Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gaunts Geister - Band 1-3

Gaunts Geister - Band 1-3

Titel: Gaunts Geister - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett , Christian Jentzsch
Vom Netzwerk:
Epsilon, die abgelegene, finstere Todeswelt am Rande der Klammer.
Gaunt wusste, dass Kriegsmeister Macaroths Planungsstab mit der Bewertung
dieser Welt beschäftigt war. Er wusste auch, dass einige Regimenter den Auftrag
bekommen würden, sie einzunehmen.
    Niemand wollte nach Epsilon.
Niemand wollte sterben.
    Er schaute in das gärende,
fluktuierende Licht des Immateriums jenseits des Glases und richtete ein
stummes Gebet an den Allergesegnetsten Imperator: Erspare uns Epsilon .
    Andere, noch düsterere
Überlegungen bereiteten ihm Kopfzerbrechen. Wie der infernalische, unschätzbar
wertvolle Kristall, der ihm auf Pyrites anvertraut worden war.
    Seine bloße Anwesenheit, sein
unverschließbares Geheimnis, brannte in seinem Hinterkopf wie eine
Phosphorwunde. Von Fereyd war nichts gekommen, kein Wort, kein Signal, nicht
einmal eine Andeutung, was man von ihm erwartete. Sollte er den Kurier spielen
und wenn ja, wie lange? Woher sollte er wissen, wem er das kostbare Juwel
anvertrauen durfte, wenn die Zeit gekommen war?
    Wurde etwas anderes von ihm
verlangt? Hatte ihn eine andere, wichtige Anweisung nicht erreicht? Ungeachtet
ihrer langen Freundschaft verfluchte Gaunt Fereyds Andenken. Diese Art
Komplikationen war zusätzlich zu den Anforderungen, die seine kommissarischen
Pflichten an ihn stellten, unerwünscht.
    Er beschloss, den Kristall zu
behüten. Ihn bei sich zu tragen, bis Fereyd ihm etwas anderes sagte.
Andererseits befürchtete er, dass der Kristall eine Angelegenheit von
allergrößter Bedeutung war, und die Zeit verrann.
    Er ging zum gerändelten
Geländer am Rand des Erkers und stützte sich schwer darauf. Die
Ungeheuerlichkeit des Warpraums zuckte und wand sich vor ihm, milchige Ranken
aus Protomaterie leckten wie Bänder aus flüssigem Nebel über die Außenseite des
Glases. Der Glaserker war eines von drei Immateriums-Observatorien auf der Absalom,
die den Navigatoren und Klerikern der Abteilung Astrographicus den visuellen
Zugang zur Leere ringsum gestatteten. In der Mitte des Erkerdecks drehten sich
auf einem großen Plattform-Mechanismus aus geölten Zahnrädern und
Getriebestangen riesige Sensoskope, Auren-Verbildlicher und Leuchtkraft-Messer.
Betrachteten den Mahlstrom, kartografierten, cogitierten, schätzten und
sendeten die gesammelten Daten über Relais und summende Kristalle zur acht
Kilometer entfernten Hauptbrücke an der Spitze des höchsten Kommandoturms der Absalom .
    Das Betreten der Observatorien
war nicht verboten, aber der Aufenthalt dort wurde Raum-Neulingen nicht
empfohlen. Es hieß, dass ohne die Abschirmung des Glases der Ausblick den Geist
auch des abgebrühtesten Astrographen zerrütten könne. Der Chor-Klang des
Fahrstuhls hatte Gaunt davor warnen wollen. Aber er hatte das Immaterium auf
seinen vielen Fahrten schon unzählige Male gesehen, und es bereitete ihm keine
Furcht mehr. Und auf diese Art gefiltert fand er die Fluktuationen des
Warpraums irgendwie friedlich, als gestattete der kataklysmische Aufruhr draußen
seinem eigenen Geist zu ruhen. Hier konnte er nachdenken.
    Längs der Kuppel waren in einer
Art Ehrenliste die Namen von Militärführern, Feldmarschällen und Admirälen in
die polierten Eisenbeschläge des Simses eingraviert. Unter jedem Namen stand
eine kurze Legende mit den Schauplätzen ihrer Siege. Einige Namen kannte er aus
historischen Texten, die er in der Schule auf Ignatius hatte studieren müssen.
Manche, deren Inschriften alt und verblasst und die schon vor einem Jahrtausend
gestorben waren, kannte er nicht. Er ging am Kuppelrand entlang und las alle
Inschriften. Er hatte schon fast einen Halbkreis geschlagen, bevor er den Namen
des einen Mannes fand, den er tatsächlich persönlich kannte: Kriegsmeister
Slaydo, Macaroths Vorgänger, gestorben bei seinem berüchtigten Sieg auf Balhaut
im zehnten Jahr des Kreuzzugs durch die Sabbatwelten.
    Gaunt schaute von seiner
Betrachtung auf. Die Fahrstuhltüren öffneten sich zischend, und er hörte
wiederum den Warnchorus.
    Eine Gestalt betrat den Erker,
ein Flottenmatrose mit einem kleinen Werkzeugkasten. Der Matrose warf einen
kurzen Blick auf die einsame Gestalt am Geländer, wandte sich dann ab und
verschwand hinter dem Fahrstuhl. Ein Inspektionsrundgang, entschied Gaunt
geistesabwesend.
    Er wandte sich wieder den
Inschriften zu und las Slaydos Gedenktafel noch einmal. Er erinnerte sich an
Balhaut, an die Feuerstürme, welche die Nacht zum Tage gemacht und die Truppen
des Chaos hinweggefegt hatten. Er und seine

Weitere Kostenlose Bücher