Gauts Geister 4 - Ehrengarde
Ihre Befehle missachteten, desertierten und die anderen mitnahmen?«
»Ungefähr, ja«, räumte Corbec
ein.
»Die Befehle missachteten ...
Wo habe ich das nur kürzlich schon mal gehört?«, murmelte Zweil, während er
seine Zigarre neu anzündete.
»Seien Sie still, Vater«,
blaffte Gaunt.
»Corbec hat mir erzählt, was
los ist«, fuhr Dorden ruhig fort.
»Er hat mir gesagt, was in
seinem Kopf vorging und was er vorhatte. Ich wusste, dass er versuchte,
einigermaßen gesunde Soldaten zu überreden, ihn zu begleiten. Ich habe
versucht, es ihm auszureden. Aber ...«
»Aber?«
»Aber mittlerweile hatte die
Heilige auch zu mir gesprochen.«
»Feth!«, stieß Rawne hervor.
»Sie hatte auch zu Ihnen
gesprochen, Tolin?«, fragte Gaunt ruhig.
Dorden nickte. »Ich weiß, wie
sich das anhört. Aber ich hatte diese Träume. Über meinen Sohn Mikal.«
»Das ist nur verständlich,
Doktor. Das war ein furchtbarer Verlust für die Geister und für Sie.«
»Vielen Dank, Kommissar. Aber
je mehr Corbec mir über seine Träume erzählte, desto klarer wurde mir, wie ähnlich
sie meinen waren. Sein toter Vater. Mein toter Sohn. Die beide mit einer
Botschaft zu uns kamen. Bei Hauptmann Daur war es dasselbe, nur auf eine andere
Art. Jemand ... etwas ... hat versucht, mit uns zu kommunizieren.«
»Also sind Sie drei
desertiert?«
»Ja, Kommissar«, sagte Daur.
»Es tut mir wirklich sehr Leid,
Kommissar«, sagte Corbec.
Gaunt seufzte tief, während er
überlegte. »Und die anderen? Hat zu denen auch die Heilige gesprochen?«
»Meines Wissens nach nicht«,
sagte Corbec. »Wir haben sie einfach rekrutiert. Milo war mit den Verwundeten
zurückgekommen und wollte unbedingt wieder zur Truppe, also war er leicht zu
überzeugen. Er hat die junge Esholi mitgebracht, Sanian. Wir wussten, dass wir
einen Einheimischen mit guten Ortskenntnissen brauchten. Ohne sie wären wir
mittlerweile schon ein paarmal gestorben. Erschossen oder im Berg erfroren.«
»Sie hat unseren Weg für uns
gefunden«, witzelte Dorden finster.
»Ich bete zum Goldenen Thron,
dass sie jetzt auch ihren eigenen findet.«
»Bragg, na ja, Sie kennen ja
Gleich noch mal«, seufzte Corbec.
»Er würde alles tun, was ich
ihm sage. Er wollte unbedingt helfen. Derin auch. Vamberfeld, Nessa. Wenn ein
Oberst, ein Hauptmann und ein Stabsarzt Sie fragen, ob er die Regeln brechen
und ihnen bei einer Sache auf Leben und Tod helfen will, dann tun Sie es.
Keiner von ihnen hat Schuld. Keiner sollte bestraft werden. Sie haben alles
gegeben. Eigentlich für Sie.«
»Für mich?«, fragte Gaunt.
»Deswegen haben sie es getan.
Wir haben sie davon überzeugt, dass es eine Mission auf Leben und Tod ist, die
wichtiger ist als alle Befehle. Dass Sie einverstanden wären. Dass Sie es sogar
wollten. Dass es gut für die Geister und gut für das Imperium sei.«
»Sie sagen, Sie mussten sie
überzeugen, Corbec«, sagte Rawne.
»Das impliziert, dass Sie lügen
mussten.«
»Keiner von uns hat gelogen,
Major«, sagte Dorden frei heraus.
»Wir wussten, was wir tun
mussten, und haben ihnen davon erzählt. Sie sind uns gefolgt, weil sie loyale Geister
sind.«
»Was ist mit dem Pardus
Sergeant Greer, nicht wahr?«
»Wir brauchten einen Fahrer,
Kommissar«, sagte Daur »Ich hatte Greer vor einer Weile kennen gelernt. Es war nicht
viel nötig, um ihn zu überzeugen.«
»Sie haben ihm von der Heiligen
und ihren Botschaften erzählt?«
»Ja, Kommissar. Er hat es ganz
offensichtlich nicht geglaubt.«
»Ganz offensichtlich«,
wiederholte Rawne.
»Also habe ich ...« Daur hielt
inne, zutiefst beschämt. »Ich habe ihm erzählt, wir würden desertieren, um uns einen
Goldschatz der Ayatani aus den Heiligen Bergen zu holen. Da war er dann sofort
bereit mitzukommen, einfach so.« Daur schnippte mit den Fingern.
»Endlich!«, sagte Rawne,
während er sich sein Glas erneut füllte.
»Eine Motivation, die ich
glauben kann.«
»Gibt es einen Goldschatz der
Ayatani in den Heiligen Bergen?«, fragte Zweil, der beiläufig, aber perfekt
Rauchringe blies.
»Das glaube ich nicht, Vater«,
sagte Daur kläglich.
»Oh, gut. Es hätte mir gar
nicht gefallen, der Letzte zu sein, der es erfährt.«
Gaunt setzte sich auf einen
Hocker neben der Tür, grübelte ein wenig und stand dann fast sofort wieder auf.
Corbec sah, dass er nervös und gereizt war.
»Es tut mir Leid, Ibram ...«, begann
er.
Gaunt hob gebieterisch eine
Hand. »Sparen Sie sich das, Colm. Sagen Sie mir eines ... Mal angenommen, ich
würde
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