Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gaunts Geister - Band 1-3

Gaunts Geister - Band 1-3

Titel: Gaunts Geister - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett , Christian Jentzsch
Vom Netzwerk:
Räucherwerk.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    ACHT
     
    Bluteid
     
     
    Die gefallenen Männer, die auf
der Straße und den flachen, verschlammten Feldern von Nacedon verstreut lagen, sahen
aus, als trügen sie einen schwarzen Kettenpanzer. Aber dem war nicht so. Die
Aasfliegen waren fleißig. Sie bedeckten die Haut wie schwärmende schwarze
Glieder einer Rüstung. Sie glänzten stark und bewegten sich wie ein einziges
Wesen.
    »Sanitäter!«
    Tolin Dorden riss sich vom
Anblick der Fliegen los. Ausgedehnt und neblig lag der Nachmittagshimmel über
dem niedrigen, flachen Marschland. Wege und Feldergrenzen waren durch flache
Dämme und Hecken gekennzeichnet, die alle zerstört und mit Drahtverhauen und
aufgewühlten Kettenspuren von Panzern übersät waren. Der Nebel roch nach
Thermitpulver.
    »Sanitäter!« Wieder dieser Ruf,
scharf und beharrlich von einer Stelle entlang des Wegs. Langsam drehte sich Dorden
um und verließ die Straße, auf der auf einer Länge von hundert Metern noch mehr
Leichen verdreht und zerknautscht und mit einem Überzug aus Fliegen lagen.
    Er näherte sich den Gebäuden.
Feth, er hatte jetzt genug von diesem Krieg gesehen, komme, was da wolle. Er
war müde und verbraucht. Sechzig Jahre alt und damit mindestens zwanzig Jahre
älter als sämtliche anderen Geister. Er hatte es satt, den Tod, die Kämpfe, die
jungen Körper, die er wieder zusammenflicken musste. Und er hatte es auch satt,
von so vielen Männern, die beim Untergang Taniths ihre Angehörigen verloren
hatten, als Vater angesehen zu werden.
    Rauch umwölkte den
Spätnachmittagshimmel über den Feldern.
    Er näherte sich den alten roten
Ziegelhäusern mit ihren gesplitterten Fenstern und eingestürzten Mauern. Früher,
vor der Invasion, war es ein landwirtschaftlicher Komplex gewesen. Ein feudales
Anwesen mit einem Haupthaus, Scheunen und Nebengebäuden. Landwirtschaftliche
Geräte lagen rostend und unbrauchbar in mit Wasser vollgelaufenen
Schweinekoben. Ein breiter Schützengraben und ein Doppelzaun aus verbrannten
Flakbrettern mit mehr Draht obenauf schlossen den Komplex hufeisenförmig ein,
wobei die von der Front abgewandte Nordseite offen war. Überall standen Geister
mit der Waffe im Anschlag auf Posten. Soldat Brostin winkte ihn mit einem Nicken
hinein.
    Dorden passierte eine mit
Sandsäcken gesicherte Feuerstellung, aus der man in aller Eile die Waffen
entfernt und mithilfe eines Lasers eine Tür ins Haupthaus geschmolzen hatte.
Mehr Fliegen, die in Wolken im Sonnenlicht des Nachmittags wogten. Der Gestank
nach Tod, an den er so gewöhnt war. Und andere Gerüche: Desinfektionsmittel, Blut,
Unrat.
    Dorden schritt über den
gefliesten Boden. Die Hälfte der Fliesen war gesplittert und mit Glasscherben
und Öllachen bedeckt, die in allen Regenbogenfarben schillerten. Corbec trat
nicht weit entfernt aus dem Schatten und schüttelte müde den Kopf. »Doktor«,
begrüßte er ihn.
    »Oberst.«
    »Feldlazarett ...«, sagte
Corbec, indem er mit einer Geste auf seine Umgebung zeigte. So viel wusste
Dorden bereits. »Lebt noch jemand?«
    »Deswegen habe ich Sie rufen
lassen.«
    Corbec führte ihn zu einer
überwölbten Eingangshalle. Hier drinnen waren die verschiedenen Gerüche
stärker. Vielleicht fünf Dutzend Männer lagen auf Pritschen in dem Raum, der
durch gesplitterte Oberlichter im Schrägdach einfallende fahle Sonnenstrahlen
in Dämmerlicht getaucht wurde. Dorden schritt längs durch die Halle und dann
wieder zurück.
    »Warum sind sie hiergelassen
worden?«, fragte er.
    Corbec bedachte ihn mit einem
fragenden Blick. »Was glauben Sie wohl? Wir ziehen uns alle zurück. Zu viel zu tragen.
Können Sie sie — sortieren?«
    Dorden fluchte leise. »Diese
Männer sind was?«
    »Blaublüter. Das 50. Volpone.
Sie erinnern sich noch an diese Teufel von Voltemand? Ihre Kommandoeinheiten sind
heute Morgen befehlsgemäß abgerückt.«
    »Und sie haben die Verwundeten
hier zurückgelassen?«
    Corbec zuckte die Achseln.
»Sieht ganz so aus, Doktor.«
    »Welche Gattung Tier lässt
seine kranken und verwundeten Artgenossen zum Sterben zurück?«, zischte Dorden,
während er sich daranmachte, dem nächsten Mann die Verbände zu wechseln.
    »Die menschliche Gattung?«,
fragte Corbec.
    Dorden fuhr herum. »Das ist
nicht komisch, Corbec. Es ist nicht einmal drollig. Die meisten dieser Männer
werden bei angemessener Pflege überleben. Wir lassen sie nicht hier zurück.«
    Corbec stöhnte leise. Er

Weitere Kostenlose Bücher