Gebannt: Band 3 (German Edition)
ob die Bar immer noch voller Menschen war, die tanzten und tranken, während über ihnen …
Ich sah Lincoln an, dann Griffin, der sich immer noch über Dapper beugte.
Au f ihren Gesichtern zeichneten sich ähnliche Schuldgefühle ab wie au f meinem. Aber nicht annähernd so starke.
Lincoln drückte meine Arme und versuchte dadurch, mich zu ihm zurückzuholen. Ich blinzelte.
» Steph ist weg. Sie haben sie mitgenommen.«
Kapitel Neun
» Und aus der Finsternis kamen Hände, die durch die Natur den Menschen formten.«
Alfred Lord Tennyson
Ich erinnere mich kaum mehr an das, was dann geschah. Die Sanitäter waren in Dappers Wohnung gekommen und hatten sich gleich an die Versorgung der Verletzten gemacht.
Wir waren den Krankenwagen in Lincolns Volvo zum Krankenhaus gefolgt, aber wir konnten nicht viel tun, außer zu warten.
Die Ärzte sagten uns, dass Onyx wieder in Ordnung käme. Seine schwersten Verletzungen waren die Rippen, die auch seine Lungen durchbohrt hatten, genau wie ich vermutet hatte. Das Wichtigste war gewesen, die Löcher zu schließen, damit er wieder selbstständig atmen konnte, was ihnen auch gelungen war. Alles andere war oberflächlich. Schmerzhaft, aber er würde es überleben.
Dapper hatte es schlimmer erwischt. Die Ärzte waren überrascht, dass er überhaupt noch am Leben war. Allein die Verletzungen durch den Gürtel um seinen Hals hätten eigentlich ausgereicht, um seine Kehle und seine Luftwege zu zertrümmern. Ganz zu schweigen von dem Schaden, den die inneren Blutungen angerichtet hatten, die durch die brutalen Schläge entstanden waren. Die Ärzte nahmen an, dass sie mit irgendwelchen Waffen attackiert worden waren, da menschliche Hände nicht dieses Ausmaß an Schäden hätten anrichten können. Wir widersprachen ihnen nicht.
Für die Ärzte war Dapper ein medizinisches Wunder.
Für uns hieß das, dass auch wir uns in ihm getäuscht hatten.
Dapper besaß offenbar Selbstheilungskräfte. Wenn er sich weiterhin in dieser Geschwindigkeit erholte, würde er im Krankenhaus einiges zu erklären haben. Das scherte uns im Moment herzlich wenig, Dapper aber schon. Mit seiner Bar war er ein Teil der menschlichen Gesellschaft, deshalb war es für ihn unerlässlich, seine übernatürlichen Fähigkeiten zu verbergen.
Ich benahm mich völlig mechanisch, alle versuchten mir zu helfen, aber ich nahm niemanden so richtig wahr.
Schließlich rückte jemand neben mich und hob mich au f seinen Schoß. Seine Arme schlangen sich um meine Hüfte, hielten mich fest, so als würde sein Körper dem meinen irgendwie Kraft geben. Und das funktionierte. Mein Körper, meine Seele, wurde von ihm angezogen, weil sie ihn wiedererkannten. Dabei wurde etwas entzündet, das herrlich und zugleich qualvoll war. Er strich mir das Haar aus dem Gesicht und klemmte es mir hinter das Ohr. Ich atmete das Gefühl warmer Sonnenstrahlen au f meiner Haut ein und spürte, wie ein Rinnsal Honig mein Inneres streichelte.
Dann beugte er sich zu meinem Ohr und flüsterte nur für mich hörbar: » Ich verspreche dir, dass sie am Leben ist. Ich verspreche dir, dass wir sie zurückbekommen.« Er schluckte schwer. » Unversehrt.«
Ich antwortete nicht. Ich wollte ihm glauben. Oh, ich wollte es so sehr. Aber wie konnte ich?
Als würde er meine Frage kennen, rückte er näher und strich mir mit bebender Hand über das Haar.
» Phoenix wird ihr nichts tun, weil …« Er zögerte, und etwas an dieser Pause ließ mich glauben, dass er nicht das sagte, was er eigentlich hatte sagen wollen. » Er braucht sie, um zu bekommen, was er will.«
Das war alles, was es brauchte, um mich aus meiner Trance zu reißen. Ich hatte nicht klar gedacht. Ich hatte überhaupt nicht gedacht, aber Lincoln durchbrach diese Barrieren, fand zu mir, wo andere es nicht vermochten, und er hatte recht. Absolut recht.
Ich hob den Kopf. » Das ist jetzt der richtige Deal.«
Er nickte.
Phoenix wusste, dass mir das am meisten wehtun würde, wusste, dass ich mich schuldig fühlte, weil ich Steph in diese Welt gebracht hatte. Er hatte erwartet, dass mich das hart treffen würde, aber er verstand nicht. Nicht voll und ganz. Er hat nie wirklich verstanden, was Lincoln und ich hatten, dass Lincoln die Stütze war, die mir Kraft verlieh, und dass er der Einzige war, der mir helfen konnte, mich au f das zu konzentrieren, was getan werden musste.
Als wir schließlich in Lincolns Wohnung zurückkamen, war ich nicht mehr in einer ganz so schlechten Verfassung. Beim
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