Gebannt: Band 3 (German Edition)
man an einen Vulkan denkt, erwartet man etwas Dramatisches mit einem gigantischen Gipfel, aber das hier … Das hier war trostlos – aschgrau, schwarz und felsig. Die einzigen Anzeichen für Leben bestanden aus einem feinen Teppich aus rotem Moos, das aus der kargen Erde zu bluten schien. Ich schauderte bei dem Anblick, weil ich wusste, was für Geheimnisse darunterlagen, und musste das Bedürfnis unterdrücken, allen zuzubrüllen, dass sie diesen Ort sofort verlassen sollten.
Als ich an Lincoln vorbeikam, blieb ich stehen und zog eine Flasche Cola aus meiner Tasche, der ich im Hotel bereits ein paar extra Löffel Zucker zugesetzt hatte. Ginseng zu finden war eine größere Herausforderung, aber eine zuvorkommende Küchenhilfe hatte sich au f die Suche gemacht und war mit etwas zurückgekommen, das ungefähr genauso roch. Der sirupartige Kaffee am Morgen hatte Wunder gewirkt und ich hatte seitdem noch einmal eine Tasse von dem Gebräu zu mir genommen, deshalb fühlte ich mich schon etwas besser.
» Hier«, sagte ich und hielt ihm die Flasche hin.
» Nein, danke«, sage er und sah mich mit seltsamem Blick an. Lincoln trank normalerweise keine kohlesäurehaltigen Getränke.
Ich schob sie wieder au f ihn zu. » Das hilft.«
Er nahm die Flasche und musterte ihren Boden, wo sich ein Klumpen Zucker nicht aufgelöst hatte. » Was ist da drin?«
» Zucker und Ginseng.« Er war f mir unter seiner gerunzelten Stirn einen weiteren seltsamen Blick zu.
» Es hilft.«
» Wer hat dir das gesagt?«, fragte er und heftete neugierig seinen Blick au f mich.
Ich erstarrte und versuchte, meine Überraschung über diese Frage nicht preiszugeben.
» Kaitlin«, sagte ich nach winzigem Zögern.
Er betrachtete einen Moment lang die Flasche und nahm sie dann. » Danke«, sagte er.
Ich nickte und ging weiter, wobei ich seinen Blick mied. Ich hasste es, ihn anzulügen.
Als wir von Bord gingen sah ich, wie er einen Schluck von dem Getränk nahm. Es schmeckte ihm nicht, aber er nahm einen weiteren Schluck.
» Kannst du mir jemals verzeihen?«, fragte Morgan und überraschte mich damit von hinten. Ich hatte mich au f Lincoln konzentriert und darauf, mich an Land zurechtzufinden. Außerdem versuchte ich die Tatsache zu begreifen, dass wir nicht nur au f einem aktiven Vulkan standen, sondern auch … au f den feurigen Pforten der Hölle.
Wie kam es, dass sie im Paradies gelandet sind?
Ich drehte mich um und zog eine Augenbraue nach oben. » Dafür, dass du mich aufgebretzelt hast? Oder dafür, dass du wusstest, wohin du mich schickst, und es mir nicht gesagt hast?«
Sie brauchte tatsächlich einen Moment, um über die Frage nachzudenken. » Für den zweiten Teil.« Sie lächelte schuldbewusst. » Du musst zugeben, dass du heiß ausgesehen hast. Deshalb werde ich mich dafür nicht entschuldigen, aber es tut mir leid, dass ich es dir nicht gesagt habe.«
Ich zupfte an meiner ehemals schwarzen, inzwischen eher grauen Mütze. » Schon gut. Ich dachte mir schon, dass Josephine dir eine Art Maulkorb verpasst hat oder was auch immer. Versprich mir einfach, dass sie nicht noch mal so was für mich au f Lager hat.«
» Nicht dass ich wüsste …« Morgan ließ den Satz nachklingen.
Weiter vorne ging Josephine, flankiert von zwei ihrer Grigori, nicht weit hinter ihr kam Lincoln. Ich hatte schon fast damit gerechnet, dass sie heute Morgen etwas zu mir sagen würde, aber bisher hatte sie noch nicht einmal in meine Richtung geschaut.
» Was hat es eigentlich mit denen au f sich?«, fragte ich Morgan und deutete au f die anderen Ninjas. Sie hatten keinen von uns gegrüßt und waren Josephine nicht von der Seite gewichen.
» Das sind Hiro und Mia. Sie sind schon seit vier Jahren an der Akademie. Seit zwei Jahren arbeiten sie für Josephine. Sie sind die Chef-Wächter und nehmen ihre Position sehr ernst. Sei nicht gekränkt, wenn sie nie mit dir sprechen. Sie betrachten Sprechen als unnötige Ablenkung, es sei denn, Josephine befiehlt es ihnen.«
Ich beobachtete, wie sie hinter ihr her gingen. Josephine brauchte sie nicht mal zu sehen oder zu hören, um zu wissen, dass sie da waren – so zuverlässig, wie sie waren. Die Art und Weise, wie sie sich bewegten, wie sie ihre Körper zwischen Josephine und jeden relevanten Gegenstand und jede relevante Person in Stellung brachten, war unbestreitbar präzise und lautlos, aber absolut tödlich.
» Die gehen wohl nicht nach der Arbeit mal einen trinken oder so«, witzelte ich.
» Es gibt kein ›
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