Gebannt: Band 3 (German Edition)
nach der Arbeit‹, Punkt.« Morgan witzelte nicht.
Ich nehme an, es gibt in allen Berufen Leute, die morgens als Erste kommen und abends als Letzte gehen. Unwillkürlich musste ich an Dad denken. Ich kramte in meiner Tasche und zog mein Handy heraus. Ich hatte mich bemüht, nicht an Zuhause zu denken, aber jetzt wollte ich es wissen: Hatte Dad mich schon abgeschrieben?
Ich schaltete das Handy ein, und als es endlich zum Leben erwachte, merkte ich frustriert, dass ich keinen Empfang hatte.
Noch ein Grund, von diesem Felsen herunterzukommen.
Josephine hatte die griechischen Behörden irgendwie dazu gebracht, den Zugang zur Vulkaninsel wegen seismischer Aktivitäten bis au f Weiteres zu unterbinden. Spence hatte sich beklagt, dass er den ganzen Tag an dem, was sie angefangen hatte, weiterarbeiten müsste, dass er mit den örtlichen Behörden reden und sie davon überzeugen müsste, dass das notwendig wäre. Erst dachte ich, er macht Witze, aber offensichtlich war er die beste Wahl, da er seine Blendungsfähigkeiten dazu einsetzen konnte, diese Rolle auszufüllen. Außerdem hatte ich den Verdacht, dass Lincoln die Idee gefiel, Spence und mich zu trennen.
Das dritte Paar von Josephines Ninjas ging vor uns her, die beiden hatten Notizbücher in der Hand. Sie unterhielten sich leise und gestikulierten viel. Ich wusste nicht, worau f sie da immer deuteten. Diese ganze von Lava verkohlte Insel schien gleich auszusehen – tot. Aber sie mussten mehr gesehen haben. Steph hatte es auch bemerkt und rückte jetzt nicht unbedingt unauffällig Zentimeter für Zentimeter näher an sie heran. Sie lauschte.
» Was ist mit ihnen?«, fragte ich Morgan und Zoe, die hinter uns gingen.
» Oh, sie sind Dirigenten«, antwortete Morgan.
» Dirigenten?« Wieder kam ich mir naiv vor, weil ich die ganzen Begriffe nicht kannte. Es war schon schwierig genug, Geschichtsstunden unterzubringen in dieser ganzen Kampfroutine mit den Verbannten, die mich die ganze Zeit umzubringen versuchten. Zum Glück schien es Morgan nichts auszumachen, es mir zu erklären.
» Du musst dir jeden Grigori als eine Art Instrument vorstellen. Keiner ist genau wie der andere. Wenn wir also zu einer Schlacht gegen Verbannte zusammenkommen, werden die Dirigenten hinzugerufen. Sie erforschen die Stärke von allen und überlegen, wie sie in verschiedenen Szenarien am besten eingesetzt werden können.«
Zoe kickte einen schwarzen Stein au f einen Haufen anderer großer schwarzer Steine. » Wie im Baseball. Feldspieler, Werfer, Schlagmann.« Sie war f mir ein großspuriges Lächeln zu. » Ich bin ein Schlagmann.«
Klar.
» Was bist du?«, fragte ich Morgan.
Sie zuckte mit den Schultern. » Das hängt eigentlich vom Kamp f ab, aber meistens bin ich mit Max im Außenfeld«, sagte sie und setzte damit Zoes Vergleich fort. » Wir sind beide eine Art Schutzschild. Durch meine Kraft kann ich Impulse der Verwirrung aussenden. Wenn Leute über das Feld kommen, au f dem ich spiele, verlieren sie ihre Klarheit und gehen meistens wieder in die Richtung zurück, aus der sie gekommen sind. Max führt eine Art Blendung durch.«
» Wie Spence?«
» Gleiche Theorie, unterschiedliche Ergebnisse. Spence versieht sich selbst, Leute in seiner Nähe und kleine Hilfsobjekte mit Blendung. Max kann seine Blendung großflächig einsetzen. Sagen wir mal, es kommt dazu, dass wir in einer bewohnten Gegend gegen Verbannte kämpfen müssen – wenn Max mit der Gegend vertraut ist, kann er uns versteckt halten, damit Passanten die Umgebung so sehen, als wären wir nicht da.«
Ich nickte beeindruckt. Jetzt ergab es auch einen Sinn, dass Max immer au f jedes Detail achtete – er fertigte Pläne an.
» Und zusammen«, sagte Zoe und schloss Morgan in eine umfassende Handbewegung mit ein, » stellen sie eine richtig fiese Ablenkung dar. Morgan hält sie fern, und die, die es trotzdem schaffen, sehen nichts Ungewöhnliches.«
» Aber gibt es auch Leute, die Max’ Barriere durchbrechen und sehen, was tatsächlich passiert?«
» Das kann passieren – wenn nur sein Schild da ist. Aber an uns beiden kommt niemand vorbei«, antwortete Morgan au f eine Art und Weise, die keinen Raum für Zweifel ließ.
Ich fragte mich, wo sie mich einsetzen wollten.
» Wenn es nach Josephine geht, au f der Ersatzbank«, sagte Morgan und schlug dann die Hand vor den Mund. Mir wurde klar, dass ich es laut ausgesprochen haben musste.
» Was?«, fauchte Zoe und kam mir dadurch zuvor. » Violet ist verdammt noch mal
Weitere Kostenlose Bücher