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GB84: Roman (German Edition)

GB84: Roman (German Edition)

Titel: GB84: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
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hat?«
    Verdammt
. Neil wirft einen Blick auf das Foto.
Verdammt, verdammt
. Er schüttelt den Kopf –
    »Sie reden mit dem Falschen«, sagt er. »Das bin ich nicht. Ich habe ihn nicht getroffen.«
    Paul schaut wieder das Foto an. »Die Kamera lügt also.«
    »Heutzutage kann man nichts und niemandem trauen«, sagt Neil.
    Paul zeigt die Straße entlang. »Das gilt auch für den da, oder nicht?«
    Der Jude und ein anderer Mann tragen einen blutig geschlagenen Streikenden die Hard Lane entlang –
    Verdammt, verdammt, verdammt
.
    Neil öffnet die Wagentür –
    Das hört nie auf, verdammt

    Paul hält ihm das Foto hin. »Falsche Fünfziger, Neil. Die tauchen immer wieder auf.«
    Neil schüttelt den Kopf. Er schlägt Paul Dixon, Special Branch, die Tür vor der Nase zu –
    VERDAMMT

    Verdammte falsche Fünfziger.



TEIL III
CARELESS WHISPER
    September – November 1984

MARTIN
    Mitten in der Nacht –
Wir wispern. Wir schellen
– Tag 182 . Keiner da. Totenstille. Ich gehe am Hotel vorbei. Am Polizeirevier.
Krk-krk
. Sportplatz. Pavillon. Die Zechenzufahrt entlang. Der Sportplatz auf der einen Seite. Ziegelmauern auf der anderen. Ich biege kurz vor Villas ab, und da ist sie – ich bleibe stehen. Ich starre zum Förderturm und zur Kohlewäscherei hinauf – Wenn mich jetzt jemand sehen würde, ich würde für verrückt erklärt. Mitten in der Nacht. Keiner da – nur die Zeche und ich. Verdammt, sagt Pete. Schau doch mal einer an, was die Katze da angeschleppt hat – Schon gut, sage ich. Wo zum Henker warst du? Ich schüttle den Kopf und zucke mit den Schultern. Musste nur mal raus, weißt du? Pete nickt. Schon okay, sagt er. Jetzt bist du ja wieder da. Ich nicke. Wenn ihr mich noch nehmt, sage ich. Sei doch nicht blöd, erwidert er. Setz dich zu uns. Ich nicke Big Chris zu. Seit wann bist du dabei?, frage ich. Seit Montag. Ich schüttle den Kopf. Hoffentlich zahlen sie dir das Doppelte – Einen Scheiß tun die, meint Keith. Sind allerdings jetzt ein paar Leute weniger, mit denen man sich das Spritgeld teilen muss – Zumindest bis der verdammte irische Wandersmann wiederaufgetaucht ist, sagt Pete lachend. Hört mal, sage ich. Schwatzen wir den ganzen Tag oder gehen wir auf Streikposten? Pete steht auf. Auf geht’s zum Big K. Ich folge Chris und Keith hinaus auf den Parkplatz. Die anderen Jungs sind schon losgefahren. Pete schließt ab, und wir machen uns auf den Weg. Keith fährt, Chris und ich quetschen uns hinten rein, Pete spielt am Radio herum: Achtzehn Tote in der Psychiatrie Stanley Road in Wakefield; Friedensprozess im Kohlenstreit kurz vor dem Zusammenbruch; Sterling auf Rekordtief; Polizei verhaftet fünfzehn Personen; – Das Übliche – Ein Durchschnittstag – Gibt’s denn keine Musik, verdammt?, fragt Keith. Pete streckt die Hand aus und sucht weiter.
Agadoo
. Pete dreht sich zu mir nach hinten um. Wette, das hast du vermisst, richtig? Ich nicke. Wie einen Pickel am Arsch. Keith lacht und zeigt zur Scheibe hinaus. Die hast du doch sicher auch schon vermisst, oder?
Krk-krk
. Ich schaue hinaus zu den Polizeifahrzeugen, die auf dem Standstreifen des Motorways stehen. Keine Straßensperren?, frage ich. Jetzt, wo es vor unserer eigenen Haustür ist, nicht, sagt Pete. Gibt ja keinen Grund. Die kennen uns. Wir kennen sie. Keith verlässt den Motorway. Durch Doncaster auf die A19, über die M62 bei Eggborough auf die A645, zurück zur Zeche Knottingley and Kellingley –
Big K
– eine hochmoderne Superzeche, wie die oben in Selby. Aber alles Hardliner. Wie in Sharlston und Acton Hall. Ist noch keine hundert Jahre her, dass das Militär in Featherstone zwei Bergleute erschossen und sechzehn verletzt hat. In den Sechzigern sind jede Menge Schotten nach Kellingley gekommen – Kaum vorstellbar, dass es hier Streikbrecher gibt. Es gibt sie aber – Superzechen sorgen für Superstreikbrecher, meint Keith. Mega-Scabs. Eine Menge von denen hier war von Anfang an gegen den Streik, sagt Pete. Hatten nicht die Nerven dafür. Gehen auch nie auf Streikposten. Ihr verdammter Ausschuss schon, sagt Chris. Pete nickt, Nicht, dass das was zu sagen hätte, meint er. Schaut uns an. Chris dreht sich zu mir um. Hast du von Silverwood gehört? Ich nicke. Keith parkt auf einer Weide etwa zwei Meilen von der Zecheneinfahrt entfernt. Es ist kurz vor halb sieben. Die Zufahrt steht voller Fahrzeuge. Eine große Streikfront – Im Hintergrund warten schon Pferde und Hunde. Ich kann sie riechen und hören – Alles in Ordnung?,

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