Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gauß: Eine Biographie (German Edition)

Gauß: Eine Biographie (German Edition)

Titel: Gauß: Eine Biographie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Mania
Vom Netzwerk:
Arrangements getroffen, die eine Reduzierung auf die Hälfte des Betrags in Aussicht stellten. Unter den Fürsprechern gehört offenbar auch Laplace in Paris, der Einfluss auf Napoleon hat. Da kommt über Mittelsmänner aus Frankfurt ein Geschenk über 1000 Gulden von einem anonymen Spender. Nach einigem Zögern nimmt Gauß es an und teilt sich das Geld mit Harding, der durch die Zwangsanleihe ebenfalls in Schwierigkeiten geraten ist. Gauß vermutet den unbekannten Mäzen in Paris. *
    Kurz vor der Niederkunft Johannas scherzt der werdende Vater noch mit Olbers, dem designierten Taufpaten, Harding müsse beim dritten und der Freund in Bremen noch einmal beim vierten Kind Pate sein. Dann wären die drei Entdecker der vier himmlischen Kinder Ceres, Pallas, Juno und Vesta auch die Paten seiner irdischen Kinder. Am 29. Februar 1808 kommt Wilhelmine zur Welt, eine schwere Geburt, die Johanna noch lange schwächt. Am 18. April bedankt sich Johanna bei Olbers’ Frau und Tochter für das «allerliebste elegante Geschenk», das sie Minna gemacht haben. Sie selbst sei nach einem dreiwöchigen heftigen «Milchfieber» gänzlich wiederhergestellt und freue sich über den gesunden Appetit ihres Babys. Ob mit zunehmender Korpulenz «nun auch Weisheit und Verstand mit kommt, das freilich muss ich dem Himmel anheimstellen, frommer wenigstens ist sie durch die Taufe … nicht geworden; sie schreit seitdem viel mehr» [Olb1: 413]. In einem Brief an seine Eltern deckt der Vater einen durch astronomische Mathematik bedingten Nachteil für die kleine Minna auf: «Das arme Kind ist zu bedauern, daß es gerade am Schalttage die Welt erblickt und also nur alle vier Jahre einen Geburtstag zu feiern hat» [Mac: 28].
    Aus einem Brief an ihre Freundin Dorothea Köppe geht hervor, dass ihr Zustand im Kindbett ernster gewesen sein muss: «Noch einmal bin ich dem Tode entwischt und hoffe ihm nun auf lange Zeit entlaufen zu seyn … Mein Mädchen ist ein recht … derber Stöpsel … sie wird eine dicke Trulle werden … Meinem Carl wird es freilich nicht recht seyn, der fürchtet dies ordentlich, er möchte lieber ein kleines zartes Püppchen haben; allenfalls für einen Jungen meint er sey es hübsch so dick zu sein, doch ein Mädchen müsse auch als Kind schon zart seyn. Er prophezeit mir, daß es eben keine sonderliche Schönheit werden wird, das sehr leicht möglich ist» [Mac: 28 f.]. Nach einem halben Jahr in Göttingen und nach dem Umzug in ein freundlicheres Quartier in der Kurzen Straße – «5 Zimmer, 4 Kammern und Auditorium im 1. Stock; Diele, Domestikenstube und Wirtschaftsräume im Erdgeschoss» [Küs 2 : 30] – sind Johannas Briefe immer noch vom Heimweh geprägt. Sie sehnt sich nach ihrer Mutter – «es ist der süßeste Klang, wenn ich höre, daß es ihr wohl gehet» –, nach der Freundin Dorchen und nach der Heimatstadt Braunschweig. Das sonnige Gemüt der Gerbertochter kann sich nicht an der völlig anderen Art von Geselligkeit erwärmen, die ihr in dieser überschaubaren Kleinstadt mit ihrer weltberühmten Universität geboten wird. Sie fühlt sich verloren in den Salons der Hofrätinnen und vornehmen, hochgebildeten Damen und macht sich nichts aus den Teegesellschaften mit 60 bis 80 Gästen. Bei Wein, Gebäck und Kartenspiel langweilt sie sich und sehnt den Augenblick herbei, der ihr spät genug erscheint, um ihren Aufbruch nicht unhöflich wirken zu lassen. Immer wieder drückt sie ihr Unverständnis dafür aus, deswegen ihre Kinder dem Gesinde überlassen zu müssen. «Gauß macht es ebenso wenig Spaß wie mir, man hat es mit ein Paar malen herzlich satt … Man ist gewiß umso glücklicher, je mehr man sich auf die Familienfreuden beschränkt» [Mac: 41; 32].
    Vom Tod seines Vaters erfährt Gauß durch einen Brief seiner Schwiegermutter. Acht Jahre zuvor hat Gebhard Dietrich Gauß sein Haus am Wendengraben verkauft und ein kleineres in der Nähe der St. Ägidienkirche, am Südrand der Stadt, erworben. In seinem letzten Lebensabschnitt ist es ihm vergönnt, die mühselige Plackerei aufzugeben und als Bote einer Versicherungsgesellschaft und Mitarbeiter eines Markthändlers den Lebensunterhalt für sich und seine Frau etwas entspannter zu verdienen. Ein Brust- und Nervenfieber streckt ihn Anfang April 1808 nieder. Er setzt seinen Letzten Willen auf, nach dem seine «jetzige liebe Ehefrau, mit der er eine vieljährige glückliche Ehe geführt» [Hän: 90], lebenslänglich Nutznießerin seines ganzen Vermögens sein soll.

Weitere Kostenlose Bücher