Gebannt: Band 3 (German Edition)
geglaubt, dass es nur Zufall war, dass das Kleid, das du in der Gegenwart der Finsternis bewundert hast, nicht zu dir kommen und dir seine Gunst erweisen würde?«
» Ich …« Ich setzte mich auf. Er zog die Augenbrauen nach oben und beobachtete, wie leicht ich mich inzwischen in dieser verzerrten Wirklichkeit bewegen konnte. » Was soll das heißen?«, fragte ich. Panik stieg in mir auf. » Warum sollte mich die Finsternis begünstigen?«
Er kicherte. » Fürchte dich nicht.« Er setzte sich ebenfalls auf. » Bemerkenswert bequem«, sagte er und bestaunte das Bett. Ich starrte ihn an, und er winkte ab, gelangweilt davon, Erklärungen abzugeben. » Du bist so leicht zu beeinflussen, Violet. Wirklich, deshalb ist es auch so unterhaltsam, mit dir zu arbeiten. Vor allem, wenn ich das Vergnügen habe, mich zu fragen, wo dich dein Wille als Nächstes hinträgt. Wie war es eigentlich mit Phoenix?«
» Denkst du, ich sollte mit ihm gehen?«, flüsterte ich, weil ich mich vor der Antwort fürchtete.
Dies schien Nox mehr als alles andere zu erheitern.
» Die bessere Frage ist – wenn du gedacht hast, ich will, dass du das tust, hättest du dann das Gegenteil gemacht, einfach nur so aus Prinzip?«
» Raus hier!« Ich hasste die Art und Weise, wie er alles verdrehte, wie er mir Schuldgefühle einflößte, wenn ich überhaupt nichts Falsches getan hatte. Trotzdem brachten seine Worte mich zum Nachdenken. Ich wollte weder die Gunst der Finsternis noch wollte ich direkt in seine Fallen tappen.
» Gewiss.« Mit einer fließenden, eleganten Bewegung stand er auf, doch dabei platzte einer der vielen kleinen Knöpfe vorne an seiner Jacke ab. Instinktiv fing ich ihn, bevor er mir ins Gesicht sprang. Nox schaute zu, verblüfft über die neue Unvollkommenheit seines Outfits, aber er erholte sich schnell wieder davon. » Bevor ich gehe, wollte ich noch wissen … Wenn du etwas bekommen könntest, wonach du dich sehr verzehrst, etwas, was dir verweigert wird … Wenn du das bekommen könntest – würdest du dann in Erwägung ziehen, die Tore des Tartarus selbst zu öffnen?«
» Nein.«
Er lächelte wissend und ging. Der Sand schmolz wieder zurück in die Wand, und der Abdruck, den sein Gewicht au f Stephs Bett hinterlassen hatte, verschwand vollständig.
Ich öffnete meine Hand. Wie die Sandkörner war dieses Mal der Knop f zurückgeblieben.
Ich kann Dinge behalten.
Übelkeit unterbrach jeden weiteren Gedanken. Ich drehte mich um und schloss kurz die Augen, dann wälzte ich mich vom Bett. Gerade noch rechtzeitig schaffte ich es ins Bad. Die Kombination aus Erschöpfung und dem Überqueren der Grenzen zwischen den Reichen bekam meinem Magen nicht gut, und ich hatte das Gefühl, dass nichts mehr von mir übrig geblieben war, nachdem ich zum dritten Mal den Kop f über die Kloschüssel gehängt hatte.
Endlich kroch ich zurück ins Bett. Dabei fragte ich mich, ob ich jemandem von diesen jenseitigen Besuchern erzählen sollte. Aber dann fiel mir wieder ein, wie Lincoln mit mir gesprochen hatte, wie er mir befohlen hatte, an Ort und Stelle zu bleiben, und da hob sich mir wieder der Magen, deshalb legte ich den Kop f au f das Kissen, kickte meine Schuhe von mir und beschloss boshaft, es jemand anderem zu sagen.
Später.
Kapitel Siebenundzwanzig
» Was mich nicht umbringt, macht mich stärker.«
Friedrich Nietzsche
Ich saß im weniger vollen vorderen Ende des Bootes. Ich war dankbar, dass es so groß war, auch wenn es nur eine weitere von Josephines Demonstrationen von Reichtum war – wenigstens war es dadurch leicht, allen zu entkommen. Na ja, allen außer Steph natürlich. Sie hatte mir die Geschichte, dass ich einfach nur erschöpft war, nicht abgekauft, obwohl sie stimmte. Überwiegend zumindest.
Kaitlin und Samuel hatten uns am Jachthafen verabschiedet. Nachdem sie ihren ersten Schrecken darüber, dass Josephine Lincoln und mich zu einem Inkubus geschickt hatte, überwunden hatten, erklärten sie uns, was sie wussten.
» Irin hat sich von euren Gefühlen und von eurer Energie ernährt, was sehr gefährlich ist, wenn der Inkubus wenig Erfahrung hat«, mahnte Kaitlin.
Wenigstens wusste ich, dass Irin definitiv kein Amateur war.
» Direkter Kontakt mit ihnen ist echt gefährlich, Violet!«, fuhr Samuel mich an. » Ihr hättet uns das sagen sollen.«
Ich schluckte und verzichtete darau f zu erwähnen, dass er mich kaum angerührt hatte. Dafür hatte Lincoln gesorgt.
Hatte er das gewusst? War er gestern Abend deshalb
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