GB84: Roman (German Edition)
House, um dort auf den Präsidenten zu warten und den TUC zu informieren. Terry nahm ein Taxi, um sich im County Hotel an einen Tisch in der Bar zu setzen und zu beten –
Für ein Wunder. Für die Auferstehung. Für die Erlösung
–
Terry schloss die Augen, senkte den Kopf und betete.
»Deine Lippen bewegen sich schon wieder, Genosse.«
Terry schlug die Augen auf, sah hoch und bekreuzigte sich.
Bill Reed setzte sich und legte einen Umschlag auf den Tisch.
Terry sah erst den Umschlag an, dann Bill. Er sprach ein weiteres Gebet.
Bill klopfte auf den Umschlag, zwinkerte und sagte: »Hab ich dich.«
Terry ergriff den Umschlag, öffnete ihn und nahm den Inhalt heraus –
»Hubert Harold Booker wird auf die Bühne gebeten«, sagte Bill Reed lachend. »Denn das ist heute Abend
Ihr Leben
!«
Terry las den Inhalt. Er sah Bill überrascht an –
Bill sah auf die Uhr. »Der Zug des Präsidenten ist eingetroffen.«
»Das ist Dynamit«, meinte Terry. »Das musst du zum Präsidenten bringen, Genosse.«
Bill schüttelte den Kopf und sagte: »Die vierte Gewalt hat bereits Kopien davon. Das genügt schon.«
»Aber der Präsident sollte doch wissen, was du für ihn getan hast«, beharrte Terry.
Wieder schüttelte Bill den Kopf. »Das muss der Präsident nicht wissen.«
»Aber er würde dir verzeihen«, erwiderte Terry. »Eure Freundschaft wäre wiederhergestellt.«
Bill stand auf und sagte: »Eine heimliche Liebe sollte besser geheim bleiben, findest du nicht auch?«
Terry blickte auf die Tischplatte, auf die Narben und Kratzer im Holz.
Bill legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Geh du zu ihm«, sagte er.
Und Terry ging zum Präsidenten, er eilte zu ihm, er traf sich mit ihm
–
Der Präsident, Terry und alle Vertrauten trafen sich für sechs Stunden mit dem TUC. Der Präsident bat den TUC, den gesamten Besitz der NUM zu pachten und alle Gehälter der Gewerkschaftsangestellten zu zahlen –
Der TUC erwiderte, dazu bräuchte man juristischen Rat. Der TUC hatte Sorge, wegen Missachtung des Gerichts verurteilt zu werden, wenn er der NUM half –
Der Präsident schüttelte den Kopf und rollte mit den Augen.
Danach trafen sich der Präsident und seine Leute mit dem Nationalen Exekutivkomitee. Das NEC votierte elf zu sechs dafür, dass die Gewerkschaft ihr Geld wieder nach Großbritannien holen und sich an die Gesetze halten sollte –
Der Präsident unterstützte dieses Votum –
Terry war erstaunt und verunsichert
–
Das NEC schlug bei der außerordentlichen Delegiertenkonferenz vor, dass die Gewerkschaft die 200.000 Pfund Strafe wegen Missachtung des Gerichts bezahlte und sich künftig an alle Gerichtsbeschlüsse hielt. Es sollte keine Disziplinarmaßnahmen gegen Streikbrecher geben, dafür aber eine landesweite Abstimmung, wenn das Gericht es so wollte. Der Streik sollte für inoffiziell erklärt werden –
Terry war entsetzt und verängstigt
.
Das Meeting ging in den frühen Morgenstunden zu Ende. Len fuhr den Präsidenten und die Damen zurück ins Barbican. Terry und Paul gingen zu Fuß zum County Hotel –
Sie nahmen getrennte Routen.
Auf Mr. Verloc warteten Nachrichten. Mr. Verloc bat darum, in den frühen Morgenstunden geweckt zu werden, und um die
Times
, den
Telegraph
, den
Guardian
, den
Mirror
und den
Morning Star
.
Mr. Verloc schlief nicht, er musste nicht geweckt werden –
Mr. Verloc las die Schlagzeilen und Berichte –
Hubert Harold Booker war Vizepräsident der Konservativen Vereinigung von Derbyshire. Er war ehemaliger Landrat der Konservativen und Mitglied des Institute of Directors –
Hubert Harold Booker konnte sich auf einen Schock gefasst machen, er konnte mit seiner Entlassung rechnen.
Mr. Verloc frühstückte allein; ein leichtes Lächeln, eine Scheibe Toast.
Terry Winters ging zum Congress House, zur außerordentlichen Delegiertenkonferenz. Der Präsident hatte die Delegierten einberufen, um über den juristischen Angriff auf die NUM zu diskutieren, die drei bleibenden Möglichkeiten durchzusprechen und den besten Kurs einzuschlagen.
»Genossen, wir werden diesen Streik gewinnen, weil es um eine gute Sache geht«, verkündete der Präsident. »Ganz gleich, welche Maßnahmen gegen die NUM oder ihre Vertreter angestrengt werden, es wird die Menschen in dieser Gewerkschaft nicht davon abbringen, für das zu kämpfen, was sie für richtig erachten: das Recht auf Arbeit.«
Die 220 Delegierten applaudierten.
Der Präsident setzte sich. Paul stand auf und umriss die
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