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Gauß: Eine Biographie (German Edition)

Gauß: Eine Biographie (German Edition)

Titel: Gauß: Eine Biographie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Mania
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Entdeckung. Es sind zwei Schweife, die sich deutlich vom Körper des Kometen trennen: «Der nördliche ist ganz gerade, sehr dünn, sehr blass und am längsten; der südliche viel kürzer, breiter, glänzender und stark nach Süden gekrümmt.»
    Es ist das letzte himmlische Objekt, das Gauß aus dem Fenster seiner Braunschweiger Wohnung beobachtet. Am 19. November verlässt er für immer seine Geburtsstadt. Sein Weg ist stark nach Süden gekrümmt.

8. Professor in Göttingen
    Am 17. November 1807 bricht die Vorhut des Umzugs mit Stiefbruder Georg und zwei Packwagen eines Fuhrunternehmers nach Göttingen auf. Gauß reist mit seiner Frau, Joseph und Kinderfrau Sybille zwei Tage später hinterher, ohne dass es ihm gelungen ist, den Gehaltsrückstand bei der französischen Verwaltung einzufordern. Um Gauß aus der größten finanziellen Verlegenheit herauszuhelfen, werden ihm bei der Ankunft die vertraglich vereinbarten 300 Taler Reisekosten sofort ausgezahlt. Die Federbetten sind in einem Fass eingeschlossen, das ein Böttcher öffnen muss, ein Tischler baut Bettstellen und Schränke zusammen. In der Wohnung im Haus Nummer 697 in der Gronerstraße wird sich die junge Familie nur vorübergehend aufhalten. Carl Ludwig Harding, außerordentlicher Professor der Astronomie, hat sie organisiert, bis die eigentliche Dienstwohnung des ordentlichen Professors der Astronomie und Leiters der Universitäts-Sternwarte bezugsfertig ist. Harding wird künftig mit Gauß zusammenarbeiten. Beim Vergleich der Jahresgehälter tritt der Rangunterschied am deutlichsten hervor. So verdient Gauß ein ansehnliches Anfangsgehalt von 1000 Talern, während Harding mit 400 Talern auskommen muss.
    Im Briefwechsel mit Harding hat Gauß sich «eine eigene Stube, die nicht unmittelbar an diejenige stieße, wo die Kinder schreien» [Küs 2 : 31], gewünscht. Bei der Planung muss er jetzt an zwei Kinder denken, denn Johanna ist im sechsten Monat schwanger. Ihr ist die hundert Kilometer weite Reise auf dem schaukelnden Wagen nicht bekommen. Aber, so schreibt sie an ihre Freundin Dorothea Köppe: «Sobald ich ausstieg, war ich munter wie ein Fisch. Unsere Sachen waren durch die Güte von Prof. Harding schon alle ausgepackt, so daß bei unserer Ankunft etwa um 3 U. Nachmittags eine warme Stube und eine Tasse Thee uns empfing» [Mac: 21]. Ihr erster Eindruck von der Wohnung ist weniger günstig. Die Küche scheint ihr «räuchrig und zugig», die Diele heruntergekommen, das Wohnzimmer leidlich. Auch Gauß spricht Olbers gegenüber von unserer «ziemlich schlechten interimistischen Wohnung».

    Eine Woche später werden, wie es die akademischen Gepflogenheiten verlangen, «Visiten gefahren». Der Herr Professor und seine Frau mieten sich eine Kutsche, fahren bei 50 bis 60 Familien vor, lassen durch den Kutscher oder einen mitfahrenden Botenjungen ihre Visitenkarte abgeben und müssen währenddessen vornehm im Wagen sitzen bleiben und weiterfahren, bevor sich die Gelegenheit ergeben könnte, dass jemand ihnen tatsächlich persönlich die Hände schütteln wollte. So ist es Brauch. Hanchens Kommentar: «O der lächerlichen Menschen!»
    Das Kurfürstentum Hannover hat mit dem Sieg Napoleons aufgehört zu existieren. Göttingen gehört, wie das ehemalige Herzogtum Braunschweig, seit August zum Königreich Westphalen, das von Napoleons Bruder Jérôme Bonaparte regiert wird. Mit einer neuen, bürgerlich-rechtsstaatlichen Verfassung soll hier ein Musterstaat entstehen, der den Deutschen die Überlegenheit des napoleonischen Code Civil schmackhaft machen will. So wird die Leibeigenschaft abgeschafft und die Gewerbefreiheit eingeführt. Vor allem soll der Grundsatz der Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetz gelten. Theoretisch zumindest. Westphalen ist nicht wirklich souverän, sondern bleibt in das Menschen und Ressourcen verschlingende Herrschaftssystem des Kaisers eingebunden. Napoleonische Militärmaschine und königliche Verschwendungssucht lassen das Land wirtschaftlich ausbluten. Durch ständige Steuererhöhungen geraten viele Menschen in existenzielle Not, wohlhabende Bürger werden zu hohen Kontributionen verpflichtet, und der auf seine alten Privilegien beharrende Adel lässt keine wirklichen Reformen zu. Auch Carl Friedrich Gauß ist von den Zwangsanleihen betroffen. Er hat noch keinen Taler verdient, da soll er bereits ein halbes Jahresgehalt zahlen. Olbers weist ohne Rückfrage 100 Louisd’or an, die Gauß postwendend zurückschickt. Es seien bereits

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