Gayheimnisse reloaded (German Edition)
verfasste sie mehrere erotische Romane, u.a. "Teuflische Lust", sowie den historischen Liebesroman "Leidenschaft in den Highlands".
Sturmmacht
von Sandra Gernt
Wärme. Licht. Schmerz.
Illyz erwachte von seinem eigenen gequälten Stöhnen. Er wusste sofort, dass er noch lebte, denn es konnte gar nicht möglich sein, in der Anderswelt so viel Schmerz ertragen zu müssen. Doch wo war das Heulen des Schneesturmes? Sein Vater hatte ihn als Vorhut geschickt, um sicher zu sein, dass ihre neuen Verbündeten, der Ulachen-Stamm, zu dem sie als Unterhändler unterwegs waren, ihnen keine Falle stellen würden. Auf dem Hochplateau war Illyz von Eiswinden und wirbelnden Schneemassen überrascht worden: Orientierungslos war er umhergeirrt, bis ihn die Kälte überwältigt hatte.
Der junge Krieger spürte Hände auf seinem Körper; jemand zog ihm die durchnässte Kleidung aus. Er war zu schwach, sich dagegen zu wehren, was ihn in Panik versetzte. Hektisch atmend schlug er um sich, riss mit aller Gewalt die Augen auf. Über sich erkannte er schemenhaft einen fremden Mann, der ihn an den Unterarmen packte und sie zu Boden drückte. Die Kraft dieser Hände war zu gewaltig, um sich dagegenzustemmen, so als wäre Illyz nur ein kleiner Junge. Das vergrößerte seine Angst noch mehr. Wild stierte er um sich, versuchte irgendetwas zu erkennen, doch es dauerte einige weitere qualvolle Augenblicke, bis sich seine Sicht klärte. Er befand sich in einer dämmrigen Holzhütte, auf einem weichen Lager aus Fellen und Decken, direkt neben einem Kamin, aus dem ein prasselndes Feuer Hitze verströmte. Über ihm kauerte ein junger Mann, ungefähr in seinem Alter, also zwischen zwanzig und fünfundzwanzig Sommern. Er trug einen bunt bestickten Überwurf, wie Illyz sie schon häufiger bei Ulachenkriegern gesehen hatte; das lange, blauschwarze Haar hatte er mit Lederbändern in mehrere Zöpfe geflochten. Jeder Zopf stand für einen getöteten Feind. Illyz war stolz auf seine fünf Flechten; der fremde Krieger hingegen besaß mindestens zehn, soweit Illyz das mit einem Blick erfassen konnte. Doch das war nicht der Grund, warum Illyz erstarrte und voller Entsetzen in das Gesicht des anderen sah: Statt der üblichen dunklen Augen in allen Schattierungen von Schwarz über Braun bis zu dem trüben Grau der Alten, blickte ein Paar blaue Augen auf ihn herab. Strahlendes Hellblau, wie der Himmel an einem heißen Sommernachmittag. Niemand besaß solche Augen, niemand! – außer den Aparuza. Den Anderen. Mystische Wesen von menschlicher Gestalt, die über Zauberkräfte geboten, Geister heraufbeschwörten, sogar Totengeister aus der Anderswelt! Illyz hatte noch niemals einen Aparuza gesehen und, wie die meisten jungen Leute, alle Erzählungen über sie als Märchen und Träumereien abgetan.
Der Fremde sah nicht aus wie eine Traumgestalt. Allerdings auch nicht wie ein gefährlicher Geisterbeschwörer. Man sagte, Aparuza seien hässlich und missgestaltet, als Ausgleich zu ihren geistigen Fähigkeiten. Dieser Mann aber besaß ein ebenmäßiges Gesicht und einen starken Körper. Illyz bemerkte, dass er mit offenem Mund denjenigen anstarrte, der vermutlich sein Leben gerettet hatte. Hastig kämpfte er um seine Selbstbeherrschung, versuchte seinen Atem und sein wild jagendes Herz zur Ruhe zu bringen. Aparuza, so ein Unfug! Es gab sicher eine Erklärung für dieses strahlende Blau!
Aber er ist auch so stark wie ein Bär, obwohl er nicht massiger ist als ich, flüsterte eine hartnäckige Stimme der Angst in seinem Hinterkopf. Illyz brachte sie zum Schweigen und versuchte ein Lächeln zustande zu bringen.
»Du kannst mich loslassen«, flüsterte er heiser. Der Fremde hielt seinen Blick noch für einige Herzschläge länger gefangen, dann nickte er und gab Illyz’ Arme frei.
»Wo bin ich hier? Hast du mich aus dem Schneesturm gerettet? Danke! Ich – mein Name ist Illyz …« Er brach ab, als ihm bewusst wurde, wie der Mann ihn ansah, intensiv und forschend – und stumm. »Verstehst du mich?«, fragte Ilyz verunsichert. Es gab Erzählungen von Völkern jenseits der großen Steppe, die so seltsam sprachen, dass man sich nicht mit ihnen verständigen konnte. Vielleicht stammte sein Retter von dort? Doch der Krieger mit den blauen Augen nickte ihm zu und lächelte sogar ein wenig.
»Wie heißt du?«, bohrte Illyz nach. Der Fremde tippte sich mit zwei Fingern gegen die Kehle, dann auf die Lippen und schüttelte den Kopf.
»Du kannst nicht
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