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GB84: Roman (German Edition)

GB84: Roman (German Edition)

Titel: GB84: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
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seine Hose fallen –
    Betten knarzten, Kopfenden hämmerten an die Wände, Wände bebten. Münder fluchten

    »Mein Bestes war nicht gut genug!« rief Terry. »Nicht gut genug, verdammt!«
    Diane streckte die Hand aus und berührte ihn, wollte ihn halten –
    Terry wandte sich ab. »Ich hasse ihn, ich hasse ihn. Ich hasse ihn, verflucht!«
    »Ich weiß, ich weiß«, beschwichtigte ihn Diane.
    »Nein, tust du nicht!« brüllte Terry. »Du hast keine Ahnung. Niemand hat eine Ahnung!«
    »Sag mir, was du möchtest«, erwiderte sie. »Sag es mir, und ich werde dir dabei helfen.«
    »Dir sagen, was ich will?« fragte Terry. »Das willst du wirklich wissen?«
    »Sag es mir«, beharrte sie. »Ich will es wissen. Ich will dir helfen.«
    Terry stand auf. Er hielt Dianes Gesicht mit der rechten Hand. Er sah ihr in die Augen. »Ich will, dass dieser Streik zu Ende geht«, sagte er. »Ich will, dass meine Ehe zu Ende geht. Ich will mit dir abhauen.«
    »Aber wohin denn?« fragte sie. »Und wovon sollen wir leben?«
    »Ich hab doch gesagt, ich habe Geld …«
    Diane legte ihm einen Finger auf die Lippen und führte ihn zum Bett zurück. Er sollte sich setzen. »Letzte Woche«, sagte sie, »habe ich in Doncaster einen Mann getroffen, der meinte, er könnte helfen …«
    »Wem helfen?« fragte Terry. »Dir?«
    Diane lächelte. »Der Gewerkschaft, du Dummer. Ich finde, du solltest dich mal mit ihm treffen.«
    Der Jude hat Fred Wallace und Jimmy Hearn für die Nacht wieder im Claridge’s einquartieren lassen. Der Jude hält sich alle Möglichkeiten offen. Er hat Großes mit Fred und Jimmy vor. Der Jude hat die beiden am Morgen beim Frühstück Piers Harris und Tom Ball vorgestellt. Nun fährt Neil Fontaine den Juden, Fred, Jimmy, Piers und Tom zum Hobart House. Don und Derek warten schon auf sie. Der Jude hat einen Konferenzraum reserviert und herrichten lassen. Er führt sie dorthin. Er geht nach oben und klopft an die Doppeltür –
    Der Vorsitzende
.
    Neil schließt die Tür hinter dem Juden und wartet auf dem Gang draußen –
    Der Jude hüstelt und sagt: »Der Plan ist ganz einfach.«
    Der Vorsitzende hört zu –
    »Das Hauptaugenmerk muss nun darauf gerichtet sein, jeden Montag bei der ersten Schicht substanzielle, vorher festgelegte Rückkehrerquoten zu erzielen«, führt der Jude aus. »Und das bei ausgewählten Zechen, die nur uns und der Polizei bekannt sind. Jeder Bezirksdirektor verpflichtet sich dazu, sich auf eine Zeche pro Woche zu konzentrieren, jede mit einem festgesetzten Datum für die Massenrückkehr. Das erlaubt uns, wöchentlich eine stetig wachsende Zahl an Rückkehrern zu vermelden. Erreichen wir einundfünfzig Prozent, ist die Sache gegessen, und das wissen sie.«
    Der Vorsitzende hört weiter zu –
    »Die Lage in Yorkshire sieht anders aus«, fährt der Jude fort. »Hier sollte der Fokus im Augenblick auf einzelnen Rückkehrern liegen. Der Schaden für die Kassen der örtlichen Gewerkschaftsgruppen und für die Moral ist momentan unkalkulierbar. Die Gewerkschaft wird nicht mehr in der Lage sein, Zechen außerhalb von Yorkshire zu bestreiken, auch keine Docks oder Kraftwerke. Die Polizeikräfte können dann auf die von uns gewählten Gegenden konzentriert werden …«
    Dem Vorsitzenden gefällt, was er hört –
    »Die Kampagne
Zurück zur Arbeit
wird unterstützt von Toms Aktion mit regionalen und landesweiten Anzeigen und unserer fortgesetzten Operation vor Gericht. Diese unterschiedlichen Kampagnen und ihre Finanzierung können nun unter der Koordination durch das National Working Miners’ Commitee zusammengeführt werden, die im Laufe der Woche formell verkündet wird. Das wird die Geburtsstunde unserer Gewerkschaft innerhalb der Gewerkschaft. Leider müssen wir uns von Grey Fox trennen, doch Mr. Colby und Mr. Williams bleiben an Bord und werden ein höchst hilfreiches Ergebnis erzielen.«
    Der Vorsitzende klatscht. Ihm gefällt, was er da hört –
    »Danke, Stephen, danke«, sagt er. »Anders als unser Gegner im Norden neige ich nicht zu Übertreibungen. Allerdings habe ich nun den deutlichen Eindruck, dass wir eine Wasserscheide überschritten haben. Bis Juli hatte ich ständig das Gefühl, wir würden in ziemlich widriges Gewässer segeln. In den letzten Tagen hat es eine Ruhephase gegeben, und nun, nach all diesen Wochen, kann ich endlich den Wind im Rücken spüren.«
    Der Jude klatscht Beifall und ruft: »Bravo, bravo!«
    Neil wartet draußen auf dem Gang. Er sieht Männer in Anzügen

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