Gauts Geister 4 - Ehrengarde
Oberkommandierender des Abschnitts hier
in Doctrinopolis. Es ist mein Wunsch, dass Ihrem Hochkönig, der vom Feind so
schändlich ermordet wurde, sämtliche ihm gebührenden Ehren zuteil werden.«
»Das hat uns der Junge schon
erklärt«, sagte Kilosh. Gaunt sah, dass Milo bei dem Wort »Junge« zusammen zuckte.
»Wir wissen Ihre Bemühungen und
Ihren Respekt für unsere Bräuche zu schätzen.«
»Hagia ist eine heilige Welt,
Vater. Die Ehre der heiligen Sabbat ist einer der Hauptgründe für unseren
Kreuzzug. Ihre Heimatwelt zurückzuerobern ist mein oberstes Anliegen. Wenn ich
Ihre Sitten und Gebräuche ehre, erweise ich dem Gott-Imperator der Menschheit
persönlich Ehre.«
»Der Imperator beschützt«,
erwiderten die vier Priester im Chor.
»Was muss also getan werden?«
»Unser König muss in
geheiligter Erde zur letzten Ruhe gebettet werden«, sagte Gugai.
»Und welche Erde ist
geheiligt?«
»Es gibt eine Reihe von Orten.
Die Schreinfeste der Heiligen ist die heiligste, aber hier in Doctrinopolis ist
die Zitadelle der hohe geheiligte Boden.«
Gaunt hörte Kiloshs Worte und
schaute an den zerklüfteten Dächern der Altstadt vorbei zu dem hoch aufragenden
Plateau der inneren Zitadelle. Sie war in Rauch gehüllt, den weißen Folgenebel
schweren Mörserbeschusses, der vom Wind in den blauen Himmel verweht wurde.
»Wir haben gerade Pläne
geschmiedet, die Zitadelle zurück-zuerobern, ehrwürdige Väter. Das ist unser
oberstes Gebot. Sobald der Weg frei ist, werde ich Sie durchlassen, um Ihre Rituale
zu vollziehen und Ihren gnädigen Herrscher zur letzten Ruhe zu betten.«
Die Ayatani nickten wie ein
Mann.
Da haben wir es, dachte Gaunt.
Die Sache ist für mich entschieden. Zur Hölle mit Lugos Wünschen, aber jetzt haben
wir einen guten Grund, um die Zitadelle zurückzuerobern. Kleopas, Herodas und
Szabo verließen das Kommandofahrzeug, und Gaunt winkte sie zu sich. Er gab auch
seinem wartenden Kom-Offizier ein Zeichen.
»Wir haben grünes Licht für die
Zitadelle«, sagte Gaunt zu den Offizieren. »Machen Sie die Panzer bereit. Ich
will, dass der Beschuss in einer Stunde beginnt. Beltayn?«
Der tanithische Kom-Offizier
trat näher.
»Geben Sie den tanithischen
Einheiten in der Altstadt den Befehl zum Rückzug. Die Entscheidung ist
gefallen. Der Panzerangriff beginnt in einer Stunde.«
Beltayn nickte, schwang sein
Kom-Gerät nach vorn und verschlüsselte die Befehle für die Übermittlung.
»Ist der da Ihr Anführer?«,
fragte Sanian Milo, während sie im Schatten des Kommandofahrzeugs warteten.
»Das ist er.«
Sie studierte Gaunt
nachdenklich. »Es ist sein Weg«, sagte sie schließlich.
»Was«
»Sein Weg. Es ist sein Weg und
passt zu ihm. Haben Sie keinen Weg, Soldat Milo?«
»Ich ... ich weiß nicht, was
Sie meinen ...«
»Mit >Weg< meint die
Esholi einen vorherbestimmten Pfad, Junge«, sagte Ayatani Gugai, der links
neben Milo stand. Sanian neigte respektvoll den Kopf. Milo wandte sich an den
alten Priester.
Gugai war mit Abstand der
älteste der vier Priester, die Sanian für ihn aufgetrieben hatte. Seine Haut
war runzlig und von unzähligen Falten tief zerfurcht. Seine Augen waren umwölkt
und trüb und sein Körper unter dem blauen Seidengewand von einem Leben
entstellt und gebeugt, das lang und hart gewesen war.
»Es tut mir Leid, Vater ...
aber bei allem Respekt, ich verstehe es immer noch nicht.«
Gugai schaute bei Milos Antwort
scheel drein. Er wandte sich an die sich immer noch verbeugende Sanian.
»Erkläre es dem Fremdweltler,
Esholi.«
Sanian hob den Kopf und sah
Milo und den alten Priester an. Milo war beeindruckt von der makellosen
Klarheit ihrer Augen.
»Wir auf Hagia glauben, dass
jeder Mensch, der im Zeichen des Imperators geboren wird ...«
»Das Schicksal bewahre ihn,
mögen die neun Wunden sein Los bestimmen«, intonierte Gugai.
Sanian verbeugte sich wieder.
»Wir glauben, dass jeder einen Weg hat. Eine vorher festgelegte Bestimmung.
Einen Pfad, dem man folgt. Manche sind zum Anführer geboren, manche zum König,
manche zum Viehtreiber und manche zum Bettler.«
»Ich ... verstehe«, sagte Milo.
»Ganz und gar nicht!«, sagte
Gugai verächtlich. »Es ist unser Glaube, den uns die Heilige persönlich
übermittelt hat, dass jeder eine Bestimmung hat. Früher oder später, wenn der
Gott-Imperator will, wird sich diese Bestimmung erweisen, und dann steht unser Weg
fest. Mein Weg war, ein Mitglied der Ayatani zu werden. Kommandant Gaunts Weg,
und das ist klar,
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