Gaunts Geister - Band 1-3
der Wirklichkeit
nicht stimmte. Es gab kein anderes Wort. Die Wirklichkeit selbst kam ihm falsch
und traumartig vor und bewirkte, dass sich ihm der Magen umdrehte. Es mussten
die Chaosdämonen sein, dachte Milo. Vielleicht wusste Major Rawne, warum ...
Milo hielt inne. Major Rawne?
In den Zelten auf dem Gründungsfeld vor Tanith Magna hatte Rawne bei den gemeinen
Soldaten biwakiert. Als gewöhnlicher Soldat. Ohne Rang und Würden. Seit wann
hatte er die Rangabzeichen und die Beförderung?
Habe ich irgendwas vergessen?, fragte sich Milo. Habe ich
...
Noch ein Flackern in seinem
Verstand. Ein Bild von einer engen Kabine in einem Raumschiff. Rawne, Corbec, Milo.
Eine Abordnung. Ein hochgewachsener, starker Mann mit hagerem Gesicht, bei dem
es sich nur um Kommissar-Oberst Ibram Gaunt handeln konnte, erhob sich und trat
ihnen entgegen. Woher wusste er, wie dieser Gaunt aussah? Er hatte ihn noch nie
gesehen. Er hörte Gaunt, wie er kühn und selbstsicher Beförderungen aussprach.
Oberst Corbec, Major Rawne.
Noch ein Traum?
Es war keine Zeit, darüber
nachzudenken. Sie hatten die Kämpfenden beinahe erreicht. Schüsse. Geschrei,
direkt vor ihnen.
Das waren keine Laserschüsse , dachte Milo, als er und die übrigen
Mitglieder des Trupps stehen blieben und die Waffen hoben. In der letzten
halben Stunde hatte er genügend Schusswechsel erlebt, um das charakteristische
Zischen genau zu kennen. Hier handelte es sich um ein unheimliches pfeifendes
Gellen, ein Kreischen, ein Summen wie von einer Wespe, nur verstärkt und in
abgehackten Schüben.
Was, bei Feth, war das?
»Hörst du das?«, fragte er
Larkin neben sich. Larkin stellte das Zielfernrohr an seinem langen Gewehr ein,
und ein dünner Zielfaden aus blauem Licht zuckte zum Dach.
»Was? Lasergewehre auf
Vollautomatik? Ja ... Jemand hat einen ausgefüllten Tag.«
Das ist kein Lasergewehr , dachte Milo, das ist keins
...
Der Dritte Trupp bog in dichter
Formation um eine Ecke im Korridor in einen weiträumigen Audienzsaal aus
dunklem, vulkanischem Gestein. Zerschmetterte Buntglasfenster, die Anroth, die
Haus- und Waldgeister Taniths, darstellten, säumten eine Seite des
gewölbeartigen Saals. Sitzbänke aus Nalholz, viele davon zerstört oder
umgestürzt, füllten den Großteil des Raums aus. Das Banner des Elektors hing in
schwelenden Fetzen über einem Fenster am anderen Ende. Drei tanithische
Soldaten kauerten mit dem Rücken zu ihnen hinter den Sitzbänken und schossen
mit ihren Lasergewehren auf einen Türbogen unter dem Fenster.
Chaos-Brut wollte den Durchgang
erzwingen, und ihre Toten lagen rings um den Eingang. Fünf oder mehr andere
Tanither lagen tot inmitten der Holztrümmer.
Ohne zu fragen oder zu zögern,
eilte der Dritte Trupp seinen Kameraden zu Hilfe, nahm den Kampf auf und schoss
auf die Tür und den vorrückenden Feind. Die drei Tanither, welche den Saal
hielten, drehten sich überrascht zu den Neuankömmlingen um.
Milo kannte keinen von ihnen,
obwohl der Oberst ein unvergesslicher Riese mit einer Mähne weißer Haare mit
einem roten Streifen darin, einem länglichen, edlen Gesicht und der blauen
Tätowierung einer Sichel auf der Wange war.
»Für Tanith! Für den Elektor!
Für Terra!«, brüllte Rawne beim Schießen.
Der große Oberst zögerte kurz,
dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf das Töten. »Wie Sie sagen«, tönte
er melodisch und mit eigenartigem Akzent. »Für ... Tanith!«
Muon Nol vom Aspekt der Jäger
Asuryans hatte das grüne Onyxgewölbe mit einem Trupp seiner Krieger gehalten
und mit ansehen müssen, wie einer nach dem anderen von den Chaos-Truppen
niedergemäht worden war, die sich durch die rautenförmige Gebetsrinne am Ende unter
der Rosette aus Seelensteinen hineinkämpften, welche wiederum hoch an der Wand
direkt unterhalb der Phantomseidenstandarte Dolthes eingelassen waren.
Ihre einzige Deckung bestand
aus einem Gewirr von Psychoplastikbänken, die einmal das Feiergewölbe gesäumt
hatten, Bänke, die durch das Feindfeuer zerstört worden waren. An den Seiten
zeigten schlanke, spitze Fenster mit durchsichtigen Scheiben aus Phantomknochen
Bilder von Asuryan, dem Phönixkönig, Khaine von der Blutigen Hand, Vaul, dem
verkrüppelten Schmiedgott, Morai-heg dem Schicksalsweib und Lileath der
Jungfrau und Göttin des Traumschicksals, die durch Runenprophet Eon-Kulls
Warpgewitter draußen beleuchtet wurden. Lileath war es, die Muon Nol am meisten
verehrte, jene wunderschöne Wahrsagerin der Zukunft und der
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