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Gayheimnisse reloaded (German Edition)

Gayheimnisse reloaded (German Edition)

Titel: Gayheimnisse reloaded (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Herbst , Simon Rhys Beck , Justin C. Skylark , Verena Rank , Hanna Julian , Nicole Henser , Inka Loreen Minden , Kerstin Dirks , Sandra Gernt , Sandra Henke
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sprechen?«
    Nicken.
    Illyz schloss die Augen, überfordert mit dem Wunsch, einzuschlafen und damit den rasenden Schmerzen im ganzen Leib zu entkommen; und dem Mitgefühl für diesen Krieger, der vermutlich ein Leben lang wegen der absonderlichen Augen ausgegrenzt worden war und dann, als er während eines Kampfes die Sprachfähigkeit verloren hatte, von seinem Stamm verjagt wurde. Man sah zwar keine Narben, aber für Illyz war es ausgeschlossen, dass dieser Mann stumm geboren wurde – er wäre niemals zum Krieger ausgebildet worden in diesem Fall.
    Der Fremde bewegte sich, machte weiter mit seinen Bemühungen, Illyz aus der nassen Hose zu schälen. Der junge Krieger wehrte sich nicht mehr dagegen, es war ja nur vernünftig. Zwar gefiel es ihm nicht, nackt vor diesem Fremden dazuliegen, aber er brauchte dringend Hilfe. Illyz biss die Zähne zusammen, um nicht zu schreien, als seine Füße bewegt wurden. Er konnte Schmerz ertragen, wie jeder stolze Baja-Krieger, doch seine Füße schienen in Flammen zu stehen. Illyz zuckte unwillkürlich, stöhnte vor Schmerz, als die Flammen hochschlugen bis in die Leiste. Irgendetwas machte der Mann dort, er rieb eine ölige Flüssigkeit in die vom Frost zerstörte Haut. Der Schmerz steigerte sich immer weiter, bis Illyz glaubte, ihm würde das Fleisch von den Knochen gefetzt werden. Er wand sich kraftlos, kämpfte, um sich nicht mit Tränen zu entwürdigen. Als dann aber sein linker Fuß auf dieselbe Weise behandelt wurde, konnte er nicht mehr an sich halten und schrie auf. Nur zu gerne hätte er sich in die Decken gekrallt, doch seine tauben Finger gehorchten ihm nicht. Die geringen Bewegungen, zu denen er fähig war, ließen denselben brennenden, prickelnden, alles verzehrenden Schmerz von seinen Fingern hoch in die Arme schießen. Das war zu viel: Illyz brüllte wie von Sinnen, bis er zurück in gnädige Ohnmacht sank.

Als er zu sich kam, fand er sich im Arm des namenlosen Fremden hochgestützt wieder, der ihm einen Becher an den Mund hielt und einen heißen, bitteren Trank einflößte. Die Wärme breitete sich wohltuend in Illyz’ Körper aus. Dann aber kehrten die grausamen Schmerzen zurück und er sog scharf die Luft zwischen den Zähnen ein.
    Er muss sie abgeschnitten haben!, dachte Illyz, bäumte sich auf, als gleich die nächste Schmerzwelle durch seinen Leib jagte. Das Bild von schwarz gefrorenen, abgestorbenen Zehen und Fingern tanzte vor seinem inneren Auge, abgeschnitten, bevor der Frostbrand hochsteigen konnte und ihm Arme und Beine zerstörte. Ein Krieger, der einen oder zwei Finger verlor, mochte noch kämpfen können – wenn es nicht gerade der Daumen war. Doch wenn es noch schlimmer sein sollte, würde er zum Bettler in seiner Sippe werden, auf die Gnade seiner Familie angewiesen, die ihm widerwillig Essen abgab. Ein wahrhaftiger Baja starb lieber, als ein solches Leben zu führen!
    Illyz suchte den Blick des Kriegers, der mittlerweile den Becher zur Seite gestellt hatte, ihn aber immer noch im Arm beließ, die freie Hand auf seine Brust gelegt, um ihn trotz der andauernden Krämpfe niederzuhalten.
    »Wie viele?«, presste Illyz mühsam hervor. »Wie viel – fort – sind fort …?« Er spürte, wie sich betäubende Müdigkeit über ihn legte, vermutlich von dem Trank.
    Verstehen dämmerte in den blauen Augen, er schüttelte den Kopf und lächelte Illyz zu.
    »Bitte, wenn es zu viele sind … ich kann nicht …« Stöhnend krampfte er sich zusammen, presste sein Gesicht in den Überwurf des Mannes, der ihm zu helfen versuchte. Die Müdigkeit breitete sich weiter aus und dämpfte den Schmerz. Illyz drehte sich von dem fremden Krieger weg, beschämt, wie sehr er sich hatte gehen lassen. Eine leichte Berührung an der Wange ließ ihn verharren und aufblicken. Der Fremde lächelte, ergriff Illyz’ Hand und hielt sie hoch. Ungläubig starrte er auf seine Finger: Sie waren rötlich-blau angelaufen, aber nirgends gab es ein Zeichen von totem Gewebe, keine einzige schwarze Stelle. Illyz wollte fragen, wie das möglich sein konnte, wie es mit seinen Füßen aussah, sich bedanken; doch die Augen fielen ihm zu. Er war so müde …
    Der Fremde bettete ihn zurück auf den Boden, strich ihm leicht über die Arme. Illyz hörte sich seufzen und lächelte innerlich im Dämmerschlaf. Seine Mutter hatte ihm auch immer so über die Arme gestrichen, wenn er als Kind krank niedergelegen hatte.
    Warme Hände legten sich auf seine noch immer entblößte Brust, streichelten ihn mit

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