Gauts Geister 4 - Ehrengarde
wehenden Rauchschwaden
zu Mkoll. Der letzte Treffer hatte sein Kom-System und den Interkom
ausgeschaltet. Mkoll vergewisserte sich, dass Sirus seine Handzeichen
verstanden hatte.
Grauer Rächer blieb zunächst, wo er war, und
feuerte noch zwei grellweiße Strahlen auf Ziele ab, die Mkoll nicht sehen
konnte.
Wahrscheinlich nur
Einschüchterungs taktik, dachte er. Wer will schon mit einem Kampfpanzer in ein
Waldgebiet fahren, wenn man weiß, dass man von einem imperialen Zerstörer
erwartet wird?
Parduas Zorn setzte zurück, schwang herum
und folgte den Salamandern, während er die Kanone nach hinten drehte, um ihren
Rückzug zu decken. Als er ebenfalls mit einschüchterndem Granatbeschuss begann,
wendete Rächer und folgte ihnen so schnell, dass sein federnd auf dem
Fahrgestell gelagerter Rumpf wild hin und her schaukelte.
Taub und ein wenig angeschlagen
zog sich die Vorausabteilung auf der Straße vor dem Beschuss zurück, der noch
weitere fünfzehn Minuten anhielt. Von Verfolgern war keine Spur zu sehen.
Mkoll gab die schlechten
Nachrichten über Kom an Gaunt weiter.
Während die Vorausabteilung die
Straße nach Bhavnager aufmerksam beobachtete und nach Anzeichen des Feindes
Ausschau hielt, wartete sie auf den Zusammenschluss mit der Hauptkolonne der
Ehrengarde bei Wegmarke 00.58, einer nach Westen gerichteten Grasböschung fünfzehn
Kilometer südlich der Stadt.
Die Sonne ging langsam unter,
und die sengende Tageshitze ließ jetzt nach. Ein Nordwind blies kühlere Luft von
den dunstigen Hängen der Heiligen Berge, die jetzt über der ausgedehnten grünen
Decke des Regenwalds am nördlichen Horizont zu sehen waren.
Mkoll stieg aus seinem
Salamander, passierte Bonire, der die Schramme in Caobers Gesicht nähte, und
ging zu Parduas Zorn . Er nahm sich die Zeit, die Heiligen Berge zu betrachten:
dunkles Hochland, siebzig Kilometer entfernt, und dahinter höhere Gipfel, die
in der Ferne zu einem wesenlosen Grau verblassten. Und etwa hundert Kilometer
dahinter die majestätischen, zerklüfteten Spitzen der eigentlichen Heiligen
Berge: transparente, eisige Riesen, deren Gipfel neuntausend Meter über dem
Meeresspiegel in Wolkenbänder gehüllt waren.
Es war schon ein Anblick.
Dass sie sich, um dorthin zu
gelangen, an mindestens einer feindlichen Panzereinheit vorbeikämpfen mussten, die
sich in ihrem einzigen sicheren Treibstoffdepot verschanzt hatte, und dann
Regenwald und schließlich immer höhere Berge zu überwinden hatten, machte sie umso
bedrohlicher.
Donner, der Weckruf eines zu
heißen Sommertages, grollte in den Nachbarhügeln. Der Geruch nach Regen lag wie
ein Versprechen in der auffrischenden Brise. Graue Wolken, so scheckig wie
imperiale Tarnmuster, wälzten sich von Norden heran und befleckten einen
Himmel, der ansonsten wolkenlos blau gewesen war, seit sich an diesem Morgen
der Nebel verflüchtigt hatte.
Kleine Chelon und ziegenartige
Pflanzenfresser grasten und wiederkäuten auf den üppigen Wiesen jenseits der
Böschung an der Wegmarke. Ihre Halsglocken läuteten dumpf, wenn sie sich bewegten.
Sims und seine Männer führten
Notreparaturen am großen, angeschlagenen Parduas Zorn aus. Sie scherzten
und lachten mit ihrem Hauptmann und schwelgten in den Einzelheiten des jüngsten
Gefechts und der Tatsache, dass sie es lebend überstanden hatten. Niemand
erwähnte die tote Panzerbesatzung auch nur mit einem Wort. Für eine angemessene
Würdigung war später noch Zeit genug. Mkoll war sicher, wenn sie das Hindernis
Bhavnager überwunden hatten, würde es mehr als einen verlorenen Eroberer zu
betrauern geben.
Eine Gestalt näherte sich ihm
durch das im Wind zitternde Gras.
Mkoll wusste sofort, dass es
der bisher unsichtbare LeGuin war.
Er war ein kleiner, gut
gebauter Mann Mitte dreißig in der lohfarbenen Pardus-Uniform und einer mit
Vlies gefütterten Lederjacke. Er knöpfte seinen ledernen Kopfschutz auf,
während er sich näherte, und stöpselte das Kabel seines Kopfhörers aus. Seine Haut
war dunkler als die der meisten Pardus, und seine Augen funkelten blau.
»Kühler Kopf, Sergeant«, sagte
er, indem er Mkoll die Hand anbot.
»Für eine Minute sah es
ziemlich eng aus«, erwiderte Mkoll.
»Das war es auch, aber das sind
die besten Kämpfe.«
»Ich dachte, Sims könnte es
verderben«, wagte sich Mkoll vor.
LeGuin lächelte. »Anselm Sirus
ist tollkühn und immer auf der Jagd nach Ruhm. Außerdem ist er der beste Eroberer-Kommandant
bei den Pardus. Vielleicht neben Woll. Zwischen
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