GB84: Roman (German Edition)

Aufenthalts in London Ihren Seelenfrieden haben.«
    Grey Fox nimmt die Sonnenbrille ab und sagt: »Dann wird man sie aber erkennen.«
    Don, Derek, Piers und Dominic wenden sich an den Juden –
    »Die Leute kennen sie doch bereits, Carl.«
    Grey Fox setzt die Brille wieder auf. »Aber vor Gericht wird es Kameras geben.«
    »Überall«, räumt der Jude ein. »Die Produzenten von TV-AM haben sogar angefragt, ob Don und Derek wohl so nett wären, zusammen mit ihren Frauen in eine Sendung zu kommen.«
    Derek schaut Don an. Don nickt. Derek auch. »Ja, also gut«, sagt Don.
    »Das verfluchte Fernsehen?« sagt Grey Fox. »Dann wird die ganze verdammte Welt wissen, wer ihr seid, wo ihr arbeitet, lebt, trinkt. Seid ihr wahnsinnig?«
    Don schüttelt den Kopf und sagt: »Das Versteckspiel ist vorüber, Carl.«
    Der Jude steht auf und geht zu Don Colby hinüber. Er umarmt ihn –
    Diesmal gilt es wirklich
.
    Dominic schaut Piers an, der sich einen Finger vor den Mund legt und ihm zuzwinkert.
    Dominic Reid ist mit Piers Harris zur Schule gegangen. Piers ist Mitglied der Konservativen Partei in Newark. Der konservative Abgeordnete von Newark ist mit der Wirtschaftsredakteurin der
Times
verheiratet. Die
Times
wird häufig von jenem Mann redigiert, der in Eton immer den kleinen Stephen Sweet drangsaliert hat.
Gnadenlos
. Weil er Jude war –
    So geht es zu in der Welt, in dieser kleinen, kleinen Welt
.
    Neil Fontaine fährt den Juden in den Süden. Der Jude schließt hinten die Augen. Neil schaltet das Radio an.
    »Ich habe genug von all dem Gerede über irgendwelche gesichtslosen Männer, die wieder an die Arbeit wollen. Sie sollten langsam mal zu ihrer Überzeugung stehen und sich zu erkennen geben …«
    Neil wirft einen Blick in den Rückspiegel. Der Jude schlägt die Augen auf. Neil schaltet das Radio aus –
    Der Jude lächelt, grinst, kichert, lacht –
    Er kriegt sich gar nicht mehr ein vor Lachen.
    Die Frist lief um Mitternacht ab. Terry Winters nahm den ersten Zug nach Cardiff. Er las Bücher, Zeitungen, machte sich Notizen. Er schrieb Briefe, rechnete, löste Kreuzworträtsel. Die Fahrt war lang. Er nahm ein Taxi zum Büro der South Wales NUM in Pontypridd. Das Büro lag im Gebäude der Ingenieursgewerkschaft und war umringt von tausend großen Kerlen mit Schnauzern oder Vollbärten, Baseballschlägern und Buttons. Terry stieg aus. Die großen Kerle traten vor.
    »Guten Tag, die Herren«, sagte Terry.
    »Und wer zum Henker sind Sie?« wollten sie wissen.
    »Ich bin der Geschäftsführer der NUM.«
    »Beweisen Sie es.«
    Terry nahm die Brieftasche aus der Innentasche seines Jacketts und zog seine Mitgliedskarte heraus.
    Die großen Kerle drängten sich um die Karte. »Also gut«, sagten sie. »Lasst ihn durch.«
    »Danke«, sagte Terry. »Sie sind Gentlemen und Genossen.«
    »Nichts für ungut«, brummten sie. »Wir dachten, Sie könnten ein Zwangsverwalter sein.«
    Terry schüttelte den Kopf. »Die kommen eh nicht her.«
    Die großen Kerle schüttelten ebenfalls die Köpfe und schwangen die Baseballschläger. »Die sollen es ruhig versuchen.«
    Terry Winters nickte und betrat das Gebäude der Ingenieursgewerkschaft. Er nahm den Fahrstuhl nach oben in die Zentrale der South Wales NUM. Er klopfte an und trat ein –
    Gareth Thomas saß auf dem Fußboden neben dem Telefon. Das Büro war vollkommen leer.
    Terry lächelte. »Guten Tag, Genosse.«
    »Setz dich, Genosse«, meinte Gareth Thomas. »Oh, Entschuldigung, geht ja nicht.«
    Wieder lächelte Terry. »Es geht nicht anders, Genosse.«
    »Das sagst du, Genosse.«
    »Hat es irgendwelche Kontakte mit den Zwangsverwaltern gegeben?« fragte Terry.
    Gareth stand auf. »Unsere Buchhalter in Cardiff haben ein paar Anrufe bekommen.«
    »Und was wollten sie wissen?«
    »Die Namen unserer Banken, Wirtschaftsprüfer und so weiter.«
    »Und wurden die Namen weitergegeben?«
    Gareth schüttelte den Kopf. »Völlige Kooperationsverweigerung, wie gewünscht.«
    »Gut«, meinte Terry. »Sehr gut.«
    »Und was kommt jetzt?« wollte Gareth wissen.
    »Sie werden ihre Runden bei den Banken und Wirtschaftsprüfern machen.«
    »Die Banken werden reden, oder?«
    Terry nickte. »Dazu sind sie verpflichtet.«
    »Mistkerle«, meinte Gareth.
    Terry nickte wieder. »Und sie werden einen heißen Draht zum Richter legen.«
    »Wie angenehm für sie. Zum Glück haben wir nichts, was sie holen könnten.«
    »Ja«, sagte Terry. »Und das wissen sie auch.«
    »Fünfzig- bis hunderttausend die Woche«,