Gaunts Geister - Band 1-3
Waffenbrüder auf die Neunzehn.«
Er lächelte. »Eins«, sagte er.
Die Laus wand sich aus Loch
eins.
»Und jetzt nehme ich meinen
Riesengewinn, schaue Ihnen in Ihr fassungsloses Gesicht und wünsche eine gute Nacht.«
Milo lehnte sich zurück.
»Eine sehr schöne Demonstration
... Und noch dazu eine, die Sie möglicherweise stark belastet. Wie konnten Sie
das genau im richtigen Moment tun, wenn Ihr Geist nicht im Voraus wusste, aus
welchem Loch die Laus kriechen würde?«
Milo tippte sich an die Stirn.
»Sie sind so sicher, dass es mein Geist ist, nicht wahr, Inquisitorin? So
sicher, dass ich hier oben verdreht bin ... Sie halten mich für einen
Psioniker, nicht wahr?«
Ihre Miene war eisig. »Zeigen
Sie mir eine Alternative.« Er tippte sich an die Jackentasche.
»Es kommt nicht von hier oben,
sondern von dort unten.«
»Erklären Sie das.«
»Zu Beginn einer Runde greifen
wir alle in unsere Taschen, um die nächste Wette abzuschließen. Ich lasse Sie die
Laus einsetzen und so weiter, aber ich bin der Letzte, der das Fässchen
berührt. Die Läuse lieben Puderzucker. Etwas davon ist im Saum meiner Tasche.
Ich tauche meinen Finger hinein, wenn ich mein Geld heraushole, und dann wische
ich mit dem Finger über den Rand des Lochs, auf das ich gewettet habe, wenn ich
das Fässchen abstelle. Auf dieser rostigen Oberfläche kann man den Zucker natürlich
nicht sehen. Aber der Schwindel besteht darin, dass ich bestimmen kann, aus welchem
Loch die Laus kommt. Ich bestimme jedes Mal, die ersten Runden, um Sie gewinnen
zu lassen, und wenn Sie dann glauben, dass Sie mich am Haken haben, und
anfangen, hohe Einsätze zu machen, gewinne ich.«
Lilith erhob sich geschmeidig
und zertrat die Laus mutwillig. Sie hinterließ einen braunen Fleck auf einem
Schnabel des imperialen Doppeladlers. Sie wandte sich an Gaunt.
»Schaffen Sie ihn weg. Ich
werde Bulledin und Sturm Bericht erstatten. Die Angelegenheit ist damit
abgeschlossen.«
Gaunt nickte und führte Milo
zur Tür.
»Kommissar!«, rief sie ihnen
hinterher. »Er ist vielleicht keine Hexe, aber wenn ich Sie wäre, würde ich mir
gut überlegen, ob ich einen so verschlagenen und hinterlistigen kleinen
Schwindler in meiner Nähe haben wollte.«
»Ich werde mir das durch den
Kopf gehen lassen, Inquisitor Lilith«, erwiderte Gaunt beim Hinausgehen.
Gemeinsam kehrten sie durch die
Gänge der Hexathedrale zurück. Die Nachtphase näherte sich dem Ende und in den
hallenden Kapellen und Kammern ringsum wurden Morgengebete gesprochen und
Opfergaben dargebracht.
Weihrauch und Choräle erfüllten
die Luft.
»Gut gemacht. Es tut mir leid,
dass du das durchstehen musstest.«
»Sie haben geglaubt, sie würde
mich kriegen, nicht wahr?«, fragte Milo.
»Ich habe nie am Guten in dir
und an deiner Ehrlichkeit gezweifelt, Brin, aber dein Talent, Dinge
vorauszusehen, hat mir schon immer zu schaffen gemacht. Ich habe schon lange
befürchtet, dass jemand daran Anstoß nehmen könnte und du uns alle in
Schwierigkeiten bringen würdest.«
»Aber Sie hätten mich
erschossen, nicht wahr?«
Gaunt blieb wie angewurzelt
stehen. »Dich erschossen?«
»Wenn ich Sie im Stich gelassen
und die Geister in Schwierigkeiten gebracht hätte. Wenn ich — gewesen wäre, wofür
sie mich gehalten hat.«
»Ach so.« Sie gingen weiter.
»Ja, das hätte ich. Mir wäre nichts anderes übrig geblieben.«
Milo zuckte die Achseln. »Ich
konnte mir denken, dass Sie das sagen würden«, murmelte er.
ELF
Ein finsterer und
geheimer Zweck
Gaunt erwachte und erinnerte
sich daran, dass er von Tanith geträumt hatte. Das war an und für sich nichts
Ungewöhnliches.
Die Visionen vom Untergang
dieser Welt suchten seine Träume regelmäßig heim. Aber diesmal kam es ihm vor,
als hätte er zum ersten Mal von der Welt geträumt, wie sie einmal gewesen war:
lebendig, blühend, gedeihend.
Der Traum beunruhigte ihn, und
wenn Zeit dafür gewesen wäre, hätte er darüber nachgedacht. Aber dann ging ihm
auf, dass ihn ein heller Aufruhr geweckt hatte. Draußen hallten Schreie und
Alarmrufe durch die Düsternis des soeben grauenden Morgens, all das vor der
Geräuschkulisse des nahenden Kriegs. Jemand hämmerte an die Tür seines
Kommandostands. Gaunt hörte Milos drängende Stimme.
Er zog seine Stiefel an und
ging nach draußen, wo die kühle Morgenluft den Nachtschweiß in seinem engen
Unterhemd steif werden ließ. Er blinzelte in den kalten Schein, während er
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