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Gebannt: Band 3 (German Edition)

Gebannt: Band 3 (German Edition)

Titel: Gebannt: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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seine Worte au f mich wirken ließ, was ein kleines Lächeln – vielleicht war es auch eine Grimasse – bei ihm hervorrief. Er drehte sich um, ging zurück ins Hades und machte die Tür hinter sich zu.
    Ich weiß nicht, wie lange ich noch so dastand, aber lange genug, dass sich die Kälte in meinem Körper in Taubheit verwandeln konnte.
    Es war nicht so, dass ich nicht selbst schon daran gedacht hatte – als Phoenix Steph entführt hatte, musste ich mir eingestehen, dass das die einzige Möglichkeit sein könnte. Doch Onyx war mit seinem neu gefundenen Bedürfnis nach Selbsterhaltung der Erste, der es laut aussprach, und irgendetwas veränderte sich dadurch, es wurde realer.
    Die Wahrheit war – ich wollte nicht sterben.
    Doch das bedeutete nicht, dass ich nicht sterben würde.
    Kein Wunder, dass Lincoln wollte, dass ich hier blieb.
    Ich saß au f dem Sofa, wo ich schon die letzten zwei Stunden gewartet hatte. Ich hatte damit gerechnet, dass Dad gleich, nachdem die Schule zu Ende war, nach Hause käme, und dass wir etwas Zeit haben würden. Aber Steph sollte in weniger als einer halben Stunde draußen sein und ich wartete immer noch. Ich hatte keine Ahnung, wie wir dieses Gespräch überstehen sollten. Dieses Mal würde es keine ausgetüftelte Manipulation geben, es gab keine Möglichkeit, das Ganze leichter zu machen. Ich konnte nicht einfach lügen.
    Meine Reisetasche war gepackt und stand neben der Tür, mein Rucksack stand neben mir au f dem Sofa. Ich schaute noch einmal seinen Inhalt durch. Ich hatte getan, was Griffin gesagt hatte, und all meine Ausweispapiere durch die ersetzt, die er mit gegeben hatte. In meiner Geldbörse befanden sich jetzt eine Mitgliedskarte für eine Bibliothek, die ich nicht kannte, ein neuer Studentenausweis, Führerschein und Reisepass – alle waren au f den Namen Violet Eden, einundzwanzig Jahre, ausgestellt.
    Wenn ich es darau f anlegte, konnte ich als neunzehn, vielleicht auch zwanzig durchgehen, aber einundzwanzig war echt gewagt. Wahrscheinlich glaubte man an der Akademie, dass solche Vorsichtsmaßnahmen die Dinge für alle erleichterten.
    Ich zog das Holzkästchen von meiner Mutter heraus und versuchte die Welle der Sinneswahrnehmungen zu ignorieren, die mich immer überkam, wenn ich es berührte. Ich öffnete den inzwischen vertrauten Brief, den sie mir vor siebzehn Jahren geschrieben hatte, und fragte mich, ob ich je ohne Groll an sie würde denken können.
    Eher unwahrscheinlich.
    Ich nahm ihr Armband und spürte, wie sich die Sinneswahrnehmungen in mir wie ein Orchester aufbauten, und ließ es wieder fallen. Niemand wusste, was mit dem anderen geschehen war, aber ich war mir sicher, dass Rudyard seine Vermutungen angestellt hatte, bevor er … Ich berührte das Leder nicht gern, es fühlte sich immer falsch an. Verdreht. Als würde es eine ganz eigene Art von Energie erzeugen, selbst jetzt, all die Jahre nach ihrem Tod.
    Mit einem Klicken ging die Tür au f und Dad kam herein. Endlich. Er verabschiedete sich gerade von jemandem am Telefon. Dem Lächeln in seiner Stimme nach zu urteilen wäre ich jede Wette eingegangen, dass es Caroline war.
    Ich fragte mich, ob es so geplant oder bloßer Zufall war, dass er jetzt sie hatte, wo es so aussah, als würde er mich vielleicht verlieren. Nicht dass er das jetzt schon wüsste. Ich ballte meine Hand zusammen und grub meine Fingernägel in die Handfläche, um mich davon abzuhalten, darüber nachzudenken. Die Vorstellung, dass Engel des Lichts oder der Finsternis an meinem Dad herumpfuschten, war mehr als beunruhigend.
    » Violet!«, rie f er, sobald er nicht mehr am Telefon war. Er hatte es noch nicht einmal ins Wohnzimmer geschafft, aber ich sah, dass er an der Tür stand und meine Tasche anstarrte.
    Er stürmte ins Zimmer.
    » Was soll das? Und warum warst du heute nicht in der Schule?«
    Es überraschte mich nicht, dass die Schule angerufen hatte – ich hatte keine Versuche gemacht, meine Abwesenheit zu verschleiern, als ich merkte, worau f das alles hinauslief. Ich stand nicht au f und erhob auch nicht meine Stimme. Stattdessen sah ich ihn aufrichtig und liebevoll an.
    » Ich muss für ein paar Tage weg. Ich habe gewartet, bis du nach Hause kommst, damit ich mich noch verabschieden kann, bevor ich gehe.«
    » Und wohin willst du, wenn ich fragen darf?«, bellte er ungläubig.
    » Dad …« Ich stand au f und wischte mir beklommen die Hände an den Oberschenkeln ab. Ich wollte ihn nicht au f diese Art und Weise verletzen. »

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