GB84: Roman (German Edition)
uns kommt –
Ihr Krieg
. Mein Krieg – Die Zähne haben mich wieder aufgeweckt. Taten verdammt weh. Aber ich wollte nicht aufstehen. Ich hatte eine harte Woche gehabt. War kaum zu Hause gewesen. Ich wusste nicht mehr, wann ich mich das letzte Mal mit Mary und Jackie zum Essen hingesetzt hatte – Mary legte Wäsche zusammen, als ich nach unten kam. Jackie hatte die Zeitung geholt. Ich setzte uns Tee auf. Jackie kam zurück. Ich las ein wenig Zeitung. Die beste Meldung der Woche war, dass Sheffield Wednesday drei zu eins gegen Nottingham Forest gewonnen hatte – Na, wie gefällt euch das, ihr Scab-Scheißer, dachte ich – Was grinst du so, fragte Mary. Ach, nichts. Ich habe Martins Frau gestern gesehen, sagte Mary. Cath Daly? Wo denn? In der Stadt. Rotherham. Auf dem Revier? Jackie blickte von ihrem Tee auf. Mary nickte. Hast du mit ihr gesprochen? Nur, wie es so geht, antwortete Mary. Das Übliche – Was hat sie gesagt? Nichts – Hat sie Martin erwähnt? Nein – Keith glaubt, sie sind umgezogen, weißt du? Mary schüttelte den Kopf. Was weiß der denn? Vielleicht geh ich nach dem Essen mal vorbei, sagte ich – Ich nahm den Wagen und fuhr nach Hardwick . Ich hielt vor ihrem Haus. Kein Lebenszeichen. Ich klopfte an.
FÜNFUNDZWANZIGSTE WOCHE
Montag, 20. August – Sonntag, 26. August 1984
Der Präsident schickte Terry Winters und Mike Sullivan zurück zur Huddersfield Road. Sie sollten herausfinden, was zum Teufel da eigentlich los war. Der Präsident traute denen dort nicht mehr über den Weg. Nicht einen Millimeter. Keinem von ihnen. Er war jetzt tatsächlich paranoid –
Waren sie alle (sagten sie jedenfalls). Jeder Einzelne von ihnen: Dick und Paul, Joan und Len, die Tweedjacketts und die Jeansträger. Alle –
Clive Cook wartete auf den Stufen vor der Yorkshire-Zentrale. »Guten Morgen, Genossen«, sagte er.
»Scheiß drauf«, meinte Mike Sullivan.
»Du hast uns nicht erwartet, oder, Genosse?« fragte Terry.
Clive Cook sah ihn an. »Hätte ich sollen?«
Terry und Mike Sullivan traten durch die Bogentür. Clive folgte ihnen. Auf der Treppe fragte er: »Kann ich etwas für euch tun, Genossen?«
»Du kannst uns zeigen, wo die Bezirksprotokolle und Tagesordnungen aufbewahrt werden«, antwortete Mike.
Clive schüttelte den Kopf. »Die sind alle im Büro des Bezirkspräsidenten eingeschlossen.«
»Und du hast keinen Schlüssel, richtig?« sagte Terry.
Wieder schüttelte Clive den Kopf. »Natürlich nicht.«
»Und wer hat einen?« wollte Mike wissen.
Clive blieb eine Stufe unterhalb von Terry und Mike stehen. »Was wird das, Genossen?«
»Ihr habt einen Maulwurf hier im Haus«, erklärte Terry.
Mike nickte. »Einen inneren Feind.«
»Und ihr beide seid wer?« fragte Clive. »Die Inquisition?«
»Ja«, antwortete Terry. »Ganz genau das sind wir. Und jetzt besorg uns die Schlüssel.«
Clive Cook ging die Treppe wieder hinunter und kehrte mit den Schlüsseln zurück –
Terry und Mike machten sich an die Arbeit; Clive Cook beobachtete sie dabei –
Sie zerrissen Pläne und Budgets, schrieben Berichte und Mitschriften um
–
Dann schickte Terry Mike auf die Suche nach weiteren Papieren und rief Clive Cook zu sich. Er fuhr ihm mit der Hand über Brust und Rücken und klopfte ihm die Beine ab –
Er zog ihn noch näher zu sich und flüsterte: »Ich hoffe, du warst ein braver Junge, Clive.«
Clive umarmte Terry und legte seinen Kopf an dessen Brust. Er hielt sich an Terry fest, bis er Schritte hörte –
Schritte im dunklen Gang
.
Terry kehrte als Erster ins Büro zurück. Heute war niemand da. Sie waren alle noch in Gascoigne Wood, auch die Jeansträger, um Brian Green willkommen zu heißen –
Den ersten Streikbrecher Yorkshires –
Die Heimatfront war eröffnet
.
Terry hatte eine lange Liste von Telefonanrufen abzuarbeiten. Seinen Freund Jimmy bei der NACODS. Den verfluchten
Daily Mirror
. Nahezu jeden Finanzbeauftragten in der ganzen verdammten Gewerkschaft. Terry schluckte drei weitere Aspirin. Er setzte sich unter das große Porträt des Präsidenten und wartete darauf, dass das Telefon klingelte. Dass sie anrief –
Bitte, bitte, bitte
–
Um fünf Uhr klingelte es.
Terry hob ab.
Klick-klick
. »Der Geschäftsführer am Apparat.«
»Hallo, Geschäftsführer«, sagte sie. »Ich hoffe doch, du hast mich vermisst.«
Terry ließ den Hörer fallen –
Treppe runter und raus auf die Straße, zehn Minuten Fahrt –
Er eilte durchs Hotel, die Treppe hoch in ihr Zimmer –
Er ließ
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