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Gaunts Geister - Band 1-3

Gaunts Geister - Band 1-3

Titel: Gaunts Geister - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett , Christian Jentzsch
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brauchen es nicht.«
    Merity Chass versteifte sich
und starrte zur Buntglasrosette der Sakristei empor.
    »Ich habe befürchtet, dass Sie
das sagen würden.«
    Sie wandte sich ihm zu. Ihr
Gesicht war blass, und ihre dunklen Augen funkelten zornig. Buntes Licht vom
Fenster hinter ihr zeichnete ihre schlanke Silhouette nach. »Mein Vater hat
sich mit der Frage gequält, ob er es einsetzen soll oder nicht. Als ich im
Schutzraum ankam und feststellte, dass er es in meinen Habseligkeiten versteckt
hatte, habe ich mich auch gequält. Noch auf dem Weg hierher zu Ihnen ging mir
auf, dass wir es viel früher hätten einsetzen sollen, denn nun haben Sie den
verwünschten Salvador bereits entmachtet. Unsere verzweifelte Situation ist
keine Frage der Kontrolle mehr.«
    »Wir haben die Kontrolle«,
stimmte Gaunt ihr zu. »Das Problem ist jetzt ganz schlicht eines der physischen
Kriegführung. Die Vervunmakropole steht zwar am Rande des Abgrunds, aber es ist
nicht der Abgrund, den Heironymo gefürchtet hat und dem er mit diesem Amulett
vorbeugen wollte.«
    Sie setzte sich neben ihn und
schäumte vor Wut. »Hätte ich es doch nur früher gebracht — oder meinen Vater
dazu gedrängt. Wir hätten damit Salvador absetzen können ...«
    »Danken Sie dem Thron, dass wir
es nicht getan haben!«
    Sie sah ihn durchdringend an.
    Gaunt zuckte die Achseln. »Wir
hätten die Systeme der Makropole und damit uns selbst zerstört, weil nichts mehr
funktioniert hätte. Ein Systemmörder ist eine absolute Waffe, Lady Chass.«
    »Also waren meines Vaters und
meine Überlegungen und Erwägungen — alle ohnehin sinnlos?« Sie lachte dünn und
ein wenig krächzend. »Wie passend! Haus Chass, so verdammt intellektuell und
gebildet, quält sich mit Bedeutungslosigkeiten, während die Makropole blutet
und verbrennt!«
    Er zog die Handschuhe aus und
warf sie beiseite. »Heironymos Vermächtnis durfte niemals auf die leichte
Schulter genommen werden. Dass wir es jetzt nicht benutzen können, lässt die
Sorgfalt und Hingabe, die Haus Chass darauf verwandt hat, nicht in einem
schlechteren Licht erscheinen.«
    Sie streckte die Hand aus und
umklammerte seine schwieligen Finger. »Was passiert jetzt, Gaunt?«
    Langsam wandte er ihr den Kopf
zu. »Wir tragen einen simplen Krieg aus, Menschen und Maschinen, Lasergewehre
und Granaten. Wir kämpfen und versuchen sie zu vertreiben. Wenn wir gewinnen,
überleben wir. Wenn wir verlieren, sterben wir.«
    »Das klingt so trostlos.«
    »Mehr weiß ich nicht, die krude
Gleichung der Schlacht. So schlimm ist es gar nicht. Wenigstens ist es einfach.
Es gibt keine Alternativen und nichts zu überlegen.«
    »Wie lange?«
    »Wie lange was?«
    Ihre Augen, die lebendiger
waren als alles, was Gaunt jemals gesehen hatte, schauten in seine. »Wie lange,
bis wir Bescheid wissen?«
    Ibram Gaunt atmete tief ein und
aus und schüttelte den Kopf.
    »Jetzt nur noch Stunden.
Vielleicht einen Tag, vielleicht zwei. Dann wird es vorbei sein, so oder so.«
    Sie zog ihn an sich und schlang
die Arme fest um seinen breiten Rücken. Er konnte ihre Haare und ihr Parfüm riechen,
schwach und fast verweht, doch immer noch da trotz der Gerüche nach Kälte und Feuchtigkeit
und Schmutz denen sie im Schutzraum ausgesetzt gewesen war.
    Gaunt hatte schon lange
vergessen, was für ein schlichter, umfassender Trost die Körperwärme eines
anderen Menschen war.
    Er hielt sie sanft, schwindlig
vor Erschöpfung, während die leisen Stimmen des ekklesiarchischen Chors durch
die Sakristei hallten.
    Ihr Mund fand seinen.
    Er zog sich zurück. »Ich glaube
nicht ...«, begann er.
    »Dass sich ein gemeiner Soldat
mit einer hochgeborenen Dame einlassen sollte?« Sie lächelte. »Selbst wenn das früher
eine Rolle gespielt hätte, jetzt tut es das nicht mehr. Dieser Krieg hat uns
alle gleich gemacht.«
    Sie küssten sich wieder, und
jetzt wehrte sich keiner mehr. Eine Weile existierte für sie beide nur noch
ihre Leidenschaft. Zwei menschliche Seelen blendeten intim und wortlos die
Apokalypse aus.
     
    Mitternacht war lange vorbei.
Brays Tanither ließen sich durch die verwüstete Zentralhab-Zone zum
Schirmpylonen zurückfallen, nachdem sie einen Tag und eine Nacht im
Chemiefabriken-Distrikt Panzer gejagt hatten. Alle Bemühungen der Zoicaner im
Süden schienen sich gegen den Schirmpylonen zu richten, und Bray wusste, dass
er bei Weitem das wichtigste strategische Ziel in der gesamten Makropole war.
    Bray verfügte noch über
zweihundertachtzig Tanither, die durch

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