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Gears of War - Aspho Fields

Titel: Gears of War - Aspho Fields Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Traviss
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rätselhaften Narben und sehr viel mehr Falten. Nur redete er noch weniger als zuvor. Das war seine Art, klarzukommen.
    Dom aß sein Frühstück auf und ging zur Essensausgabe, um sich Nachschlag zu holen. Er wollte Bernie mit vollem Magen gegenübertreten. Sie hatte ihn bereits gewarnt: Er würde alte, schlechte Nachrichten zu hören bekommen.
     
    WRIGHTMAN-BASIS, KASERNENFLÜGEL ALPHA BIS DELTA
    Bernie hatte ihre Füße hochgelegt und verstand, was es bedeutete, auf die sechzig zuzugehen und dabei zu versuchen, mit Männern mitzuhalten, die halb so alt waren wie sie.
    Es tat weh. Alles tat weh, von ihrem Auge und der geplatzten Lippe bis zu ihren Handgelenken und Knien. Fitness war eine Sache; Genesungszeit etwas vollkommen anderes. Hoffman war ein paar Jahre älter als sie, daher wusste sie, dass er sich ganz genauso beschissen fühlte wie sie jetzt. Im angrenzenden Raum schnarchte Rojas den unbeirrbaren, tiefen Schlaf der Jugend. Baird putzte seine Stiefel. Cole zog sich einen Stuhl heran und setzte sich an den Schreibtisch in der gegenüberliegenden Ecke.
    Okay, Baird ist ein geborener Wichser. Wahrscheinlich werde ich nicht mit Delta eingesetzt. Spielt es also eine Rolle, ob ich mit ihm klarkomme oder nicht?
    Bisher hatte sie noch nie einen Gear abgeschrieben, ganz egal, wie bescheuert er drauf sein mochte. Allein schon aus diesem Grund würde sie versuchen, mit dem kleinen Scheißer klarzukommen.
    »Also dann«, sagte sie. »Anya Stroud, Blondie.«
    Baird blickte nicht von dem Stiefel in seinem Schoß auf. »Was ist mit ihr?«
    »Warum ist sie in ihrem Alter noch Lieutenant erster Klasse? Die Kleine war ein Wunderkind.«
    »Welchen Sinn haben schon Beförderungen?«, murmelte Baird. »Nur Arschlöcher wollen und bekommen eine. Was soll’s. Seit du weg gewesen bist, Oma, stehen die Frauen vor der Wahl zwischen Fortpflanzung und Kriegshandwerk. Sie kann keine Kinder kriegen, also macht sie das, was sie am besten kann.«
    Er war eine Zielscheibe, die nur auf den Schuss wartete. Und sie war eine Scharfschützin. Trotz bester Absichten konnte sie es sich nicht verkneifen. »Du bist Corporal geworden. Haben sie dich mit vorgehaltener Waffe dazu gezwungen, weil du so ein stures Arschloch bist?«
    Baird hielt inne. »Wie lange wollen wir das noch durchziehen, Oma?«
    »Bis dir langweilig wird, Blondie. Pinkel nie ’nem alten Sergeant ans Bein.«
    »Die Boomer-Lady sagt die Wahrheit, Damon-Baby.« Cole schrieb immer noch weiter auf seinem Notizblock. »Gegen ’ne Frau, die Katzen frisst, kommst du nicht an.«
    »Ich behandle dich nicht anders als irgendjemanden sonst im Trupp, Mataki«, sagte Baird.
    Cole nickte vor sich hin. »Auch das ist die Wahrheit, Baby, ’nen herzigeren Damon als diesen hier kriegst du nicht. Ihm fehlt bloß mein natürliches Charisma.«
    Das war mit Sicherheit auch eine Wahrheit. »Was machst du da eigentlich, Cole?«, fragte Bernie.
    »Ich schreib’ meiner Mama.«
    »Ich wusste nicht, dass deine Familie noch lebt.«
    Cole hörte auf zu schreiben, starrte aber weiter auf das Papier. »Tut sie nicht.«
    Bernie brauchte einen Moment, um das zu verdauen. Cole war wahrscheinlich der Vernünftigste von ihnen allen, Mister Solide. In einer Welt, die mehr tot als lebendig war, fiel es allerdings schwer, bei Verstand zu bleiben, und vielleicht mussten in einer Gesellschaft, in der jeder – wirklich absolut jeder – Freunde und Familie verloren hatte, die Definitionen von normal auf die schlimmstmögliche Weise neu geschrieben werden.
    Sie reckte ihren Hals, um zu Cole zu schauen. Er saß lächelnd an dem Schreibtisch, für den er viel zu groß war, und schrieb gewissenhaft, während ihm Tränen die Wangen hinunterliefen. Baird schien dem keine Bedeutung beizumessen. Sie schon.
    »Bist du okay, Cole?«
    »Mir geht’s gut. Mir geht’s immer gut.«
    Bernie stand auf, um sich auf den Stuhl neben seinem Schreibtisch zu setzen. Für eine Weile schrieb er einfach weiter.
    »Darf ich dich was fragen?«, sagte sie.
    Er wischte sich mit der linken Hand über die Wange. »Schieß los, Baby.«
    »Warum tust du das?«
    »Scheiße, ich glaub, es sind die ganzen Sachen, die ich nicht gesagt habe, als sie noch am Leben war. Nur weil sie nicht mehr lebt, heißt das nicht, dass ich sie ihr nicht sagen kann. Besser, ich bekomm’s aus mir raus, als es mit mir rumzuschleppen.« Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück, sodass er knirschte, und las vor, was er geschrieben hatte. Dann faltete er den Brief

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