Gauts Geister 4 - Ehrengarde
auf die Stadt,
und plötzlich sah er die Sonne auf irgendetwas auf dem Tempelbalkon blitzen.
Vielleicht eine Minute später
wiederholte es sich.
Eine Antwort? Eine Frage? Eine
Routine-Überprüfung?
Mkoll fragte sich, ob er den
Spiegel benutzen sollte oder nicht. Er würde sich verraten, wenn er ein
falsches Signal gab, aber würde das Ausbleiben einer Antwort ebenso schlimm
sein?
Auf dem Tempelbalkon blitzte es
wieder.
»Chef?«, zischte Mkvenner über
Interkom.
»Ich höre.«
»Ich sehe Blinksignale.«
»Auf dem Tempelbalkon?«
»Nein. Auf der anderen
Straßenseite, vielleicht dreißig Meter von Ihnen entfernt, ungefähr dort, wo
die Baumlinie endet.«
Mkvenner hatte einen besseren
Blickwinkel. Mkoll schlich lautlos aus der Senke und ein Stück weiter, den Tarnumhang
eng um sich geschlungen. Er konnte den Mann jetzt sehen, auf der anderen
Straßenseite und unter einem Tarnnetz. Der Mann beobachtete die Straße und schien
Mkoll noch nicht entdeckt zu haben.
Mkoll schob seinen Dolch zurück
in die Scheide und legte sein Lasergewehr an. Der Schalldämpfer war
aufgeschraubt. In ländlicher Umgebung nahm er ihn nur selten ab.
Er wartete, bis der Mann sich
bewegte und seinen Spiegel wieder hob, und jagte ihm dann einen einzelnen Schuss
ins Ohr. Der Infardi-Beobachter taumelte rückwärts und außer Sicht.
Die Kundschafter kehrten zur
Vorausabteilung zurück. Sims wartete gemeinsam mit dem Kommandanten des anderen
Eroberer.
»Keine Ahnung, wie viele es
sind, aber die Stadt wird vom Feind gehalten«, erläuterte Mkoll. »Wir haben
zwei Späher am Straßenrand ausgeschaltet. Sie halten die Zugangswege unter Beobachtung
und haben das Gebiet südlich der Stadt freigeräumt. Ich würde mir gern die Zeit
nehmen, meine Truppen hier im Wald zu verteilen und nach anderen Spähern
Ausschau zu halten und mich dann nach Einbruch der Dunkelheit in die Stadt zu
schleichen, aber ich glaube, die Zeit arbeitet gegen uns. Sie werden in Kürze bemerken,
dass von ihren Beobachtern keine Rückmeldungen mehr kommen, wenn das nicht
schon passiert ist.«
»In weniger als einer Stunde
haben wir die ganze verdammte Kolonne hinter uns im Nacken«, sagte Sirus.
»Vielleicht sollten wir es so
angehen«, sagte der andere Kommandant, ein kleiner Mann, der Farant oder
Faranter genannt wurde, Mkoll hatte es nicht richtig mitbekommen.
»Warten, bis der Rest der
Kolonne eintrifft, und dann einfach in voller Stärke einmarschieren.«
Für Mkoll klang das vernünftig.
Sie konnten hier eine Menge Zeit vergeuden, indem sie versuchten, zu schlau zu
sein. Vielleicht war dies eine Gelegenheit, wo der Einsatz schierer, brutaler
Gewalt und überlegener Kraft das beste Resultat brachte. Simpel, direkt, nachdrücklich.
Kein Herumstümpern.
»Ich gehe zum Kom und frage den
Chef«, sagte er und trat zu seinem Salamander.
Ein leiser, entfernter Knall
ertönte, von der toten Luft des heißen Nachmittags gedämpft. Eine Sekunde
später fiel ein heulendes Kreischen aus dem Himmel.
»Volle Deckung!«, brüllte
Sirus. Die Männer rannten auseinander und warfen sich zu Boden.
Mit lautem Getöse traf die
Granate den Straßenrand fünfundzwanzig Meter vor ihnen und fegte ein paar
entwurzelte Bäume auf die Fahrbahn. Einen Moment später explodierten zwei
weitere in den Bäumen zu ihrer Linken und schleuderten Erde und Flammen in das
wolkenlose Blau.
Erde regnete auf sie nieder.
Beide Eroberer fuhren an den Salamandern vorbei, Parduas Zorn vorneweg.
Weitere Granaten kamen angeflogen und explodierten links und rechts. Der Feind
hatte entweder ausgezeichnete Entfernungsmesser oder einfach nur ein
glückliches Händchen gehabt.
»Warten Sie! Sims, warten
Sie!«, brüllte Mkoll in sein Kom, während sein Salamander vorwärts ruckte. Er
musste sich ducken, als Erdbrocken von einer gefährlich nahe eingeschlagenen
Granate auf den Rumpf prasselten.
Der Beschuss stammte aus mehr
als einer Kanone. Mehrere Stellungen, vielleicht Feldgeschütze, großkalibrige
Artillerie, den Granattreffern nach zu urteilen. Wo zur Hölle versteckten sie
eine Batterie Artillerie?
Farants Eroberer verwandelte
sich plötzlich in einen großen Feuerball. Die Explosion war so heftig, dass die
Druckwelle Mkoll von den Beinen fegte. Es regnete Panzerungssplitter. Caober
schrie auf, als eine seine Stirn streifte.
Die flammenden Überreste des
Pardus-Panzers standen mitten auf der Straße. Der Geschützturm hatte sich aufgelöst,
das Metall der Karosserie war teilweise geschmolzen und
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