Gaunts Geister - Band 1-3
Außenhabs am Nordufer oder verstopften die Schnellstraße zum
Kollektiv Nord. Die Nacht war kalt und nass und viele — Verwundete, Geschockte
und Hungernde — litten an Erfrierungen und Fieber.
In der Makropole war es schlimmer.
Millionen verstopften die Zugangswege zu den Anlegestellen oder säumten den
Fluss in Reihen, die so dicht gestaffelt waren wie die Mengen auf den
Stadiontribünen, wenn sie ein großes Spiel sahen. Brutale Kämpfe brachen aus,
da Bürger um die Plätze auf einer sich nähernden Fähre kämpften. Tausende
starben, fast zweihundert davon an Bord einer Fähre, die sie in ihrer panischen
Eile, an Bord zu kommen, überluden, sodass sie kenterte. Hunderte mehr wurden zu
Tode getrampelt oder einfach in der Masse zerquetscht oder durch den Druck der
Leiber hinter ihnen in den Fluss gestoßen.
Jene, die nicht sofort
ertranken, starben langsam, da sie in der Kälte des Wassers trieben und am Ufer
nicht genügend Platz fanden, um wieder an Land zu klettern. Ein Abschnitt des
Piers stürzte unter der Last der Flüchtlinge ein, sodass Hunderte in den Hass
fielen. Tumulte und Panikkämpfe breiteten sich aus wie ein Lauffeuer in der
Menge. Wie ein verwundetes Tier begann die Vervunmakropole damit, sich selbst
zu zerfleischen.
Jedes kleine Boot, das sich
fand, wurde gestohlen und ins Wasser gelassen, gewöhnlich überfüllt und oft von
Männern oder Frauen gesteuert, die keine Ahnung von Wasserfahrzeugen hatten.
Andere zogen es vor, über den Fluss zu schwimmen oder zu paddeln, indem sie
sich an schwimmendes Material festklammerten.
Der Hass war fast drei
Kilometer breit und eiskalt, und obendrein gab es starke Strömungen darin.
Niemand, der zu schwimmen versuchte, schaffte es weiter als bis zur Hälfte,
bevor er unterging, bis auf einige wenige, die von vorbeifahrenden Fährenbesatzungen
aus dem Wasser gezogen wurden. Ganze Ströme von Flüchtlingen schafften es von
den Hafenanlagen auf das große Viadukt und überquerten den Hass zu Fuß. Die
Fußgängerdichte auf der Eisenbahnbrücke war so groß, dass viele
hinuntergestoßen wurden und schreiend in den Fluss tief unter ihnen fielen. Kurz
nach Mitternacht rasten zoicanische Raketen der über die Hiraldibrücke im Osten
eindringenden Truppen in das Hafenbecken. Manche fielen auf die Docks oder ins Wasser.
Vier sprengten die zentralen Brückenbögen des Viadukts, sodass drei der großen
Pfeiler einstürzten und Hunderte töteten.
Das Viadukt als Fluchtweg war
damit erledigt, und jene auf den südlichen Bögen, die den Raketenangriff
überlebt hatten, saßen in der Falle und konnten sich nicht in die Makropole
oder in den Hafen zurückziehen, weil der Druck der Leiber hinter ihnen zu groß
war. Einer nach dem anderen wurden sie vom geborstenen Ende des Viadukts
gestoßen.
Kurz nach der Zerstörung der
Eisenbahnbrücke sah Folik, der mit seiner Fähre gerade wieder zum Südufer unterwegs
war, Lichter und Bewegung in östlicher Richtung am Nordufer. Motorisierte
Brigaden der Zoicaner kamen aus den Pipelines und über die Hiraldistraße und beeilten
sich, den Fluchtweg zu versperren.
Offensichtlich wollten die
Zoicaner, dass niemand die Zerstörung der Makropole überlebte. Im Morgengrauen
griffen die zoicanischen Armeegruppen die Flüchtlingsströme am Nordufer an. Die
Horden, die das Glück gehabt hatten, über den Fluss zu kommen, wurden jetzt auf
der anderen Seite systematisch abgeschlachtet. Vielleicht eine halbe Million wurden
sofort niedergemetzelt. Hunderttausende flohen in das ungastliche Hinterland
oder in die Ruinen der Außenhabs.
Jetzt gab es keinen Weg mehr
über den Fluss. Die Fähren kehrten ans Südufer zurück, viele unter Beschuss der
zoicanischen Truppen auf der Nordseite, und machten dort fest. Sie saßen jetzt
ebenso in der Falle wie die Massen am Ufer. Ein ängstliches Schweigen der
Erkenntnis legte sich über die Massen, als sie sahen, dass eine Flucht nicht
mehr möglich war. Die Zoicaner feuerten über den Fluss in die dicht gedrängten
Menschenmassen. Trotz dieses groß angelegten Abschlachtens dauerte es Stunden, bis
die Massen der Zivilisten sich in die Makropole zurückzogen. So lange dauerte
es, bis die Neuigkeiten den Weg durch die Massen genommen hatten und die Flut eine
andere Richtung nahm.
Folik saß mit Mincer auf dem
Vordeck der schaukelnden Magnificat und teilte sich mit ihm eine Flasche
Joiliq.
Sie hatten beschlossen, nicht
zu fliehen. Das schien wenig Sinn zu haben, vor allem jetzt, wo sie
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