Gauts Geister 4 - Ehrengarde
diese wunderbare Geschichte halbwegs glauben ... Was passiert jetzt?
Warum sind Sie alle hier?«
Corbec sah Dorden an, der die
Achseln zuckte. Daur vergrub den Kopf in den Händen.
»An dieser Stelle verlieren wir
irgendwie an Glaubwürdigkeit, Kommissar«, sagte Corbec.
»Ach, an dieser Stelle?«,
gluckste Rawne. »Verzeihen Sie, Gaunt, aber ich dachte, der Augenblick wäre
schon vor langer Zeit gekommen!«
»Vielleicht, Major. Also ...
keiner von Ihnen hat irgendeine Ahnung, was Sie tun sollen, jetzt, da Sie hier
sind?«
»Nein, Kommissar«, sagte Daur.
»Nicht die Spur«, sagte Corbec.
»Es tut mir Leid«, sagte
Dorden.
»Also schön«, schnaubte Gaunt.
»Sie sollten jetzt in Ihr Quartier gehen und sich schlafen legen.«
Die drei Mitglieder der Truppe
aus dem Waidwunden Wagen nickten und erhoben sich.
»O nein, nein, nein!«, sagte
Zweil plötzlich. »Das ist doch keine Art, die Sache zu beenden! überhaupt keine!«
»Vater«, begann Gaunt. »Es ist
spät, und morgen früh werden wir alle sterben. Lassen Sie es auf sich beruhen.«
»Das werde ich nicht tun«,
sagte Zweil. Er drückte seinen Zigarrenstummel auf einer Untertasse aus. »Eine gute
Zigarre, Oberst. Vielen Dank. Jetzt setzen Sie sich hin und erzählen mir mehr.«
»Das ist jetzt nicht der
richtige Zeitpunkt, Vater«, sagte Gaunt.
»Es ist der richtige Zeitpunkt.
Wenn jetzt nicht der richtige Zeitpunkt ist, dann weiß ich es auch nicht! Die
Heilige hat zu diesen Männern gesprochen und sie uns in einer heiligen
Angelegenheit hinterhergeschickt!«
»Bitte«, sagte Rawne
verdrossen.
»In einer heiligen
Angelegenheit! Ob es Ihnen gefällt oder nicht, ob Sie es glauben oder nicht,
diese Männer sind Infardi!«
»Sie sind was?«, rief Rawne,
indem er nach seiner Laserpistole griff und aufsprang.
»Infardi! Infardi! Wie lautet
Ihr Wort dafür ...? Pilger! Sie sind Pilger, verflucht! Sie sind den ganzen Weg
hierher im Namen der geheiligten Beati gekommen! Weisen Sie sie jetzt nicht
zurück!«
»Setzen Sie sich, Rawne, und
stecken Sie die Waffe weg. Was sollen wir Ihrer Meinung nach tun, Vater Zweil?«
»Ihnen die offensichtliche
Frage stellen, Kommissar-Oberst.«
»Und die wäre?«
»Was hat die Heilige zu ihnen
gesagt?«
Gaunt fuhr sich mit gespreizten
Händen durch die kurzen blonden Haare. Sein linker Arm schmerzte.
»Schön. Fürs Protokoll ... Was
hat die Heilige zu Ihnen gesagt?«
»Sabbatmärtyrer«, erwiderten
Dorden, Corbec und Daur einhellig.
Gaunt setzte sich abrupt.
»Ach du heiliger Feth«,
murmelte er.
»Kommissar?«, fragte Rawne,
während er sich erhob.
»Was soll das heißen?«
»Das soll heißen, dass sie
wahrscheinlich auch zu mir gesprochen hat.«
»Sanian?«, rief Milo ihren
Namen, während er durch die düsteren Korridore der Schreinfeste schlich.
Der Wind draußen heulte durch
die Essen der Luftschächte.
Bizarre Lichtreflexionen vom
Warpgewitter draußen fielen durch die Fenster und spielten auf dem
Fliesenboden. Er sah eine Gestalt auf einer der Bänke im Flur sitzen.
»Sanian?«
»Hallo, Milo.«
»Was machen Sie da?«
Er konnte sehen, was sie
machte. Unbeholfen und unerfahren, nahm sie ein imperiales Lasergewehr
auseinander und reinigte es.
Sie sah ihn an, als er sich
näherte, legte den Kammerblock und das schmutzige Putztuch aus der Hand und küsste
ihn impulsiv auf die Wange. Ihre Finger hinterließen einen Ölfleck auf seinem
Kinn.
»Wofür war das?«
»Dafür, dass du mir geholfen
hast.«
»Wobei habe ich dir geholfen?«
Sie antwortete nicht sofort.
Sie versuchte gerade, den Lauf auf das Gewehr zu schrauben, drehte aber falsch herum.
»Lass mich«, sagte Milo und
griff nach der Waffe. »Also, wobei habe ich dir geholfen?«
Sie sah zu, wie seine flinken,
erfahrenen Hände das Gewehr zusammensetzten.
»Gelobt sei die Heilige für
dich. Und gelobt seist du.«
»Warum? Was habe ich getan?«,
fragte er, während sie ihm die Waffe aus den Händen nahm.
»Du«, lächelte sie. »Du und
deine Geister. Durch euch habe ich meinen Weg gefunden. Ich bin keine Esholi mehr.
Ich sehe die Zukunft. Ich sehe endlich meinen Weg.«
»Deinen Weg? Na ... welcher ist
es denn?«
Draußen zuckte das Warpgewitter
über den Nachthimmel.
»Es ist der einzige Weg, den es
gibt«, sagte sie.
»Es tut mir Leid, aber das ist
verrückt!«, rief Rawne, der sich beeilte, um mit Gaunt, Dorden, Corbec, Zweil
und Daur Schritt zu halten, die durch die langen Flure der Schreinfeste zur
heiligen Grabstätte
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