Gebannt: Band 3 (German Edition)
Schönheitssalon verwandelt hatte. Stephs sämtliche Kosmetikartikel waren au f die eine oder andere Weise nach Art und Farbe sortiert, da lagen Bürsten, die sie ebenfalls in Stephs Taschen gefunden haben musste, Glätteisen und Nagellack. An der offenen Schranktür hing ein Kleid – ich schnappte nach Luft und stürzte dann zu meinen Dolch.
Morgan machte einen Satz und hielt verteidigend die Hände hoch. » Was ist los mit dir? Hat dich noch nie jemand geschminkt?« Sie klang, als hätte ich ernstlich ihre Gefühle verletzt.
» Woher stammt das?«, fragte ich, während ich mit meinem Dolch erst in Richtung Kleid und dann wieder au f sie zeigte. » Antworte mir, sofort!«
» Okay, mach dich locker! Es wurde zum Flugzeug gebracht, als du an Bord gingst. Josephine hat es online bestellt. Sie sagte, ich weiß auch nicht … Sie sagte, es wäre perfekt. Aber was ich noch sagen wollte: Falls es dir nicht gefällt, brauchst du mich deshalb nicht anzugreifen! Ich bin nicht mal bewaffnet!«
Ich sah Morgan an, die mir, mit einer Tube Lipgloss in der Hand, in Verteidigungsstellung gegenüberstand. Wenn sie das mit Absicht gemacht hätte, wäre sie au f keinen Fall unbewaffnet hereingekommen. Sie sah aus, als hätte das Ganze sie kalt erwischt, und sie tat mir au f der Stelle leid.
Ich war f meinen Dolch au f das Bett. » Wolltest du dich wirklich mit Lipgloss wehren?«, fragte ich und ließ zu, dass sich ein Lächeln au f meinem Gesicht ausbreitete.
Morgan blickte an sich hinunter und wurde sich zum ersten Mal ihrer Pose bewusst. Noch immer unsicher sah sie wieder mich an, aber als sie bemerkte, wohin ich meinen Dolch geworfen hatte – er lag jetzt näher bei ihr als bei mir –, entspannte sie sich und erwiderte mein Lächeln.
» Erinnere mich später bitte daran, dass ich nie mit dir shoppen gehe«, sagte sie und ging au f das himmlischste Kleid zu, das ich je gesehen hatte. » Was stimmt denn nun nicht damit?«
Ich trat neben sie und fuhr mit den Fingern über die schwarze Seide. » Ich … ich habe es schon einmal gesehen.« Ich wollte ihr nicht erzählen, dass ich es mit Phoenix gesehen hatte – dass er angeboten hatte, es für mich zu kaufen. » Ich … Es hat mich einfach nur überrascht. Ich dachte, jemand will mir einen Streich spielen.«
Morgan stellte sich hinter mich und begann, mit einer Bürste an meinen Haaren zu rupfen. » So viel kann ich dir versprechen – der heutige Abend hat nichts Lustiges an sich.«
Ich wirbelte zu ihr herum. » Was verschweigt ihr mir? Warum muss ich mich so herausputzen?«
Morgan dirigierte mich zu dem zum Schminken vorgesehenen Stuhl und fing an, mir Make-up au f die Wangen zu klatschen. » Josephine weiß, was sie tut. Ich weiß, sie wirkt … unfreundlich, aber du bist besser dran, wenn du einfach tust, was sie sagt.«
Sie nahm sich meine Augen vor und ich musste sie schließen. Als ich nach einer Weile eingesehen hatte, dass sie nichts weiter sagen würde, beschloss ich, mehr über die Ninjas in Erfahrung zu bringen. » Sind alle Leute an der Akademie wie ihr?« Ich hatte Spence, Zoe und Salvatore kennengelernt, aber Josephines uniformierte Grigori waren anders.
» In welcher Hinsicht?«
» So ninja- und bodyguardmäßig.«
Sie zog die Augenbrauen nach oben. » Ich werde das mal als Kompliment betrachten. Rund um die Welt sitzen Grigori au f wichtigen Posten – das muss so sein, damit wir Zugang zu den Verbannten haben, die es genauso weit bringen.«
» So etwas möchtest du also machen, wenn du die Akademie verlässt?«
» Im Abschlussjahr wählt jeder einen anderen Schwerpunkt. Max, mein Partner, hat sich fürs Wächtertum entschieden.« Sie zuckte mit den Schultern, schnappte sich den Mascarastift und kleckste damit au f ein Papiertuch. » Für mich ist das ja eigentlich nichts, aber Max wollte es unbedingt machen. Wächter arbeiten immer eng mit Josephine zusammen, und er dachte, das würde dazu beitragen, dass wir gute Stellen bekommen.«
» Du magst Josephine also?«, fragte ich vorsichtig.
Sie lächelte, und ich merkte, dass sie mit ihrem langen blonden Haar und den perfekten weißen Zähnen tatsächlich einer Barbie-Puppe ähnelte. » Niemand mag Josephine. Aber das ist auch nicht ihr Job.« Sie drehte meinen Stuhl zum Spiegel um. Ich hätte mich fast nicht wiedererkannt. Es schien Ewigkeiten her zu sein, seit ich mich wie ein richtiges Mädchen gefühlt hatte … und, na ja, das hier war sogar noch mehr. Die Art und Weise, wie sie mir die Augen
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