Gebannt: Band 3 (German Edition)
deshalb hat Santorin noch immer die niedrigste Kriminalitätsrate Griechenlands und man hört kaum von Gewalttaten.«
» Das bedeutet nicht, dass sie nicht geschehen«, sagte ich stur.
» Nein, aber der Hüter will uns natürlich glauben machen, dass er nicht wie die meisten Verbannten zu heimtückischer Brutalität neigt, obwohl er gefährlich ist und von rasender Gier angetrieben wird. Seine Interessen liegen … woanders.«
» Wie das?«, fragte Lincoln rundheraus.
Josephine schien einen Augenblick zu überlegen, dann lächelte sie geheimnisvoll und machte dadurch klar, dass sie nichts mehr dazu sagen würde.
Lincoln blieb ruhig, als hätte ihn nichts, was sie gesagt hatte – oder nicht gesagt hatte –, aus dem Konzept gebracht. » Wir dürfen also eigentlich gar nicht au f dieser Insel sein«, schloss er.
» Richtig. Deshalb ist Griffin auch nach Athen gegangen. Die dortigen Grigori werden darüber verärgert sein, dass wir die Vereinbarungen des Waffenstillstands brechen. Aber ich habe vor, dieses Problem heute Abend noch zu lösen.« Sie spähte um Lincolns breite Schulter herum und schaute mich an. » Mit ein wenig Hilfe.«
» Sollen wir ihn zurückschicken?«, fragte ich, aber Lincoln nickte nicht und plauderte auch nicht mehr. Er war totenstill.
» Nein. Ich fürchte, das ist keine Lösung. Aber der Hüter hat bestimmte Schwächen und einen sehr ausgefallenen … Geschmack.« Sie klappte ihren Aktenkoffer au f und drehte ihn so, dass Lincoln und ich seinen Inhalt sehen konnten.
» Schmuck?«, fragte ich.
Der Koffer enthielt eine Reihe atemberaubender Stücke, hauptsächlich Diamanten. In der Mitte lag eine Halskette, die so groß war, dass ein normaler Mensch unter ihrem Gewicht wahrscheinlich zusammenbrechen würde. Darüber hinaus ein paar Armbänder, die mit erbsengroßen Diamanten, aber auch mit dem einen oder anderen bunten Stein verziert waren. Schließlich die Ringe, es waren insgesamt sechs. Sie bestanden alle aus Silber und hatten je einen einzelnen Schmuckstein – drei Diamanten und je einen roten, einen gelben und einen smaragdgrünen Stein. Als ich die Steine sah, wurde ich nervös.
» Sind sie eine Art Bezahlung?«
» Ja«, sagte Josephine, während sie das Geschenk bewunderte.
» Sind …« Mein Mund wurde trocken und ich leckte mir über die Lippen. » Ich kann keine Saphire darunter entdecken.«
Josephine lachte. » Ich merke schon, Magdas Eskapaden haben bei euch allen Spuren hinterlassen. Nein, es sind gewiss keine Saphire dabei oder irgendwelche anderen Steine, die Grigori in Schwierigkeiten bringen könnten. Du kannst sicher sein, das gehört nicht zu meinem Plan.«
Großartig zu wissen, dass du überhaupt einen Plan hast, Lady!
» Was sollen wir deiner Meinung nach tun, Josephine?«, schaltete sich Lincoln wieder in das Gespräch ein.
Sie seufzte und schloss den Aktenkoffer. » Ich würde es ja selbst tun oder jemand anderes fragen, wenn ich glaubte, das würde funktionieren, doch leider stellt der Hüter sehr spezielle Bedingungen. Wenn wir ihm diese Bezahlung überreichen wollen, muss es jemand nach seinem Geschmack sein, und das wäre jemand Junges mit langen dunklen Haaren, üppigen …« Sie sah au f meine Brüste und schlug dann einen anderen Kurs ein. » Und mit einer Macht, die ihn fasziniert, und glaub mir, er hat schon eine ganze Menge gesehen.«
» Nein«, sagte Lincoln.
Ich hatte völlig dichtgemacht, ich konnte nicht sprechen. Das Einzige, was mir durch den Kop f ging, war: Bitte zwing mich nicht, das zu tun.
» Wir werden einen anderen Weg finden«, fuhr er fort, er machte seinen Standpunkt klar, ohne die Stimme zu erheben, was dem Ganzen noch mehr Nachdruck verlieh.
» Und doch gibt es keine andere Möglichkeit. Da Phoenix die Schrift hat …«, sagte sie und neigte dabei den Kopf, sodass wir beide verstanden, dass sie Da Violet Phoenix die Schrift gegeben hat, meinte, » da Phoenix die Schrift hat, müssen wir damit rechnen, dass er ungefähr morgen zur Insel aufbrechen wird, wenn er nicht schon unterwegs ist. Dies ist unsere einzige Chance, Oberhand zu gewinnen.« Sie zog eine Schnute, täuschte falsches Mitleid vor. » Ich bin mir sicher, Violet versteht das, Lincoln, und auch wenn ich es schätze, dass du deine Partnerin aus … verschiedenen Gründen beschützen willst, müssen wir das heute Abend als Erstes erledigen. Natürlich erwarte ich nicht, dass Violet ohne Begleitung geht. Du wirst die ganze Zeit über bei ihr sein, und es wird nur von
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