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Gayheimnisse reloaded (German Edition)

Gayheimnisse reloaded (German Edition)

Titel: Gayheimnisse reloaded (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Herbst , Simon Rhys Beck , Justin C. Skylark , Verena Rank , Hanna Julian , Nicole Henser , Inka Loreen Minden , Kerstin Dirks , Sandra Gernt , Sandra Henke
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ISBN: 978-3-934442-46-7

    und die Story »Gefährten der Nacht« in der Anthologie »Gaylüste«.

Ewige Sehnsucht
    von Nicole Henser

    Dunkle Wolken wirbelten auf und zerstoben sogleich wieder, als der Mantel sie teilte. »Wo bleibt dieser Kerl?«, donnerte Graf Bartok. Ein Blick auf die große staubige Uhr an den Steinquadern verriet ihm, dass es schon weit nach der vereinbarten Zeit war. »Niemand lässt mich ungestraft warten!«
    Mit einer Handbewegung scheuchte er die Frauen weg, die wispernd über die Wände herangehuscht kamen, um zu sehen, was ihren Herrn erzürnte. Sie zischten und bewegten sich ruckartig rückwärts, was ihnen das Aussehen von Spinnen gab. Ansonsten waren sie eine Auswahl außergewöhnlicher Schönheiten, vom Grafen handverlesen, denn nicht jedes Opfer hatte er zu einer Gespielin erkoren.
    Seufzend schaute er ihnen hinterher. »Wie mich diese Weiber langweilen. Sie kriechen vor mir, tun was immer ich will. Wo ist die Herausforderung, die dieses ewige Leben rechtfertigt?« Ihm fehlte Erfüllung, selbst ihre Liebesspiele ließen ihn immer hungriger zurück. Alles war schal, geschmacklos und bar jeder Freude.
    Er ging zu dem Eichentisch, der den Mittelpunkt der Halle bildete, und streichelte über den mit Edelsteinen besetzten Kelch, das golden eingeschlagene Buch und den Dolch. Jedes der Stücke war kostbar, doch sie bedeuteten ihm nichts, wie ihm ohnehin all sein Besitz zuwider war. »Hier gibt es kein Ding von Wert. Ich brauche das nicht.« Die einzig wichtige Funktion, die er seinem Reichtum an Artefakten zugestand, war die Tatsache, dass renommierte Museen ganz wild darauf waren, ihm einige davon abzukaufen.
    Sogar Hollywood war auf ihn aufmerksam geworden, denn er war der letzte Spross eines siebenbürgischen Adelsgeschlechts, darauf bedacht, nach den Sitten seiner Vorväter zu leben. Aus einer Art Verehrung des Vergangenen bewahrte er die Traditionen und versuchte den neumodischen Kram von seinem Umfeld fernzuhalten. Darum hatte er bisher alle Angebote der Traumfabrik abgelehnt.
    Doch der Graf bemerkte immer deutlicher, dass er nicht länger in diese Welt passte. Selbst in seinem Bergdorf in den Karpaten hatte die Moderne Einzug gehalten. Es wurde immer schwieriger, sich und die Seinen angemessen zu ernähren, deshalb kam es ihm sehr gelegen, wenn sich Drehbuchautoren und Museumsmitarbeiter ein Stelldichein bei ihm gaben.
    »Sie bringen mir so viel mehr als Geld. Das Leben kommt hierher zurück, wenn es auch meist nicht länger bleibt, als bis zum Abendessen …« Trauriges Lachen erfüllte den Saal, aber er unterbrach sich, als er das Läuten der Glocke vernahm, das einen Besucher ankündigte.
    Es musste ein Fremder sein. Die Dorfbewohner mieden ihn wie die Pest, denn alte Gerüchte rankten sich um das Schloss und seine Bewohner. Wie zu allen Zeiten häuften sich die Vermisstenfälle in der Gegend, doch trotz moderner Polizeimethoden, die auf DNA-Tests setzten statt auf düstere Legenden, gab es weder Spuren noch tauchten die Opfer wieder auf.
    Bartok selbst öffnete die eisenbeschlagene Holztür, die mit einem Quietschen aufschwang. »Willkommen in meinem Heim«, knurrte er, weil er dem verspäteten Gast noch immer zürnte. Der helle Streifen am Horizont zeugte davon, dass die Sonne bald aufgehen würde. »Sie werden bereits erwartet«, fügte er hinzu.
    Prüfend wanderte sein Blick von den Turnschuhen zur Designerjeans und hoch über das T-Shirt, das einen muskulösen Körper mehr zeigte als verdeckte. Als seine Aufmerksamkeit bei dem Gesicht angekommen war, stockte er und schluckte. Bartok war selbst ein hochgewachsener Mann, aber sein Gegenüber überragte ihn noch um ein gutes Stück und musterte ihn seinerseits interessiert.
    »Jeremy Hammersmith vom Royal Art Museum, Sir. Sie haben hier ein wirklich abgefahrenes Schloss. Führen Sie ein altes Schauspiel auf, um mich zu empfangen?« Das Aufblitzen in den Augen seines Besuchers bescherte dem Grafen ein seltsames Gefühl in der Magengegend. Er fühlte sich plötzlich wie ein längst vergessenes Relikt, ein wenig angestaubt, wie der Rest seines Anwesens.
    »Das ist es, was wir unter Gastfreundschaft verstehen, Mr Hammersmith.« Bartok nestelte an den leicht schmuddeligen Spitzenaufschlägen seiner Ärmel.
    »Jeremy«, sagte der Mann mit hoch erhobenem Haupt. »Und wie hat Ihre Mama Sie gerufen?«
    Der Graf war verwirrt von so viel Respektlosigkeit, es fiel ihm gar nicht auf, dass sie noch immer in der Eingangstür standen und sich

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