krankenrevier bald sein würde. Das war unvermeidlich. Er schloss die Augen,
und für einen Moment sah er schwarzes Blut auf den Bodenmatten. Fleckige Laken.
Stöhnende, schreiende Verwundete. Und die stummen, reglosen Gesichter.
Seine Nüstern schienen einen
Augenblick Blut und verbranntes Fleisch zu wittern, aber es war nur das
Räucherwerk.
Nur das
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