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Gebannt: Band 3 (German Edition)

Gebannt: Band 3 (German Edition)

Titel: Gebannt: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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aussehen, als würden wir diesen Austausch nicht für wichtig halten. Wir inszenierten sogar ein paar hitzige Diskussionen im Hades und vor Lincolns Lagerhalle, in denen wir über meine Sicherheit stritten – angesichts der Rolle, die ich würde spielen müssen. Wir wussten, dass Phoenix Verbannte geschickt hatte, um uns zu beobachten. Ich fühlte, wie sie lauerten.
    Schließlich einigten wir uns au f die Einzelheiten des Austauschs, eine Kombination aus unseren früheren Ideen und Phoenix’ Vorschlägen. Zwei große Gebäude, die so weit auseinanderstanden, dass unsere Kräfte den Abstand nicht überwinden konnten, und ein einzelnes, straf f gespanntes Seil, das die beiden verband. Die Idee war eigentlich ganz einfach, wenn von jeder Seite eine Person käme, wäre keine der beiden Mächte bereit, das Seil zu kappen. Zusätzlich zu Phoenix und mir durfte jeder von uns zwei Leute au f dem Dach und eine Person am Boden positionieren – nur für den Fall. Unten stationierten wir Beth, aber wenn es zum Äußersten käme, wäre ein Sturz aus dieser Höhe ohnehin tödlich, deshalb würde ihre Mission eher darin bestehen, die Situation zu kontrollieren, und nicht die Person zu retten.
    Normalerweise habe ich keine Angst vor großen Höhen. Aber wenn man au f dem Hausdach stand und hinunterschaute … Nun, das hier war viel höher als unser Wohnblock.
    Ich schauderte und schlang mir die Arme um die Taille. Ich hatte meinen Mantel schon vor Stunden vorsichtshalber Spence gegeben und bereute es jetzt, nicht vorausgedacht zu haben, als mir ein weiterer Windstoß kalt in die Knochen fuhr. Ich zog mir die Mütze über die Ohren und kauerte mich nieder, damit man mich nicht sehen konnte.
    Jetzt würde es nicht mehr lange dauern.
    Lincoln machte den schweren Bogen bereit, den wir au f Anfrage aus der Waffenabteilung der Akademie erhalten hatten. Er war heute Abend absolut professionell, und er war ein hervorragender Schütze. Ich sah zu, wie er und Griffin vorsichtig das Seil au f den Anker des Bogens fädelten, der, wenn er abgeschossen worden war, im Ziel stecken bleiben sollte. Das Drahtseil war sorgfältig zu seinen Füßen aufgerollt, sodass es sich nicht verheddern oder verhaken konnte, wenn er schoss.
    Wieder und wieder überprüfte Lincoln alles. Dann überprüfte Griffin alles noch ein weiteres Mal. Als sie zufrieden zu sein schienen, sagte Griffin etwas zu Lincoln, das ich nicht hören konnte und ihn zum Lachen brachte. Es war ein leichtes, fröhliches Lachen. Eines, das er mir niemals schenkte. Nicht mehr.
    Meine Kehle schnürte sich zu, als ich im Schatten kauerte, die Schrift der Verbannten sicher in meinem Rucksack verwahrt, den ich seit dem Moment vor zwei Stunden, als er mir ausgehändigt wurde, nicht mehr abgesetzt hatte. Seit wir die Schrift hatten, war sie von Grigori zu Grigori gewandert – verschiedene Partnerpaare waren jeweils für einen Zeitraum von vierundzwanzig Stunden für ihre Sicherheit verantwortlich. Sie nur wegzuschließen war einfach nicht sicher genug gewesen.
    Spence tauchte hinter den anderen auf, und Lincoln klopfte ihm au f die Schulter, bevor er diese kumpelhafte Geste durch eine linkische Umarmung überspielte. Ich merkte, dass Spence ziemlich genervt davon war, aber er spielte mit. Das war wichtig.
    Lincoln ging zur Dachkante und brachte den Bogen, den seit seiner Ankunft letzte Woche alle angeschmachtet hatten, in Stellung. Er spannte die Sehne und ließ sie los. Es war ein guter, ein sauberer Schuss. Ich verfolgte den silbrigen Blitz bis zum Brighton-Gebäude und lächelte, als er genau ins Ziel traf.
    Genau vor Phoenix’ unbewegte Füße.
    Das Brighton-Gebäude war genauso hoch wie das Maddox, aber zwischen ihnen lag eine große Distanz – Steph hatte herausgefunden, dass sie über einen Kilometer Luftlinie betrug. Lincoln hatte sich selbst übertroffen, indem er mit einem solchen Schuss bei Nacht beim ersten Versuch getroffen hatte. Andererseits war er eben einfach gut.
    Ich versuchte, meinen Blick au f Phoenix zu konzentrieren, den man dank der schwachen Dachbeleuchtung gerade so sehen konnte. Er hakte sich am Gurt ein, rollte die Schrift zusammen und steckte sie in eine Blechdose, die er dann über seinen Kop f hob. Ich suchte nach irgendeinem Zeichen für einen Hinterhalt, denn wir wussten, dass er irgendetwas im Schilde führen musste, aber mein Blick schweifte wie von selbst woanders hin, zurück zum Maddox, zurück zu Lincoln, der an der Kante des Gebäudes stand. Er war

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