Gears of War - Aspho Fields
sorgfältig zusammen und steckte ihn in seine Tasche. »Verdammt, ich vermisse sie. Ich vermisse sie alle.«
Bernie stand auf und klopfte ihm auf die Schulter. Sie wollte Baird nicht sehen lassen, dass sie selber den Tränen nahe war. »Entschuldige, dass ich mich so aufdränge, Cole.«
»Du drängst dich doch nicht auf. Jederzeit.« Er nahm ihre Hand. Seine Faust war so groß, dass ihre darin verloren ging, und sie war keine kleine Frau. »Bist du okay? Fällt’s dir schwer, wieder unter uns guten Jungs zu sein, nachdem du dich jahrelang mit Abschaum rumgetrieben hast? Wenn du dir was von der Seele reden willst, Bernie, dann lass es einfach raus. Ich bin hier und ich habe nicht allzu viel dringende Verabredungen.«
Coles Auffassungsgabe war geradezu erschreckend. Ja, es fiel schwer, zu lernen, den Menschen wieder zu vertrauen. Es fiel schwer, zu wissen, dass sie nicht mehr mit einer geladenen Waffe oder einem Messer schlafen musste, und zwar nicht unter dem Kissen, sondern in der Hand. Schon ein paar Tage in dem Wissen, wieder in Sicherheit zu sein, hatten ihr gereicht, um sich so weit zu entspannen, dass sie ganz klar die Hölle der vergangenen paar Jahren erkannte: Anarchie, Stammestum, Gewalt, das ganze bestialische Verhalten, das hinter der Schale lauerte.
Aber nicht von Maden. Von Menschen.
Maden waren Monster und wussten es nicht besser. Menschen – Menschen waren schlimmer, denn sie besaßen die Fähigkeit, sich für die Zivilisation zu entscheiden. Sie hatten zivilisiert gelebt, über Jahrhunderte, über Jahrtausende. Es gab keine Entschuldigung. Die Menschen fielen beinahe über Nacht in die Barbarei zurück und die einzige Vernunft, die noch blieb – die einzige Menschlichkeit, die sie in den letzten vierzehn Jahren als schützenswert erlebt hatte –, war die Koalition der Ordentlichen Regierungen. Niemals hätte sie geglaubt, dass sie das Regime, das ihre Inseln überfallen und erobert hatte, eines Tages als Zufluchtsort oder Beschützer der edlen Werte der Menschheit ansehen würde.
Aber das war alles, was geblieben war. Und es war das Bedürfnis gewesen, wieder unter Gears zu sein, das sie über den halben Planeten hinweg zurückgebracht hatte, nicht die COG.
»Ich habe ein paar üble Dinge getan«, sagte sie schließlich. Scheiße, sie hatte das seit Jahren verdrängt. Eine heiße Dusche, längst vergessene Gerüche, eine Erinnerung an die schier urwüchsige Kraft der Kameradschaft unter Feuer – und auf ein Mal schwangen die Schleusentore auf. »Ich habe nicht nur Katzen gehäutet.«
Das rhythmische, scheuernde Geräusch von Bairds Bürste verstummte kurz und ging dann wieder weiter.
»Schon okay, Boomer-Lady«, sagte Cole. Seine Stimme klang ruhig und ernst, nach einem ganz anderen Cole. »Ich wette, du hattest immer einen verdammt guten Grund für alles, was du getan hast.«
Jetzt ergab alles einen Sinn: Coles lautstarke Fröhlichkeit war nicht seine Art, die eigenen Ängste in Schach zu halten. Er war emotional zu stark, zu selbstbewusst, um sich selbst Mut ansabbeln zu müssen. Das Theater galt dem Trupp – damit sich alle um ihn herum kugelsicher fühlten. Cole war der ultimative Teamspieler.
»Ich muss mal kurz pinkeln«, sagte sie, weil sie dringend einen Moment für sich brauchte. »Fünf Minuten.«
Sie ging den Flur zu den Toiletten hinunter, fand eine Kabine am hintersten Ende der Reihe und setzte sich hin, um zu weinen. Cole verkörperte all die Gründe, aus denen sie zurückgekommen war. Er stellte den Menschen in seiner Höchstform dar. Es traf sie schwer und sie brauchte zehn Minuten, in denen sie sich ein kaltes nasses Handtuch auf die Augen presste, bevor sie sich wieder beherrscht genug fühlte, um in den Raum zurückgehen zu können, ohne Baird bei der nächsten Stichelei eine reinzuhauen.
Als sie zurückkam, wartete jedoch Dom Santiago auf sie, mit diesem erwartungsvollen Blick, den sie von Carlos kannte. Er stand auf, als sie eintrat.
»Du hältst mich immer nur hin«, sagte Dom. »Ich bin nicht blöde. Ich sehe es dir jedes Mal an, wenn ich frage. Du willst nicht über Carlos sprechen.«
Damit war er nicht weit ab vom Schuss. Cole schenkte ihr ein wissendes Nicken und stand auf, um Baird abzulenken.
»Komm schon, Damon.« Er gab ihm einen spielerischen Klaps. »Sauberer werden die Stiefel nicht.«
»Ich weiß.«
»Dann pack deine Werkzeugkiste zusammen, Baby. Wir haben noch ’nen Laster einzusammeln.«
Baird verstand den Wink, aber trotzdem warf er Bernie
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