Gebannt: Band 3 (German Edition)
Insel und wir hatten sie wahrscheinlich halb durchquert, als das Auto schon bald vor etwas anhielt, was dem hellen, wandernden Licht nach, das ich beim Herfahren beobachtet hatte, ein Leuchtturm sein musste.
Wir stiegen alle aus, und Max bot mir seinen Arm an, damit ich mit meinen extrem hohen Absätzen au f dem Kies nicht das Gleichgewicht verlor. Er begleitete mich bis zur Tür, Lincoln kam ein paar Schritte hinter uns.
» Wo sind wir?«, fragte ich und drängte nervös die Kraft zurück, die dieser Ort ausströmte.
» Am Leuchtturm von Akrotiri, am unteren Ende Santorins. Ich werde draußen beim Auto warten«, sagte Max, als er am Fuß der Stufen stehen blieb, die zur Eingangstür führten. » Weiter dar f ich nicht mitkommen.«
Er ging zurück zum Auto, neben dem noch immer der Chauffeur stand. Es war irritierend, dass sich auch der Fahrer dem Leuchtturm nicht weiter nähern wollte.
Lincoln war so leise an mich herangetreten, dass ich bei seinen Worten erschrak.
» Bist du bereit? Wir können immer noch gehen, wenn du willst.« In seiner Stimme lag etwas Hoffnungsvolles.
Aber ich musste da hineingehen und diesem Verbannten den Schmuck übergeben. Josephine sagte, das wäre alles.
Wie schlimm konnte das schon werden?
Ja, klar! Vereinbarungen mit Verbannten beruhen immer auf Ehrlichkeit! Und Josephine kann man bestimmt vertrauen.
Eine Welle der Übelkeit schwappte über mich hinweg.
Tie f in meinem Inneren wusste ich, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte.
Trotz meines tiefen Bedürfnisses, nichts von dem zu glauben, was aus Josephines Mund kam, hatte sie mit einer Sache recht – Phoenix war inzwischen mit Sicherheit unterwegs, und dies könnte unsere einzige Hoffnung sein, au f dieser Insel zu bleiben.
Zeig ihm einfach den Schmuck und überlass ihn ihm.
Das würde ich hinkriegen.
Bevor Lincoln, dessen Gesichtsausdruck noch immer besorgt war, die Gelegenheit hatte, noch etwas zu sagen, streckte ich die Hand aus und klopfte an die Tür.
Kapitel Dreiundzwanzig
» Aber die Gottlosen sind wie das ungestüme Meer, das nicht still sein kann und dessen Wellen Schlamm und Unrat aufwerfen.«
Jesaja 57, 20
Mir stockte der Atem, als die Tür aufging und ich einen Mann ohne Gesicht anstarrte. Wenn es das war, was ich befürchtete. Mein Magen drehte sich. Ich wusste nicht, ob ich die Augen zusammenkneifen sollte, um zu sehen, ob der Schatten seines Kapuzenumhangs nicht doch das Gesicht nur verhüllte, oder ob ich lieber au f dem Absatz umkehren und davonlaufen sollte.
Das letzte Mal, als ich vor einer gesichtslosen Gestalt gestanden hatte, hatte ich etwas getan, was ich nie mehr vergessen würde. Plötzlich schien alles, womit ich mir einen Moment zuvor noch gut zugeredet hatte, lächerlich.
Wir müssen hier weg, wir müssen hier weg!
Ich wich zurück und blickte über meine Schulter. Max stand am Auto und beobachtete uns, er bemühte sich zu erkennen, wer da gerade die Tür geöffnet hatte.
» Wir müssen hier weg«, zischte ich leise und eindringlich.
Doch Lincoln löste seinen Blick nicht vom Eingang. Seine Kraft wirbelte um mich herum, und zwar so intensiv, als würde man in einem Bienenstock herumschwirren. Stei f und bleich stand er da und blickte an der Gestalt mit dem Umhang vorbei.
» Dafür ist es zu spät.«
Ich folgte seinem Blick und schlug die Hand vor den Mund.
Weitere acht Gestalten, alle mit Umhang, alle ohne Gesicht, standen hinter dem Wesen im Eingang. Das Seltsamste daran – ich konnte hier nur einen einzigen Verbannten wahrnehmen.
Diese … Dinger waren hohl, aber sie lächelten, das konnte ich spüren. Das Gefühl der Übelkeit verzehnfachte sich. Schon bereute ich meine Entscheidung, das hier durchzuziehen.
Die Gestalt an der Tür fing an zu sprechen, nicht laut, sondern in meinem Kopf.
» Willkommen. Folgt mir. Der Hüter erwartet euch.«
Oh verdammt.
Ich wäre fast hingefallen, weil die Stimme so in mich eingedrungen war. Wie Dutzende Kakerlaken, die sich kratzend aus meinem Kop f herausdrängten. Meine Angst wurde noch größer und ich wich noch einen Schritt zurück, aber Lincoln, der mir seine Hand flach au f den Rücken gelegt hatte, schob mich vorwärts. Er hatte die Worte auch gehört.
Ich sah ihn an, Panik brachte meinen Puls zum Rasen, aber er nickte nur, damit ich weiterging. Ich wusste, dass er recht hatte. Vor Verbannten konnte man nicht fliehen, und was immer diese Dinger waren – wahrscheinlich war es ebenso unklug, vor ihnen davonlaufen zu
Weitere Kostenlose Bücher