Gaunts Geister - Band 1-3
auch jetzt tun.«
Gaunt setzte seine Mütze wieder
auf. »Doktor, ich kann Sie hier nicht zum Sterben zurücklassen.«
»Aber Sie würden diese Männer
zum Sterben zurücklassen?«
»Das sind keine Geister!«,
fauchte Gaunt und verstummte dann.
»Ein Arzt ist verpflichtet,
jedem Verletzten zu helfen. Sicher, ich habe bei der Gründung auf den Imperator
geschworen und gelobt, ihm zu dienen, Ihnen und der Imperialen Armee. Aber ich
hatte dem Imperator bereits geschworen, Leben zu retten. Bringen Sie mich nicht
dazu, diesen Eid zu brechen.«
Gaunt versuchte es mit Logik.
»Unsere illustren Truppen wurden im Delta bei Lohenich in die Flucht
geschlagen. Wir fliehen vor einer massierten Chaos-Armee, die uns auf den
Fersen und kaum einen halben Tag hinter uns ist. Sie sind kein Kämpfer. Wie
könnten Sie dieses Anwesen halten?«
»Mit Worten, wenn ich muss. Mit
Freiwilligen, wenn jemand bleibt und Sie das erlauben. Schließlich ist es nur
bis morgen Abend. Bis Ihr Gegenstoß den Feind wieder zurückdrängt. Oder war das
eine Lüge? Propaganda?«
Gaunt sagte eine ganze Weile
nichts, während er seinen schlanken, hochgewachsenen Körper in die Abendsonnen neigte
und den Sitz seines mit Matsch bespritzten Mantels korrigierte.
Dann wandte er sich wieder an
den alten Feldarzt.
»Keine Lüge. Wir werden dieses
Land zurückerobern und mehr. Wir werden sie zurückwerfen, wenn sie zu uns kommen.
Aber Sie hierzulassen, und sei es auch nur für eine Nacht ...«
»Denken Sie nicht an mich.
Denken Sie an die verwundeten Volponer da drinnen.«
Das tat Gaunt: Es änderte seine
Meinung nicht sehr. »Sie wollten, dass wir abgeschlachtet werden ...«
»Versuchen Sie es gar nicht
erst in dieser Richtung!«, warnte Dorden. »Hass hat zwischen Verbündeten nichts
zu suchen. Das sind Männer, Soldaten, wertvolle Kämpfer. Sie könnten überleben,
um später wieder zu kämpfen, um eine andere Schlacht zum Besseren zu wenden.
Lassen Sie mich hier, damit ich mich um sie kümmern kann, und geben Sie mir,
wen Sie erübrigen können. Lassen Sie mich hier, und kommen Sie morgen Abend für
uns alle zurück.«
Gaunt fluchte. »Ich gebe Ihnen
einen Trupp. Mehr kann ich nicht entbehren. Zehn Männer, Freiwillige. Wenn es
keine zehn werden, Pech gehabt. Muller wird mir ohnehin den Kopf abreißen, weil
ich Männer im Feld gelassen habe.«
»Ich nehme, was ich kriegen
kann«, sagte Dorden. »Danke.«
Gaunt wandte sich abrupt ab und
ging, dann drehte er sich wieder um, kam zurück und nahm Dordens Hand fest in
seine.
»Sie sind ein tapferer Mann.
Lassen Sie sich nicht lebend gefangen nehmen ... Und ich will nicht bedauern
müssen, dass ich Ihnen erlaubt habe, zu tapfer zu sein.«
Gaunt und die abmarschierenden
Reihen der Geister verschwanden, dann waren sie allein. Dorden arbeitete in der
langen Halle und bemerkte das Verstreichen der Zeit nur, als das durch die
Oberlichter fallende Sonnenlicht verblasste und die Dämmerung hereinbrach. Er
zündete Lampen auf Kisten zwischen den Verwundeten an und ging nach draußen auf
den Hof. Am malvenfarbenen Himmel gingen fremde Sterne auf.
Zuerst sah er drei Geister: Lesp,
Chayker und Foskin, die als seine Helfer fungierten und begabte Feldsanitäter waren.
Sie gingen soeben die medizinischen Hilfsmittel durch, die Gaunt ihnen
dagelassen hatte. Dorden hatte halb und halb damit gerechnet, dass sie sich
freiwillig melden und bleiben würden, sogar darauf gehofft, aber seinen
üblichen Stab jetzt bei der Arbeit zu sehen war erfrischend und gab ihm
Auftrieb. Er ging zu ihnen, um routiniert weiterzumachen und sie nach dem Stand
der Hilfsmittel zu befragen, brachte aber nur ein Dankeschön heraus. Alle
lächelten, nahmen seine Hand, als er sie anbot, und grunzten eine Bekräftigung
seiner Verpflichtungen. Dorden war stolz auf sie.
Er begann damit, sie über den
Zustand der Verwundeten in Kenntnis zu setzen und ihnen ihre Aufgaben zuzuteilen,
als andere Geister auftauchten: Mkoll, der das Kommando über die Späher hatte
und Dordens engster Freund in der Einheit war, dazu die Soldaten Brostin, Claig,
Caffran und Gutes. Sie waren gerade die Grenze des Hufeisens abmarschiert und
bereiteten sich darauf vor, sich für die Nacht einzugraben.
Dorden grüßte Mkoll. »Du
hättest nicht bleiben müssen.«
»Und dich hier allein lassen?«
Mkoll lachte. »Ich kann nicht zulassen, dass hinterher in den Akten steht,
>Feldarzt Dorden starb — und wo war sein Freund, der Krieger Mkoll?< Der
Kommissar hat Freiwillige
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