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GB84: Roman (German Edition)

GB84: Roman (German Edition)

Titel: GB84: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
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nicht, dass ich das muss. Er hat mir eine schnelle Genesung gewünscht und mich auch nach Frau und Kindern gefragt. Er hat mir zwei Bücher über den Bergbau geschenkt, die gewiss nicht viele haben. Ich werde sie aufbewahren und meinen Kindern und deren Kindern vererben.«
    Der Jude klatscht und nickt. Die Presse schreibt mit und nickt –
    Er erinnert die Presse an die Worte der Premierministerin über die
ruchlosen wenigen
. Er sagt: »Sie blenden Polizeipferde. Sie spicken Kartoffeln mit Nägeln, reißen Laternenmasten aus und plündern Geschäfte. Sie werfen mit Brandbomben und Kugellagern, Flaschen und Ziegeln. Sie schießen mit Luftgewehren und Zwillen. Sie ziehen Drähte über die Straßen, um Polizisten und ehemalige Kollegen zu verstümmeln oder zu enthaupten. Ich möchte dennoch allen arbeitenden Bergmännern versichern, und ebenso den vielen Streikenden, die wieder zur Arbeit zurückkehren wollen, dass das NCB einen umfassenden Bericht über die Sicherheit aller Arbeiter und ihrer Familien in Auftrag gegeben hat. Wir wissen genau um die Taktik der Gewerkschaften, die immer wieder kranke und alte Eltern der arbeitenden Bergleute aufsuchen und einschüchtern. Wir verurteilen diese Angriffe auf die Kranken, Alten und Einsamen aufs Schärfste. Denn dies sind genau jene Mitglieder unserer Gesellschaft, die zu verteidigen die Gewerkschaft angeblich geschworen hat. Es werden daher Maßnahmen eingeleitet, um sicherzustellen, dass kein arbeitender Bergmann und kein Angehöriger jemals wieder Opfer eines solch entsetzlichen Überfalls in seinem eigenen Heim wird. Danke.«
    Richard Clarke nickt, der Vorsitzende ebenfalls, die Presse, alle.
    Die Krankenschwestern kommen herein, um die Besucher und die Presse hinauszuscheuchen.
    Der Jude geht raus und spricht mit der Polizei über deren Fortschritte.
    Neil telefoniert von der Klinik aus, er ruft zu den Waffen. Er hat eine Liste von möglichen Rekruten für die privaten Pläne des Juden zusammengestellt, eine eigene Armee zum Schutz der Zechengebiete.
    Neil entdeckt Grey Fox im Flur. Grey Fox will dem Juden etwas sagen. Seine Frau hat ihn verlassen, hat die Kinder mitgenommen. Nun ist er zu krank vor Sorge, um arbeiten gehen zu können.
    Neil schüttelt den Kopf und sagt, es tue ihm leid. Wirklich sehr.
    Der frühere Grey Fox sitzt im Krankenhausflur und stützt den Kopf auf die Hände.
    Neil geht hinaus und sucht nach dem Juden. Der steht allein auf dem Parkplatz. Das Licht wird schwächer, der Abend bricht herein –
    Der Jude fragt laut: »Wie lang wird es wohl dauern, bis diese Schlägertypen jemanden umbringen?«
    Der Mechaniker parkt in einiger Entfernung und wartet, bis es dunkel wird, bis es Nacht ist. Er geht an den Kofferraum und nimmt Rucksack und Spaten heraus, marschiert über Felder und Bäche, bis er zu den Bäumen kommt. Er versteckt sich im Gebüsch, tarnt sein Gesicht mit Lehm und Dreck, gräbt ein Loch, eine Grube, sammelt Zweige und Blätter. Er steigt in das Loch, in die Erde, zieht die Zweige über sich und wartet in seinem Versteck

    Er wartet auf die Scheinwerfer, darauf, dass der Rover anhält, die Wagentür geöffnet wird, er wartet auf die Füße, die den Einkauf die Einfahrt entlangtragen, darauf, dass die Haustür sich öffnet und nicht wieder geschlossen wird
.
    Der Mechaniker schiebt Zweige und Blätter beiseite und kommt aus dem Loch, aus der Grube. Er geht zu dem Landhaus, zur offenen Tür des allerletzten Ortes, auf den er gekommen wäre. Er geht hinein. »Einen Penny für deine Gedanken, Jen«, sagt er
.
    Jennifer lässt den Einkauf fallen und flüstert Neils Namen

    Sie ruft, sie schreit nach Neil

    Zum allerletzten Mal
.



TEIL IV
THERE ’ S A WORLD OUTSIDE
YOUR WINDOW
AND IT ’ S A WORLD OF DREAD
AND FEAR
    Dezember 1984 – Februar 1985

PETER
    Wieder völlige Dunkelheit
– Der Streik hatte seinen eigenen Rhythmus. Sein eigenes Leben. Höhen und Tiefen. Stürme und Flauten. Stille, dann wieder Sturm. Jetzt war es still. So still wie noch nie. Angespannt. Ein paar waren aus dem Dorf zurückgekehrt. Es gab jede Menge Gerüchte. Leute hielten mich auf der Straße an und erzählten, Alan aus ihrer Straße hätte seit über zwei Wochen sein Päckchen nicht abgeholt. Und die aus der 16 wären gerade von den Kanarischen Inseln zurückgekehrt, wie könne das denn sein, da sie doch streiken, hm? Es baute sich langsam etwas auf, ich konnte es spüren – Weihnachten nahte. General Winter stand vor der Tür. Stromausfälle gleich

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