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GB84: Roman (German Edition)

GB84: Roman (German Edition)

Titel: GB84: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
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dass die Treuhänder nur den Anweisungen des Nationalen Exekutivkomitees gefolgt seien, als das Geld von Großbritannien auf ausländische Konten floss. Daher seien die Treuhänder durchaus dafür geeignet, anderer Leute Geld zu verwalten, auch der Präsident –
    Der vor allem
.
    Der High Court stimmte dem nicht zu und bestellte einen neuen Treuhänder, der die Kontrolle über die Konten und Gelder der Gewerkschaft übernehmen sollte. Es handelte sich um einen gewissen Matthew Ruskin. Mr. Ruskin hatte vor, nach Dublin zu reisen und die Freigabe der zweieinhalb Millionen Pfund zu erwirken, die dort auf einem geheimen Konto lagen –
    Unverzüglich
.
    Terry und Paul baten um Aufschub. Sie brauchten Zeit, um Einspruch einzulegen.
    Der High Court willigte nicht ein. Damit war die Berufung von Mr. Ruskin zum Treuhänder rechtskräftig. Nun hielt Mr. Ruskin die Fäden in der Hand, er war der Boss. Er reiste ab nach Dublin –
    Unverzüglich
.
    Terry und Paul fuhren getrennt nach Sheffield zurück –
    Noch immer herrschte Stille auf den Etagen der Zentrale, Stille auf den Straßen –
    Nur kübelweise Regen. Kübelweise Schmerz

    Noch immer gab es Bomben- und Morddrohungen, noch immer waren Briefbomben in der Post. In der Post voller Hass.
    Terry fuhr zurück zu seinem Haus im Vorort von Sheffield. Es brannte kein Licht, der Streifenwagen stand weiter vor der Tür.
    Sie waren noch immer Aussätzige. Zweite Klasse, allesamt –
    Aussätzige für immer
.

PETER
    Sagte ihnen, so sei es nicht. Wenn sie aufhörten, den Streik zu brechen, könnten sie zurückkommen – Sie glaubten mir nicht, sie hatten die Schmierereien im ganzen Dorf gesehen –
Wir vergessen keine Scabs
– Zeichnungen von Galgen und Schlingen. An den Zechentoren gab es eine Schandmauer. In Pubs und Geschäften hingen Schilder, auf denen stand, dass sie nicht willkommen seien – Sie waren ja nicht blöd. So blöd jedenfalls nicht – Sie hörten die Schimpftiraden der Streikposten, wenn der Bus sie in die Zeche brachte. Sie sahen die hasserfüllten Gesichter. Sie waren zu weit gegangen. Das wussten sie. Für die meisten waren sie nun Unpersonen. Tot –
Ein Hämmern in der Ferne. Vielleicht hier. In der Nähe
– Am Montag fuhr ich nach Silverwood zum Ausschuss – Immer montags. Es sei denn, etwas Unerwartetes geschah – Es gingen keine neuen Gesichter mehr zurück zur Arbeit. Der große Rückkehrerstrom war versiegt. Die Zeit, Bestechungsgelder zu kassieren, war verstrichen. Uns ging das Geld aus, vor allem nach den Beschlagnahmungen unserer Konten. Immer mehr Autos gingen kaputt oder wurden demoliert. Johnny schätzte, dass das von Anfang an der Plan gewesen war – Die Polizei hatte gewartet, bis der High Court angebissen hatte. Dann waren sie mit ihren Knüppeln auf die Autos losgegangen. Nicht nur das eine Mal mit unseren Jungs in Brodsworth. Überall, am selben Tag – Reifen aufgeschlitzt, Windschutzscheiben eingeschlagen – sie wussten, wir waren dann nicht mehr so mobil, und das sparte ihnen Geld, nehme ich an. Also kümmerten wir uns in der Hauptsache um unsere eigene Zeche – rund um die Uhr. Vordereingang und Hintereingang – Sechs Schichten zu je vier Stunden. Das war lang genug, es war ja Winter. Die Kumpel hatten eine alte Pferdebox zu einer kleinen Hütte vor dem Haupteingang umfunktioniert. Drinnen gab es einen alten Ofen und ein paar Autositze vom Schrottplatz. Am hinteren Tor nutzten sie einfach die vorhandene alte Pausenhütte. Die Männer hatten Vorlieben, sowohl was die Zeiten als auch was die Kollegen anging, mit denen sie ihre Schicht machten. Viele hatten auch noch familiäre Verpflichtungen zu berücksichtigen und was nicht alles noch. Ich saß im Welfare Club und ging das alles durch, als Barry hereinkam und mich auf den neuesten Stand brachte – Verdammt, sagte ich. Machst du Witze? Barry schüttelte den Kopf. Ich zog meinen Mantel an und wir gingen zur Zeche. Der stellvertretende Direktor wartete an der Hütte auf uns. Guten Morgen, Pete, sagte er. Es gibt eine Sohlenhebung, richtig?, fragte ich. Der Vize hatte einen großen Plan vom Grundwasserpegel bei sich. Schauen Sie mal, Pete, sagte er. Barry und der Vize hielten die Ecken fest, damit ich es mir gut ansehen konnte. Wir alle haben Ihren Brief bekommen, sagte ich. Aber was erwarten Sie jetzt von uns? Pete, es müssen ein paar Sicherungsarbeiten durchgeführt werden, sonst – Nicht von meinen Leuten, unterbrach ich ihn. Wenn sie aus welchen Gründen auch immer eine

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