Gayheimnisse reloaded (German Edition)
junger Freund, wohin Sie reisen, weiß nur der Computer. Er wird die Daten erst herausgeben, sobald Sie gesund und munter zurückgekehrt sind. Und dies hier ist keine Impfung. Es ist die Leitflüssigkeit, die den Computer in die Lage versetzt, Ihr Gehirn zu beeinflussen, ohne dass Schäden entstehen. Und das dürfte wohl in Ihrem Sinne sein. Also schließen Sie nun die Augen und lassen Sie sich überraschen, wo Sie sich wiederfinden werden … oder wann«, hörte Josh den Arzt noch sagen, doch die letzten beiden Wörter verschwanden bereits in einem Nebel, denn sobald ihm die Flüssigkeit injiziert wurde, löste der Raum sich auf.
Es roch fürchterlich. Josh fand sich am Boden liegend vor. Ihm fehlte ein Arm. Er versuchte sich aufzurichten und bemerkte, dass sein Arm noch da war, lediglich begraben unter feuchtem Schlamm. So ein Glück! , dachte er zynisch. Josh stand auf und sah an sich hinab. Völlig mit Schlamm besudelt, zog er, von sich selbst angeekelt, eine Augenbraue hoch. Das schien ja eine tolle Reise zu werden. Er machte ein paar Schritte und sah sich um. Der Himmel ging gerade in ein unangenehmes Grau über, als hätte er geplant, in Kürze wahre Sturzbäche hinabregnen zu lassen. In den Bergen am Horizont zuckten Blitze hinab. Josh stellte fest, dass er auf einem Feld gelegen hatte, das wohl in letzter Zeit verdammt viel Regen gesehen hatte. Die verrotteten kurzen Maisstängel versanken in der Pampe. Alles war völlig verschlammt, egal wohin man schaute. Der Pfad, der zwischen den endlos schmutzigbraunen Feldern verlief, war nur dadurch zu erkennen, dass er nicht die faserigen Überreste der letzten Maisernte aufwies. In Ermangelung eines besseren Plans, begann Josh damit, dem Weg zu folgen. Er hing seinen Gedanken nach und versuchte zu ignorieren, dass der Dreck ihm auf der Haut scheuerte.
Was immer das hier für eine Reise war, ein Urlaub würde es sicher nicht werden. Aber vielleicht hatte dieser dämliche Computer ihn ja auch vergessen. Vielleicht irrte er hier durch eine computergenerierte Schlamm wüste, die nur ein Standbymodus war, bis jemand tatsächlich in eine für ihn eigens entworfene Welt kam. Wenn dem so war, dann steckte Josh im wahrsten Sinne des Wortes bis zu den Knöcheln in Datenmüll.
Als die geklebten Sohlen seiner Turnschuhe sich durch die ständig an ihnen saugende Feuchtigkeit ablösten, blieb Josh stehen, riss sich die Schuhe fluchend von den Füßen und schmiss sie so weit er konnte auf eines der stinkenden Felder. »Verdammte Kacke!«, brüllte er ihnen hinterher. Die Antwort war ein Regenschauer, in den sich vereinzelt Hagelkörner mischten und der sich so heftig ergoss, dass Josh spürte, wie ihm das kalte Wasser sogar durch die Poritze lief. Er hatte genug von seinem Abenteuer! Er wollte eine Dusche, besser noch ein Bad. Warmes Wasser, wohlriechend, danach ein kühles Bier, während sein Masseurhologramm seine geschundenen Muskeln ordentlich durchkneten würde.
Hier jedoch sah es weit und breit nicht nach einem Masseurhologramm aus. Als er sich in die Richtung wandte aus der er kam, stutzte er. Da war ein Fleck, der sich zu bewegen schien. Die dichten Regenfäden erschwerten die Sicht, aber doch … da war etwas! Und es bewegte sich auf ihn zu. Bei seinem Glück vermutlich ein Schlammmonster, das ihn zum Abendessen verspeisen wollte. Fortlaufen war zwecklos, nicht mal ein Baum war zu sehen, hinter dem er Schutz suchen konnte, und die Berge waren eindeutig noch zu weit entfernt, um sie zu Fuß zu erreichen. Experiment 13, so viel zum Thema Glückszahl.
Als das Ding näher kam , erkannte Josh, dass es sich um ein Gefährt handelte, das von zwei Pferden gezogen wurde. Auf einem Aufbau saß ein Mann, der die Tiere lenkte. Josh kramte in der Erinnerung an sein Lernfach Historie und ihm kam der Begriff Planwagen in den Sinn. Als der Wagen ihn erreichte, wich Josh bis auf das schlammige Feld zurück, denn die Pferde waren ihm nicht geheuer. Er hatte noch nie welche in natura erblickt und sie waren größer als jedes andere Tier, das er je in der Stadt gesehen hatte. Der Mann brachte die Tiere zum Stehen. Josh konnte sein Gesicht nicht erkennen, da er einen Hut mit weiter Krempe trug, den er wohl wegen des starken Regens tief ins Gesicht gezogen hatte. Josh stand einfach nur da und spürte, wie ihm der eiskalte Schlamm zwischen den Zehen hindurchquoll und er langsam im Matsch versank.
»Los, steig auf!«, sagte der Mann knapp. Josh stand noch einen Moment reglos, dann wägte
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