Gauts Geister 4 - Ehrengarde
gerühmten
tanithischen Scharfschützen wie der »Irre« Larkin und Rilke mussten sich
vorsehen, dass ihnen einige der verghastitischen Mädchen nicht den Rang abliefen.
Daur und Mkvan spurteten durch
den Torbogen ins grelle Sonnenlicht und warfen Stabminen durch die rückwärtigen
Türen der Steuerbehörde. Eine Reihe kleiner Glasfenster mit Blick auf die Gasse
explodierten gleichzeitig, und Rauch und Staub wallten durch die Türen nach
draußen.
Die Messer als Bajonett
aufgepflanzt, stürmten die vier Geister hinein und gaben dabei kurze Feuerstöße
in den Rauch ab. Sie griffen die Stellung der Infardi von hinten an. In der
luftigen Steuerbehörde entwickelte sich ein intensives Feuergefecht.
Nach Daurs Angriff wurde das
nach vorn gerichtete Abwehrfeuer der Infardi sofort schwächer, was den
festgenagelten Geistern in der Kolonnade ausreichend Gelegenheit zum Vorrücken
gab. Drei Geschützmannschaften der Geister, darunter auch Mkolls, eilten von
Säule zu Säule.
Mittlerweile hatte Gaunt die
Front zwischen den Stelen erreicht.
»Mkoll?«
»Die Vorderseite ist fest
verbarrikadiert, Kommissar«, meldete der Späher-Sergeant über Interkom.
»Irgendwas hat ihre Aufmerksamkeit von uns abgelenkt ... ich glaube, das ist
Daurs Werk.«
Gaunt kauerte hinter einer
Stele und ließ ein Signal durch die Reihen der Geister in der Kolonnade
wandern. Die Tanks seines Flammenwerfers schepperten, als Soldat Brostin
angelaufen kam.
»Was hat Sie aufgehalten?«,
fragte Gaunt.
»Wahrscheinlich die vielen
Schüsse«, erwiderte Brostin schnodderig. Der Kommissar-Oberst zeigte auf die
Fassade der Steuerbehörde.
»Räuchern Sie das aus, bitte.«
Brostin, ein massiger Mann mit
den Schultern eines Bären und einem buschigen Schnurrbart, der immer nach Prometheum
stank, richtete die Werfer-Einheit aus und drückte auf den Zündknopf.
Die Tanks gaben ein hustendes
Gurgeln von sich und spien der Steuerbehörde einen Speer aus flüssigem Feuer
entgegen. Der Flammenstrahl senkte sich mit gelben Zungen, und giftiger
schwarzer Rauch kräuselte sich von ihm weg wie eine Mähne.
Feuer tröpfelte über die
verbarrikadierte Vorderseite des Gebäudes. Bemalte Paneele wurden schwarz und
fingen Feuer.
Farbe blätterte ab und warf in
der Hitze Blasen. Die Zugbalken über der Tür gingen in Flammen auf.
Brostin trat ein paar Schritte
vor und jagte den Flammenstrahl direkt durch einige der schmalen Schießscharten
in der Barrikade.
Gaunt sah Brostin gerne bei der
Arbeit zu. Der stämmige Soldat hatte eine Affinität für Feuer, ein Verständnis
dafür, wie es sich ausbreitete, tanzte und übersprang. Er konnte es für sich
arbeiten lassen. Er wusste, was sich rasch entzündete und was langsam, was in
intensive, grelle Flammen ausbrach und was nur schwelte. Er wusste, wie man
Wind und Brisen einsetzte, um Flammen in Schanzen zu treiben. Brostin
verwüstete hier nicht einfach nur eine feindliche Stellung mit Feuer, er
erzeugte kunstvoll ein Inferno.
Sergeant Varl zufolge war
Brostins Geschick im Umgang mit den Flammen auf seine Vergangenheit als
Feuerwehrmann in Tanith Magna zurückzuführen. Das konnte Gaunt glauben. Was
Soldat Larkin behauptete, stimmte hingegen nicht. Larkin sagte, Brostin sei ein
Ex-Sträfling, der zehn Jahre wegen Brandstiftung abgesessen habe.
Das fast weiße Feuer fraß sich
an der Vorderseite des Gebäudes empor und erfasste das Dach. Ein beträchtlicher
Teil der Fassade wurde auf die Straße gesprengt, als das Feuer etwas Explosives
erfasste, vielleicht den Granat-Tornister eines Infardi. Ein anderer Abschnitt
stürzte ein. Drei grün gekleidete Männer kamen schießend aus der Türöffnung des
Gebäudes gestürmt. Die Gewänder eines der drei Infardi standen in Flammen.
Überall eröffneten Geister das Feuer, und die drei fielen.
Ein paar Granaten flogen aus
dem brennenden Gebäude und explodierten mitten auf der Straße. Dann versuchten
zwei weitere Infardi auszubrechen. Mkoll tötete beide wenige Augenblicke nach
ihrem Auftauchen im Eingang.
Gaunts Anweisungen folgend,
schossen die Geister jetzt auf die brennende Fassade.
Eine Pardus-Hydra-Plattform
rollte scheppernd mitten durch die Kolonnade neben Gaunt und zog dabei einen
Schweif aus Gebetsfähnchen hinter sich her, die sich an ihren Läufen und dem
Geschützturm verfangen hatten.
Gaunt kletterte auf die
Plattform hinter dem Kanonier und gab Anweisungen, während die vier langen
Läufe der Luftabwehr-kanonen sich langsam in die Horizontale
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