Gauts Geister 4 - Ehrengarde
zurück!«
Rafflan setzte sich in eine
Ecke der Ruinen des Altstadthauses, das sie gesichert hatten. Soldat Domor und
vier andere huschten mit dem Lasergewehr im Anschlag an ihm vorbei zu den
gesprungenen, nackten Fenstern. Der alte Stabsarzt, Dorden, der schwer an
seinem Sanitätskoffer und einer locker sitzenden schwarzen Schürze zu tragen
hatte, kam als Letzter in das Gebäude.
»Das kann ich nicht, Sergeant,
bei allem Respekt«, sagte Rafflan.
»Es handelt sich um einen
Dringlichkeitsbefehl, Code Falchion, verifiziert. Wir sollen uns sofort aus der
Altstadt zurückziehen. Der Granatbeschuss beginnt in sechsundvierzig Minuten.«
»Nein!«, schnauzte Kolea. Die
Männer am Fenster wandten sich ihnen zu.
Dorden setzte sich neben Kolea
auf den kleinen Berg aus Gips und Schutt unter dem Fenster.
»Gol ... mir gefällt das auch
nicht besser als Ihnen, aber Gaunt hat einen Befehl gegeben.«
»Missachten Sie niemals einen?«
»Einen Befehl von Gaunt? Sie
machen Witze!«
»Nicht einmal auf Nacedon, als
er Ihnen befohlen hat, dieses Feldlazarett zu räumen?«
»Feth! Wer hat da geplaudert?«
Kolea hielt einen Moment inne.
»Corbec hat es mir erzählt«,
sagte er.
Dorden schaute zu Boden und
fuhr sich mit der Hand durch seine schütteren grauen Haare. »Corbec, was?
Verdammt noch mal ...«
»Wenn sie mit dem Beschuss
anfangen, werden wir von unseren eigenen Granaten getroffen«, sagte Soldat Wheln.
»Es geht um Corbec«, sagte
Dorden schlicht.
»Senden Sie gar nichts«, sagte
Kolea, indem er die Hand ausstreckte und Rafflans Kopfhörer ausstöpselte.
»Senden Sie einfach gar nichts,
wenn Sie sich dann besser fühlen. Wir müssen es tun. Sie haben den Befehl
einfach niemals erhalten.«
Mkvenner und Sergeant Haller
meldeten, die Straße sei frei. Sie befanden sich am Rand des
Steinmetz-Viertels.
»Und?« Dorden sah Kolea an.
»Auf geht's!«, erwiderte er.
Zwei Stunden, nachdem die
Mittagsglocken eines Dutzends oder mehr Uhren im Universitariats-Distrikt
geläutet und ein Echo von den Geläuten der Altstadt und der anderen Bezirke
bekommen hatten, wurden die Pardus-Panzer losgelassen.
Angeführt von Oberst Furst an
Bord des superschweren Panzers Castigatus vom Typ Dunkelschwert,
donnerte ein Sturmgeschwader von fünfzig Leman Russ des Typs Eroberer, achtunddreißig
Donnerschlag-Artilleriepanzern und zehn Bezwingern der Stygies-Serie von Süden
in die Altstadt.
Zwanzig Minuten lang ging ein
Langstreckenbombardement von Basilisken und Tremorkanonen auf Plattformen in
den Sümpfen südlich der Stadtgrenze nieder, bis die Panzergeschwader vor der
Altstadt in Stellung waren. Mittlerweile wüteten Feuerstürme in den Straßenzügen
vom Viehmarkt im Norden bis zur Haemod-Palisade und zur Infardimeile.
Die Panzergeschwader setzten
sich in Bewegung und feuerten dabei aus allen Rohren. Bezwinger und Eroberer folgten
den Straßen und ratterten die Meile entlang wie entschlossene Käfer unter einer
riesigen Wolke aus Rauch und Feuerstaub, die rasch die gesamte Stadt einhüllte.
Die schweren Artilleriepanzer
pflügten mit ihren Räumschaufeln geradewegs durch terrassenartig angelegte Habitate
und uralte Wohnhäuser, und Ziegel, Mauerwerk und Dachpfannen glitten wie Wasser
von ihnen ab. Das Dröhnen und Stampfen der Panzerkanonen wurde rasch zu einer
Art Trommelschlag, den alle Einwohner und Soldaten in und um Doctrinopolis
hören konnten.
Die Geister hatten sich in die
Vororte südlich der Altstadt zurückfallen lassen, und die Breviater waren ins
Nordviertel über dem Universitariat ausgewichen. Kom-Offiziere meldeten den
taktischen Trupps, Sergeant Koleas Trupp habe sich nicht zurückgemeldet.
Die Panzer trieben die
allgemeine Zerstörung wie eine Welle vor sich her durch die gesamte Altstadt
bis zur Basis der Zitadelle.
Zwanzigtausend Wohnungen und
Geschäfte brannten aus oder wurden durch den Beschuss in Schutt und Asche
gelegt. Die Kapelle von Kiodrus Militant wurde in die Luft gesprengt. Die
öffentlichen Küchen und die Studios der Ikonographen wurden über den Haufen
gefahren und unter mahlenden Ketten zermalmt.
Die Ayatani Scholam und die
Ableger der Esholi wurden zerstört, die Trümmer fielen in den heiligen Fluss.
Die alten Steine der Indehar-Sholaan-Sabbatbrücke wurden hundertfünfzig Meter
hoch in die Luft geschleudert.
Die Pardus-Panzer pflügten
unter Führung von Oberst Furst und Major Kleopas weiter. Sie waren eine der
besten Panzereinheiten in diesem Segmentum.
Die Altstadt und alles
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