Gaunts Geister - Band 1-3
Lasergewehr
und glitt um die Ecke des nächsten Stapels.
Irgendwas huschte wieder davon.
Mit erhobenem Gewehr eilte er
vorwärts und suchte ein Ziel.
Feth, vielleicht gab das
hiesige Ungeziefer gute Mahlzeiten ab. In den letzten vierzig Tagen hatten sie
kaum frisches Fleisch bekommen.
Links von ihm war eine
Bewegung, und er ließ sich auf ein Knie sinken und zielte. Hinter den
Nachschubkisten sah er einen fahlen grünen Lichtstreifen, ein gezacktes Loch in
der Rückwand des Schuppens, durch das der Schein des Energieschirms fiel.
Caffran tastete sich vorwärts.
Ein Geräusch zur Rechten.
Er fuhr herum. Nichts. Er sah,
dass noch mehrere andere Kisten beschädigt waren.
Etwas huschte schnell an dem
Lichtstreifen vorbei und verdeckte den Schein für einen Moment.
Caffran lief vorwärts und schob
sich seitwärts durch den Spalt in den verrotteten Faserbrettern der
Hallenrückwand und in das verstrickte Gewirr aus Schutt und Trümmern hinter dem
Lagerschuppen.
Er kroch nach draußen, hob sein
Gewehr ...
Und sah den Jungen. Einen
kleinen Jungen, acht oder neun Jahre alt, schätzte Caffran, und er lief mit
einem Päckchen Zwieback in den Händen einen Schutthaufen empor.
Der Junge erreichte den Gipfel,
und eine andere Gestalt erschien in der Finsternis. Ein Mädchen, älter, aber
noch keine zwanzig, in ordinären Lumpen und mit Piercings. Sie nahm dem Jungen
das Päckchen ab und drückte ihn fest an sich.
Caffran stand auf und senkte
seine Waffe. »Heda!«, rief er.
Das Kind und das Mädchen fuhren
abrupt zu ihm herum wie Tiere im Scheinwerferstrahl eines Jägers.
Nur einen Moment sah Caffran
das starke, grimmige, wunderschöne Gesicht des Mädchens, bevor die Kinder abtauchten
und ins Brachland liefen.
Er lief hinter ihnen her und
den Hügel empor, aber als er oben ankam, waren sie verschwunden.
In einem Erdloch, hundert Meter
von der Rückwand der Halle entfernt, drückte Tona Criid Dalin an sich und beschwor
ihn, still zu sein.
»Guter Junge, guter Junge«,
murmelte sie. Sie nahm das Päckchen mit dem Zwieback und riss die Verpackung
auf, damit er sich einen nehmen konnte. Dalin schlang ihn herunter. Er hatte
Hunger.
Hier draußen hatten alle Hunge.
In den Eisentank gepumpte
Nährstoffe fütterten den träumenden Hohen Herrn der Vervunmakropole. Er wälzte sich
in seinem öligen Fruchtwasser herum und zog dabei an den Verbindungs-kabeln,
seine Füße und Hände zuckten wie bei einem träumenden Hund. Er träumte vom Handelskrieg,
der vor seiner Geburt stattgefunden hatte. Die Bilder seines Traums wurden
durch die Bildergalerien gespeist, die er in seiner Jugend studiert hatte.
Er träumte von seinem illustren
Vorgänger, dem großen Heironymo, der auf hochmütigste Art die Rivalität mit
Ferrozoica angefacht und sich auf den Krieg vorbereitet hatte. Wie falsch, wie
absolut dumm! Was für eine hartnäckige Sturheit! Und die Makropole verehrte ihn
wegen seiner heldenhaften Führerschaft!
Schwachköpfe! Vieh!
Gedankenlose Spreu!
Handel ist immer Krieg. Aber
der Krieg des Handels kann auf so raffinierte, erlesene Art geführt werden. Die
Waffen zu erheben, Soldaten zu mobilisieren, wunderbare Makropolprofite in Kriegsmaschinen
und Kanonen, in Proviant und Munition zu verwandeln ...
Welch ein jämmerlicher Geist,
dieser Heironymo! Wie blind von dir, die wahren Straßen zum Sieg so zu
übersehen! Haus Clatch hätte sich einem Handelsembargo gebeugt, lange bevor die
tapferen Jungs der Vervunwehr die Wälle Zoicas gestürmt hatten!
Ein Zugeständnis hier, ein Handel
da, ein Ausbleiben von Kapital und Lieferungen, eine Blockade ...
Salvador Sondar trieb aufwärts.
Seine Träume waren jetzt Maschinensprachen-Landschaften aus
Auto-Geschäftsbüchern, konturierte Zikkurate steigender Zinssätze, Flüsse aus
Wechselkursen und Terrassen aus Produktionsvolumina. Die mathematischen
Ausblicke merkantilen Triumphs, die er mehr bewunderte als alles andere im
Universum.
Wieder zuckte er in der warmen
Suppe. Schillernde Blasen hüllten seine verschrumpelten Gliedmaßen ein und trieben
unter das Dach des Eisentanks. Er war jetzt froh, dass er den alten Mann
getötet hatte. Heironymo hatte zu lange regiert! Hundertzwanzig Jahre alt, von
der dummen, seichten Öffentlichkeit geliebt und immer noch nicht gewillt, für
seinen zwanzig Jahre alten Neffen und offensichtlichen Nachfolger Platz zu machen!
Es war ein Gnadenakt gewesen, träumte Salvador, obwohl ihn seit fünfzig Jahren
ein Schuldgefühl wegen der Tat
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