GB84: Roman (German Edition)
Congress House war es Zeit für Demutsgesten. Fast jedenfalls –
Die Jeansträger und die Tweedjacketts starrten Terry an.
Der Präsident hatte gerade gefragt: »Gefängnis oder Geldstrafe, Genosse?«
»Erst Geldstrafe«, antwortete Terry.
»Und wie hoch wird die sein?«
»Bei Missachtung des Gerichts? Fünfzigtausend plus Gerichtskosten«, schätzte Terry.
»Und welche Schritte werden sie unternehmen, um an das Geld zu kommen?«
»Das Gericht wird eine Zahlungsfrist von vierundzwanzig bis achtundvierzig Stunden festsetzen.«
»Und was dann?«
»Dann werden sie einen Zwangsverwalter einsetzen, der die walisischen Konten übernimmt.«
»Und wen?«
»Price Waterhouse«, antwortete Terry. »Wen sonst?«
Der Präsident nickte und sagte: »Aber es ist alles an seinem Platz?«
»Alles an seinem Platz, alles bereit.«
Der Präsident stand auf und legte Terry eine Hand auf die Schulter –
Terry sah ihm in die Augen und lächelte.
»Die Einheit steht kurz bevor, Genosse«, sagte der Präsident.
»Einheit und Stärke, Genosse Präsident«, bekräftigte Terry.
Der Präsident verließ das Zimmer und ging zum Meeting.
Neil Fontaine fährt den Juden wieder nach Norden. Der Jude schließt hinten im Wagen die Augen. Neil schaltet das Radio ein –
»… gibt kein Zurück. Es gibt kein Aufgeben. Wir werden kämpfen und wir werden siegen – oder bei dem Versuch untergehen …«
Neil schaut in den Rückspiegel. Der Jude schlägt die Augen auf. Neil schaltet das Radio wieder aus –
Diesmal stimmt es wirklich
.
Der Jude hält Hof mit den Leuten vom Gericht, den Rechtsverdrehern aus Newark. Der Jude spricht über das Individuum, den Widerstand des Individuums, den Widerstand der Zellen. Durchhaltevermögen –
»Aber ich schweife ab«, unterbricht sich der Jude. »Verzeihen Sie mir, meine Herren.«
Grey Fox, Don Colby und Derek Williams starren ihn an. Dominic Reid schwitzt.
Piers Harris legt eine Hand auf den riesigen Stapel Gewerkschaftsakten auf seinem Schreibtisch. »Das ist ein ziemlicher Schatz, den Sie da erbeutet haben«, sagt er.
»Aber enthält der Schatz auch das Juwel, das wir suchen?« fragt der Jude.
Piers Harris nickt und antwortet: »Davon gehe ich aus. Sie nicht, Dominic?«
Reid wischt sich die Stirn mit einem Taschentuch trocken. Und nickt. »Wenn man sich den Bestand anschaut, den die Männer beschafft haben, dann scheint hier wohl richtig Fleisch zu sein.«
»Fleisch für die Fallen«, verkündet der Jude. »Köder.«
»Falls Sie sonst noch etwas brauchen«, erklärt Don Colby, »dann lassen Sie es uns wissen.«
Der Jude klatscht in die Hände. »Ihr Maulwurf ist ja ein ganz fleißiges Bienchen.«
»Er weiß, dass es der gerechten Sache dient«, sagt Don Colby.
»Mutig ist es auf jeden Fall«, erwidert der Jude. »Schon allein die Vorstellung, was die Roten Garden mit dem Armen anstellen, falls er jemals enttarnt werden sollte, macht einem Angst.«
Das können sich alle vorstellen und nicken –
Grey Fox setzt sich die Sonnenbrille auf und zieht sich die Unterhose aus der Poritze.
Der Jude klatscht in die Hände: »Ran an den Schlachtplan. Piers, wären Sie so freundlich …«
Harris steht auf und geht an die Tafel. Er nimmt sich ein Stück Kreide. »Dank des großen Einsatzes des Vorsitzenden und Stephens für unsere Sache«, beginnt er, »ist Richter Megson gewillt, sich die Einlassungen am Freitag in einer Woche anzuhören. Es ist unwahrscheinlich, dass jemand von den Gewerkschaften aus dem Bezirk Yorkshire oder gar aus dem Landesverband anwesend sein wird. Deshalb wird es eine weitere Anhörung geben, um der Gewerkschaft Zeit zu geben, sich vorzubereiten. Allerdings …«
Derek Williams rutscht unruhig herum und hebt die Hand.
Piers hält inne und lächelt. »Ja, Derek?«
»Wir sollen Freitag in einer Woche vor Gericht erscheinen? Don und ich?«
Piers schaut den Juden an und setzt sich –
»Neil hat für Sie und Ihre Frauen Reservierungen für die Zugfahrt nach London gemacht, damit Sie am Donnerstag anreisen und zwei Nächte bleiben können, im …«
»Westbury Hotel in Mayfair«, ergänzt Neil.
Derek und Don pfeifen. »Und was ist mit den Kindern?« will Derek wissen.
»Wir möchten, dass sie die Woche in Bridlington oder woanders verbringen«, antwortet der Jude. »Mit den Großeltern oder anderen Verwandten oder Freunden.«
»Das kostet ja alles eine schöne Stange Geld«, sagt Don.
»Das ist es wert«, erwidert der Jude, »wenn Sie dadurch während Ihres
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