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Gaunts Geister - Band 1-3

Gaunts Geister - Band 1-3

Titel: Gaunts Geister - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett , Christian Jentzsch
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rieb
sich den Kopf und knetete die dicken schwarzen Haare zwischen den großen,
dunklen Fingern. »Wir können nicht hierbleiben, Doktor. Die Befehle des
Kommissars ...«
    Dorden fuhr herum und sah den
Oberst grimmig mit alten Augen an. »Ich lasse sie nicht zurück«, stellte er
kategorisch fest.
    Corbec schien etwas sagen zu
wollen, zögerte dann und überlegte es sich anders. »Sehen Sie mal, was Sie für
sie tun können«, sagte er und überließ Dorden seiner Arbeit.
     
    Dorden behandelte gerade eine
Beinwunde, als er das Knirschen von Kies auf der Zufahrt und das Rumpeln eines
Truppentransporters hörte. Erst nach Beendigung seiner Arbeit schaute er auf,
um die Ursache der Geräusche auszumachen.
    »Vielen Dank, Doktor«, sagte
der junge Mann, dessen Bein er behandelt hatte. Der Junge war blass und
hohlwangig und zu schwach, um sich von seiner Pritsche zu erheben.
    »Wie heißen Sie?«, fragte
Dorden.
    »Culcis, Doktor. Soldat.
Blaublüter.« Dorden war sicher, dass Culcis diese Aussage gern mit einem
Ausrufezeichen bekräftigt hätte, aber dazu war er viel zu schwach.
    »Ich bin Dorden. Sanitäter.
Tanither. Wenn Sie mich brauchen, Soldat Culcis, rufen Sie mich.«
    Der Junge nickte. Dorden ging
nach draußen und zu der Chimäre, die unterhalb der schiefen Mauern parkte. Corbec
redete mit der hochgewachsenen Gestalt, die oben auf dem Dach thronte.
    Die Gestalt bewegte sich,
sprang auf den Boden und marschierte ihm entgegen: Gaunt, die Mütze auf dem
Kopf, das Gesicht im Schatten, der lange Mantel flatternd.
    »Kommissar!«, sagte Dorden.
    »Dorden — Corbec sagt, Sie
wollen nicht abrücken.«
    »Wir haben hier achtundsechzig
Verwundete, Kommissar. Ich kann sie nicht hier zurücklassen.«
    Gaunt nahm Dordens Arm und
führte ihn über den schlammigen Hof zu einer Seitenmauer mit Blick auf
zertrampeltes Ackerland und leere Schweinekoben sowie die untergehenden Sonnen
dahinter.
    »Sie müssen, Dorden. Die
feindlichen Truppen sind einen halben Tag hinter uns. General Muller hat uns
allen den Rückzug befohlen. Wir können sie nicht mitnehmen. Es tut mir leid.«
    Dorden schüttelte die Hand seines
Kommissars ab. »Mir auch«, sagte er.
    Gaunt wandte sich ab. Einen
Moment lang glaubte Dorden, der Kommissar wolle auf ihn losgehen und ihn mit der
Faust disziplinieren. Doch das tat er nicht. Stattdessen seufzte er. Bei
genauerem Nachdenken war Dorden klar, dass Gewalt nicht zu Gaunts bevorzugten
Methoden gehörte, seine Autorität durchzusetzen. Der endlose Krieg und seine
Erfahrungen mit anderen Offizieren im Feld hatten Dordens Erwartung
geschmälert, worauf er nicht sonderlich stolz war.
    Gaunt sah den Feldarzt an. »Corbec
hat mich gewarnt, dass Sie das sagen würden. Hören Sie, der Gegenstoß auf Nacedon
ist für morgen Abend angesetzt. Dann, und nur dann, wenn der Imperator es will,
können wir dieses Land zurückerobern und den Feind zurückdrängen.«
    »Wenige von ihnen werden ohne
Pflege die Nacht und den Tag überstehen. Und wenn sie vom Chaos-Abschaum gefunden
werden, übersteht es keiner von ihnen!«
    Gaunt nahm seine Mütze ab und
glättete die stoppelkurzen blonden Haare. Das rasch schwächer werdende Sonnenlicht
ließ die Silhouette seines kantigen Profils deutlich hervortreten, seine
Gedanken und Überlegungen aber im Schatten. »Sie haben meine Hochachtung,
Dorden. Die haben Sie sogar schon seit der Erstgründung. Der einzige Geist, der
sich weigert, Waffen zu tragen, der einzige Mann, der uns am Leben erhalten
kann. Die Geister stehen in Ihrer Schuld, viele von ihnen verdanken Ihnen das Leben.
Dafür stehe ich in Ihrer Schuld. Ich würde es hassen, Ihnen einen Befehl
erteilen zu müssen.«
    »Dann tun Sie es nicht, Kommissar.
Sie wissen, dass ich ihn verweigern würde. Ich bin zuerst Arzt und dann erst Geist.
Auf Tanith war ich Landarzt und habe mich dreißig Jahre um die Kranken, die
Gebrechlichen, die Neugeborenen und die Schwachen gekümmert. Das habe ich
getan, weil ich auf der medizinischen Hochschule in Tanith Magna einen Eid
geschworen habe. Sie kennen sich mit Gelöbnissen und Treueeiden aus, Kommissar.
Dann sollten Sie auch meinen verstehen.«
    »Ich verstehe die Bedeutung des
medizinischen Eids durchaus.«
    »Und Sie haben ihn respektiert!
Sie haben nie von mir verlangt, meine ärztliche Schweigepflicht bei Männern mit
Problemen mit Alkohol, Geschlechtskrankheiten und solchen geistiger Art zu
brechen ... Sie haben mich immer tun lassen, was mein Eid von mir verlangt. Lassen
Sie mich das

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