Gauts Geister 6 - Tödliche Mission
Gegenstände aufhob, die im Zuge
der Schlägerei auf den Boden gefallen waren. Pfannen wanderten wieder zurück in
den Küchenschrank.
Porzellanscherben wurden eine nach der anderen
aufgesammelt.
»Damit hat sie gerade angefangen«, sagte Muril, die Tupfer
mit Desinfektionsmitteln aus ihrer Ausrüstung geholt hatte und auf Larkins
Hinterkopf drückte.
Caffran sah zu. Die alte Frau warf die Scherben in den
Abfall und fegte dann die Stücke, die zu klein zum Aufheben waren, mit einem
Besen und einem Kehrblech zusammen. Sie nahm die Pfanne, mit der Cuu Larkin geschlagen
hatte, und hängte sie wieder an den Haken über dem Ofen, an den sie gehörte.
Dann schlurfte sie in die Waschküche und kam mit einem Wischmop zurück.
Caffran trat vor und nahm ihn ihr ab. Sie überließ ihn ihm
widerstandslos. »Lassen Sie mich das machen«, sagte er und machte sich daran,
Cuus Erbrochenes von den Bodenfliesen aufzuwischen.
Er würde ihr nicht dabei zusehen, wie sie das tat.
Es war weit nach Mitternacht. Das Gewitter war mit einer
Urgewalt zurückgekehrt, die noch größer war als in der vergangenen Nacht.
Rerval gab seine Durchsuchung der oberen Etage auf. Es gab nichts Persönliches,
abgesehen von alten Möbeln und Bettwäsche. Die Kleiderschränke waren bis auf
ein paar trockene Ambrakugeln, die über den Boden kollerten, leer. Fast alle
Zimmer im Obergeschoss waren infolge des undichten Daches feucht bis
durchnässt. Wasserrinnsale liefen nach unten. Es stank nach Schimmel und
verrottetem Leinen.
Er ließ den Strahl seiner Taschenlampe durch die Räume
und über die Wände wandern. Es gab nur wenige Bilder, aber an einigen Stellen
enthüllte sein Lichtstrahl hellere, rechteckige Stellen, wo früher einmal
Bilder gehangen hatten. Auf dem Kaminsims eines Schlafzimmers stand eine Uhr
aus Goldbronze. Sie war um halb fünf Uhr stehen geblieben. Die vergoldeten
Verzierungen zeigten zwei Soldaten mit Federbuschhelm beiderseits des
Zifferblatts, die es mit den Händen stützten.
Er fand einen Wäscheschrank, in dem die alten gestapelten
Laken prinzipiell trocken waren. Er sah ein paar Ausrüstungsgegenstände und
ein paar Hochenergiemagazine in der Ecke. Hier hatte also offensichtlich Larkin
sein Lager aufgeschlagen.
Rerval rührte es nicht an.
Er sah die Luke zum Dachboden und holte sich einen Stuhl.
Er schob sich durch die Luke und leuchtete umher.
Der Dachboden schwamm. Viele Dachpfannen waren
verschwunden. Sein Strahl fiel auf schwarze, schimmelnde Dachbalken, Ströme von
Regenwasser und Stapel von verrottendem Müll. Er beschloss, seine Zeit nicht
weiter zu vergeuden. Er ging wieder zur Treppe. Wie hatte sie hier so lange
gelebt? Allein? War sie in der Einsamkeit verrückt geworden? Wollte sie aus
dem Grund nicht reden?
Er ging die Treppe hinunter und wich dabei den poppenden
Töpfen und Wasserfängern aus. Es blitzte. Lampenlicht fiel durch die halb
geöffnete Salontür, und er konnte Stimmen und das Klirren von Gläsern hören.
Ein blasseres Licht fiel durch die Ritze unter der Esszimmertür.
Rerval schaltete seine Taschenlampe aus und zog seine
Laserpistole. Er legte die Hand auf die Türklinke und öffnete behutsam die
Tür.
Eine einzelne Kerze brannte mitten auf dem langen Esstisch,
und ihre flackernde Flamme spiegelte sich auf der dunklen, polierten Platte. Piet
Gutes saß da und hatte den Kopf auf die Hände gestützt. Eine halb leere
Flasche Rotwein stand neben ihm, und auf dem Tisch war ein Bogen Papier
ausgebreitet.
»Gutes?«
Gutes sah auf. Er war betrunken, aber das erklärte seine
geröteten Augen nicht völlig. »Alles in Ordnung mit dir, Piet?« Gutes zuckte
die Achseln. »Spielt keine Rolle, wohin du gehst«, sagte er, »er findet dich
immer.«
»Wer?«
»Der Krieg. Du glaubst, du bist so weit weg, dass er dir
nichts anhaben kann, aber er findet dich trotzdem.«
Rerval setzte sich neben ihn. »Krieg ist unser Leben, das
weißt du. Das Erste-und-Einzige.«
Gutes lächelte verbittert. »Ich bin müde«, sagte er.
»Geh schlafen. Wir ...«
»Nein, nicht so. Müde. Müde von all dem da draußen. Als
wir hierher geschickt wurden ...«
»Nach Aexe Cardinal?«
»Nein, Rerval. In den Wald. Auf diese Mission. Als wir
hierher geschickt wurden, war ich dankbar. Ich dachte, vielleicht können wir
den Krieg für ein paar Tage hinter uns lassen. Uns aus seiner Umarmung befreien.
Und als Ven und Jajjo das Haus hier fanden ... Feth, es kam mir wie ein kleines
Paradies vor. Ein kleines Paradies für ein
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