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GB84: Roman (German Edition)

GB84: Roman (German Edition)

Titel: GB84: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
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einen Pfiff hin von den Wagen –
    Tarnjacken, Overalls und Sturmhauben –
    Fünfzig Mann mit Spitzhacken, der Anführer mit Baseballkappe und Sonnenbrille –
    Fünfzig Mann, die sich auf einen zweiten Pfiff hin auf dem Werksgelände verteilen –
    Neil schaut auf die Uhr, klopft drauf und betrachtet den Juden im Rückspiegel, der alles durchs Fernglas beobachtet –
    Fünfzig Mann zerschlagen die Überwachungskameras und die Fensterscheiben der Büros, fallen über die Autos und Transporter des NCB her.
    Neil schaut auf die Uhr, klopft drauf und sieht zu den beiden Polizisten hinaus –
    Sie verstecken sich noch immer hinter ihrem Fahrzeug und brüllen in ihre Funkgeräte.
    Ein dritter Pfiff –
    Die Männer bilden Reihen, klettern auf die Laster. Die ersten drei fahren davon.
    Der Anführer sieht sich auf dem Gelände um und klopft gegen das Seitenblech des Lasters –
    Der letzte Laster startet den Motor. Der Anführer steigt ins Führerhaus und nimmt die Baseballkappe ab –
    Als der Laster davonbraust, wehen ihr lange blonde Haare ins Gesicht und vor die Brille.
    »Sehr beeindruckend«, wiederholt der Jude, »wirklich sehr beeindruckend, Neil.«
    Die NUM war auf dem Weg nach Brighton, auf der Überholspur.
    »Genossen«, hatte Dick am Telefon gesagt. »Ihr müsst heute Abend kommen.«
    Die NUM war gerufen worden, um sich zu äußern. Der TUC verlor langsam die Geduld mit der NUM und ihrem Präsidenten. So wurde es im Fernsehen gesagt. Mehrmals. So würde es auch in den Zeitungen stehen –
    Darüber musste der Präsident lachen, richtig herzhaft lachen –
    »Sie beschuldigen uns, Arbeiter auf Arbeiter zu hetzen«, verkündete er. »Uns!«
    Terry und Paul saßen hinten beim Präsidenten, Joan saß vorne bei Len. Alle schüttelten die Köpfe.
    »Sind es vielleicht unsere Mitglieder, die den Streik brechen?« fragte der Präsident.
    Paul Hargreaves hüstelte. »Eigentlich schon, Präsident.«
    Der Präsident sah ihn an und biss sich auf die Lippe.
    »Nicht unsere wahren Mitglieder«, entgegnete Terry. »Unsere wahren, loyalen Mitglieder, Genosse Präsident.«
    »Danke, Genosse«, sagte der Präsident. »Herzlichen Dank.«
    Paul starrte Terry an, runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf –
    Das war Terry egal. Terry hatte einen Lauf. Er hatte einen Drei-Punkte-Plan für die Öffentlichkeit ausgearbeitet (unabhängig von seinem geheimen Zwei-Punkte-Plan). Er hatte dem Präsidenten seinen Drei-Punkte-Plan verkauft (wie er es später auch mit dem geheimen Zwei-Punkte-Plan machen wollte). Der Präsident mochte den Plan (wie auch später den Geheimplan). Terry war davon überzeugt –
    Zweihundertzwanzig Meilen später war sich Terry dessen noch viel sicherer.
    Die obersten Männer des TUC warteten auf den Stufen zum Metropole Hotel –
    Der Präsident schüttelte ihnen die Hände und ging voraus.
    Das Meeting begann um zwanzig Uhr in der Louis-XV.-Suite.
    »Ein ziemlich nobler Ort für eine einfache Unterhaltung«, meinte der Präsident.
    Die obersten Männer des TUC lächelten und warteten.
    »Ich erwarte eure Unterstützung«, verkündete der Präsident. »Nichts Geringeres als das.«
    Dann fingen die Streitigkeiten und Anschuldigungen an.
    Acht Stunden später riss Terry ein Blatt Papier aus seinem Notizbuch und reichte es dem Präsidenten. Der las es und stand auf –
    »Die NUM fordert, dass der Kongress unsere Ziele hinsichtlich der Zechenschließungen, der Rettung von Arbeitsplätzen und Gemeinden unterstützt«, erklärte der Präsident. »Die NUM fordert, dass der Kongress eine Kampagne ausruft, um Gelder aufzutreiben, die die ungeheuren Belastungen in den Kohlegebieten lindern und die Gewerkschaftsarbeit aufrechterhalten, landesweit und vor Ort. Und schließlich verlangt die NUM, dass der Kongress unseren Kampf effektiver macht und alle Gewerkschaftler dazu aufruft, den Transport von Kohle und Koks und den Einsatz von Öl zu unterbinden.«
    Der Präsident setzte sich und klatschte in die Hände. Er zwinkerte Terry zu –
    Terry lächelte zurück.
    »Die Nacht war sehr lang«, erwiderte der Fette Mann. »Aber ich möchte dem Präsidenten der NUM danken, dass er in Vorbereitung des Kongresses heute Nacht hergekommen ist. Des Weiteren möchte ich mich bei ihm und all den Mitgliedern seines Teams für die Suche nach einer gemeinsamen Erklärung bedanken. Ich bin mir sicher, dass alle Vorschläge nach weiteren Diskussionen mit der Generalversammlung des TUC und mit Zustimmung der beteiligten Gewerkschaften

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