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Gauts Geister 4 - Ehrengarde

Gauts Geister 4 - Ehrengarde

Titel: Gauts Geister 4 - Ehrengarde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett
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laut.
    Er würde sterben, ging ihm
plötzlich auf. Er würde hier im Eingang der Werkstatt seines Vaters im
Pryze-Bezirk sterben, mit dem Geruch von Nalholz in der Nase, dem Lärm einer
Holzsäge in den Ohren und einem gewaltigen Stachel unglaublicher Schmerzen, der
sich in sein Herz bohrte ...
     
    Colm Corbec öffnete die Augen
und fügte seinem Leben gute fünfunddreißig Jahre hinzu. Er war kein Junge mehr.
Er war ein alter Soldat mit einer schlimmen Wunde in einer üblen, sehr üblen
Lage.
    Er war bis zur Hüfte ausgezogen
worden, wobei die schmutzigen Überreste seines Unterhemds noch um seine Schultern
gewickelt waren. Er hatte einen Stiefel verloren. Wohin, bei Feth, seine
Ausrüstung und sein Interkom verschwunden waren, wussten wohl nur die Götter.
    Seine Haut war blutig,
zerkratzt und mit Blutergüssen übersät. Er versuchte sich zu bewegen, und die
Schmerzen ließen ihn sofort innehalten. Die linke Seite seiner Brust war eine
Masse aus lila Gewebe, das rings um eine lange Laserverbrennung angeschwollen
war.
    »N-nicht bewegen, Chef«, sagte
eine Stimme.
    Corbec drehte den Kopf und sah
Yael neben sich. Der junge tanithische Soldat war aschfahl und saß mit dem Rücken
an eine halb verfallene Ziegelmauer gelehnt. Er war ebenfalls bis zur Hüfte
nackt, und seine Schultern waren mit getrocknetem Blut verkrustet.
    Corbec sah sich um. Sie lagen
gemeinsam vor dem alten, toten Kamin eines großen Saals, den der Krieg auf brutale
Art besucht hatte. Die Wände waren zerschmetterte Stuckfassaden, auf denen noch
Spuren alter Dekoration und Gemälde zu sehen waren, und die ehemals eleganten
Fenster waren mit Brettern vernagelt. Licht fiel durch Schlitze zwischen den
Planken. Das Letzte, woran Corbec sich erinnerte, war ihr Sturm in die Gilde.
Soviel er sehen konnte, war das hier überhaupt nicht das Gildenhaus.
    »Wo sind wir? Was h...«
    Yael schüttelte unmerklich den
Kopf und hielt Corbec am Arm fest.
    Corbec verstummte sehr rasch,
als er Yaels Blick folgte und die Infardi sah. Es gab Dutzende von ihnen, die
durch eine Tür zu seiner Linken außerhalb seines Blickfelds in den Raum eilten.
    Manche bezogen mit der Waffe im
Anschlag Stellung vor den Fenstern. Andere schleppten Munitionskisten und
Ausrüstungsbündel herein. Vier trugen eine lange und offenkundig sehr schwere
Bank in den Raum. Die Füße der Bank kratzten über den Steinboden. Die Infardi
unterhielten sich mit leiser, dumpfer Stimme.
    Jetzt fiel es ihm langsam
wieder ein. Er erinnerte sich, wie sie zu viert den Hauptraum der Gilde
genommen hatten. Gott-Imperator, aber sie hatten es diesem Kultisten-Abschaum
wirklich gegeben!
    Kolea hatte mit Leyr und Yael
an seiner Seite wie ein Dämon gekämpft. Corbec erinnerte sich, wie er mit Yael
vorgestürmt war und Kolea zugerufen hatte, ihnen Deckung zu geben. Und dann ...
    Und dann Schmerzen. Ein
Laserschuss aus allernächster Nähe von einem Infardi, der zwischen den Trümmern
gelegen und sich tot gestellt hatte.
    Corbec stemmte sich neben Yael
in die Höhe und musste die Zähne zusammenbeißen, um nicht vor Schmerzen zu
schreien.
    »Lassen Sie mich mal sehen«,
flüsterte er und versuchte sich ein Bild von den Wunden des jungen Mannes zu
machen. Yael zitterte ein wenig, und Corbec sah, dass eine Pupille des Jungen
geweiteter war als die andere.
    Er sah Yaels Hinterkopf und
erstarrte. Wie war es möglich, dass der Junge überhaupt noch lebte?
    »Kolea? Leyr?«
    »Ich glaube, sie sind
entkommen. Ich habe es nicht gesehen ...«, flüsterte Yael. Er wollte noch etwas
anderes sagen, verstummte aber plötzlich, als ein Seufzen durch den Raum wehte.
    Corbec spürte es mehr, als dass
er es hörte. Die Infardi waren verstummt und wichen mit gesenktem Kopf an die
Wände zurück.
    Etwas kam in den Raum, etwas
von der Gestalt vielleicht eines großen Mannes, wenn ein Mann in ein Flüstern
gehüllt sein kann.
    Es war etwas wie ein Stück
Hitzeflimmern, das die Luft trübte und verzerrte und von dem ein Summen ausging
wie von einem Nest voller schläfriger Hornissen.
    Corbec starrte auf die Gestalt.
Er konnte riechen, wie sie die Wirklichkeit um sich Blasen werfen ließ, und er roch
auch die Kälte und Härte des Warpraums. Die Gestalt war durchscheinend und fest
zugleich: flüchtig wie Wasserdampf, aber so hart wie eine Imperator-Rüstung. Je
länger Corbec hinschaute, desto mehr sah er in dem Dunst. Winzige Formen,
funkelnd, brodelnd, schwärmend und summend wie eine Milliarde Insekten.
    Mit einem weiteren

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