Gauts Geister 4 - Ehrengarde
ist
es so bestimmt. Daran können auch noch so viele Panzer und Soldaten nichts ändern.«
»Sie würden die Chaos-Brut
einfach hereinlassen?«, fragte Rawne ungläubig.
»Achten Sie auf Ihre Worte,
Major!«, zischte Hark.
»Eine verständliche Frage«,
sagte Cortona.
»Unser Glaubenssystem mag für
einen im Krieg versierten und geschulten Geist nur schwer zu verstehen sein.«
»Die heilige Sabbat war eine
Kriegerin, Ayatani-Ayt«, stellte Gaunt glattzüngig fest.
»Das war sie. Vielleicht die
beste in der Galaxis. Doch nun ruht sie sich aus.«
»Bei allem Respekt, Vater, aber
Ihre Überlegungen sind ohnehin akademisch«, fuhr Gaunt fort. »Sie haben unsere Absichten
hier falsch eingeschätzt. Wir sind nicht geschickt worden, um Sie zu
verteidigen. Marschall Lugo hat mir befohlen, die Reliquien der Heiligen
sicherzustellen und sie vor dem Ende der Evakuierung Hagias mit vollen Ehren
nach Doctrinopolis zu bringen.«
Das gelassene Lächeln wich
nicht eine Sekunde von Cortonas Gesicht. »Ich fürchte, Kommissar-Oberst, das kann
ich nicht zulassen.«
»Sie haben mir den Atem
geraubt«, murmelte Zweil. »Ich hätte nie gedacht, dass Sie deswegen zur
Schreinfeste fahren! Beatis Blut, Kommissar-Oberst! Was haben Sie sich nur
dabei gedacht?«
»Ich habe Befehlen gehorcht«,
sagte Gaunt. Sie standen gemeinsam auf der Terrasse des Innenwalls der
Schreinfeste und schauten über den grell leuchtenden Schnee auf den Pass.
»Ich dachte, man hätte Sie geschickt,
um diesen Ort zu schützen! Ich wusste, dass die Tempelum-Ayatani nicht allzu
erfreut über eine militärische Intervention sein würden, aber ich war der
Ansicht, das sei Ihr Problem.«
»Und wenn ich Ihnen von meinen
eigentlichen Absichten erzählt hätte, hätten Sie mir dann geraten umzukehren?«
»Ich hätte Ihnen gesagt, was
Ayatani-Ayt Ihnen gerade gesagt hat. Die Reliquien der Heiligen dürfen niemals
von Hagia entfernt werden. Das ist eine der ältesten Lehren, ihre
Totenbett-Prophezeiung. Auch Leute wie dieser Marschall Lugo oder Ihr
geschätzter Kriegsmeister Macaroth wären dumm, dagegen zu verstoßen!«
»Ich habe es gelesen. Sie
wissen ja, dass ich das Evangelium eingehend studiert habe. Ich habe einfach
angenommen, es sei ... eine Grille. Ein unbedeutendes Detail.«
Zweil schüttelte den Kopf. »Ich
glaube, das ist der Punkt, an dem Sie sich ständig irren. Wenn Sie die
Schriften lesen, suchen Sie mal nach einem absoluten, wörtlichen Sinn und dann
geben Sie sich wieder die größte Mühe, einen verborgenen Sinn dahinter zu
entdecken! Textinterpretation, tatsächlich! Sie brauchen Ausgewogenheit. Sie
müssen das fundamentale Gleichgewicht des Glaubens verstehen, wie wir es
begreifen. Wenn Sie von den Ayatani erwarten, dass sie sich ergeben und strikt
an die Sitten und Reliquien und Traditionen der lebenden Beati halten, dann
müssen Sie gleichermaßen von uns erwarten, dass wir den Anweisungen in ihren
Schriften mit unverbrüchlicher Überzeugung folgen.«
»Es steht geschrieben«, begann
Gaunt nachdenklich, »dass die gesamten Sabbatwelten auf ewig dem Chaos anheim
fallen, sollten die sterblichen Überreste der heiligen Sabbat jemals von Hagia
entfernt werden, sei es zufällig oder absichtlich.«
»Was ist daran unklar?«
»Es ist eine offene
Prophezeiung! Ein farbiger Mythos, um Anbetung und Verehrung zu intensivieren!
Es könnte nicht wirklich geschehen!«
»Nicht?« Zweil starrte auf die
Heiligen Berge. »Warum nicht? Sie glauben an die Heilige, an ihre Werke, an
ihre unkorrumpierbare Heiligkeit. Ihr Glaube an sie und alles, wofür sie steht,
strahlt förmlich von Ihnen aus. Er hat Sie hergebracht. Warum wollen Sie dann
nicht an ihre Totenbett-Prophezeiung glauben?«
Gaunt zuckte die Achseln. »Weil
sie zu ... verrückt ist! Zu gewaltig, zu weit hergeholt! Zu unwahrscheinlich
...«
»Vielleicht ist sie das. Sagen
Sie, wollen Sie die Probe aufs Exempel machen, indem Sie ihre Überreste von
dieser Welt entfernen?« Gaunt antwortete nicht.
»Nun, mein Junge? Wissen Sie es
besser als die am meisten verehrte Heilige des Sektors? Weiß Lugo es besser
oder der :Kriegsmeister? Wollen Sie riskieren, alles, tausend bewohnte Systeme,
für immer zu verlieren, nur um es herauszufinden? Ungeachtet Ihrer Befehle und
des höheren Ranges Ihrer Vorgesetzten, haben sie das Recht, dieses Risiko
einzugehen oder Ihnen den Befehl dazu zu geben?«
»Ich glaube nicht, dass sie es
haben. Ich glaube nicht, dass ich es habe«, erwiderte Gaunt nach einer
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