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GB84: Roman (German Edition)

GB84: Roman (German Edition)

Titel: GB84: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
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    Er wusch seine Unterwäsche in dem kleinen Waschbecken in der Zimmerecke –
    Er trocknete sie mit einem Föhn, den er sich an der Rezeption ausgeliehen hatte –
    Terrys Hände waren wundrot. Terry fragte sich, was zum Henker er da eigentlich tat.
    Neil Fontaine serviert in der Suite im Claridge’s zwei große Brandys.
    Der Große Finanzier nickt. Er hilft gern –
    »Das wissen Sie, Stephen«, betont er, »vor allem in Zeiten wie diesen.«
    Der Große Finanzier hat bei der Bombenexplosion seine Carlton-Krawatte verloren. Sie ist bisher noch nicht ersetzt worden.
    »Ja, das weiß ich zu schätzen«, sagt der Jude. »Und sie ebenfalls. Sie weiß es sehr zu würdigen.«
    »Aber, aber, aber«, meint der Große lächelnd, »weiß es auch der Vorsitzende?«
    Der Jude erwidert das Lächeln. »So langsam kommt ihm die Erkenntnis.«
    »Die City macht sich um unseren amerikanischen Freund Sorgen«, sagt der Große Finanzier.
    »Ich lese die Bilanzen ebenfalls«, versichert der Jude. »Ich weiß, wie sehr sich die City Sorgen macht.«
    »Sieben Milliarden Verlust allein gestern!« ruft der Große. »An einem Tag!«
    »Ich weiß«, wiegelt der Jude ab, »ich weiß.«
    »Ich verliere hier viel Geld, Stephen«, sagt der Große. »Sehr viel.«
    »Das tun wir alle«, erwidert der Jude, »wir alle.«
    »Und davon soll ich mich jetzt besser fühlen?« fragt der Große Finanzier.
    Der Jude schließt die Augen und schüttelt den Kopf.
    »Ich weiß, Bankrott ist für Sie und Ihre Leute nichts Neues«, setzt der Große nach. »Für uns schon. Vergessen Sie das nicht …«
    »Sie ziehen also die Zugbrücke hoch?« fragt der Jude. »Wagenburg?«
    »Stephen«, mahnt der Gute, der Große. »Habe ich das gesagt?«
    »Wäre allerdings auch nicht sonderlich schlau«, sagt der Jude. »Nicht Ihr übliches Niveau.«
    »Ich
werde
helfen«, sagt der Große Finanzier. »Unter einer Bedingung.«
    »Es gibt immer einen Haken«, sagt der Jude. »Und Schnüre, an denen gezogen wird.«
    »Ich habe Bedenken wegen der rechtlichen Vorgehensweise«, sagt der Große.
    »In welcher Hinsicht?«
    »Ich fürchte, Sie machen einen Märtyrer aus dem Kerl«, flüstert der Große. »Einen marxistischen Märtyrer.«
    »Er ist Arier«, sagt der Jude. »Er hat seine eigenen Mythen, Vorbilder, Messiasse.«
    »Dann sollten wir nicht noch einen hinzufügen, oder, Stephen?« fragt der Große Finanzier lächelnd.
    »Die Mühlen mahlen«, erwidert der Jude. »Es liegt nicht in unserer Hand …«
    »Bezahlen Sie seine Strafe«, fährt der Weise fort. »Anonym.«
    »Was?« kreischt der Jude auf. »Das werde ich nicht tun.«
    »Und ob, Stephen«, beharrt er. »Geht er ins Gefängnis, verlieren Sie. Wir alle.«
    Der Jude lässt sich in den Sessel sinken und wedelt mit dem Brandyglas in Richtung Neil.
    »Tun Sie es, Stephen«, sagt der Große Finanzier, »und ich kümmere mich um den Rest.«
    »Alles?« fragt der Jude. »Alles?«
    Der Große und Gütige zückt sein Scheckbuch. »Alles.«
    Der Mechaniker nimmt die A1 nach Doncaster. Er biegt in die Barnsley Road ab und fährt ins Stadtzentrum. Dann über die Bawtry Road an der Rennbahn entlang nach Rossington
.
    Überall Polizei. An jeder Ecke. Dabei ist es noch nicht mal vier Uhr früh. Beim Polizeirevier liegt bereits ein Streifenwagen auf dem Dach und reckt die Räder in die Höhe
.
    Es ist ein Fehler, das weiß der Mechaniker. Aber es gibt Dinge, die er nicht weiß

    Dinge, die er wissen muss

    Persönliche Dinge.
    Er parkt in einiger Entfernung von der Zeche hinter einer Schule und lässt die Hunde im Wagen. Er bahnt sich einen Weg zum Ort des Geschehens, den Hut tief in die Stirn gezogen, den Kragen hochgeschlagen. Gelber Anstecker, Hände in den Taschen
.
    Alles passiert heute hier. Die Streikenden haben die Polizisten auf dem Zechengelände in der Falle. Die Polizei hat Hilfe angefordert. Die Kolonne mit der Verstärkung ist unterwegs

    In zwei Reihen rast sie mit hundertvierzig Sachen die Straße entlang
.
    Die Streikenden am Straßenrand bewerfen die Wagen mit Steinen, vom ersten bis zum letzten

    Rums. Rums. Rums. Rums

    Brocken um Brocken. Ziegel um Ziegel. Stein um Stein

    Auf jedes einzelne der sechzig Fahrzeuge. Ein Pferdetransporter gerät auf den Bürgersteig und trifft frontal einen Kumpel

    Sie lassen ihn in seiner Donkeyjacke sterbend liegen

    Die Polizisten lachen, johlen, schlagen auf ihre Schilde
.
    Der Mechaniker steht vor einem Pub und schaut in die Gesichter. Männer rennen in

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