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Gebannt: Band 3 (German Edition)

Gebannt: Band 3 (German Edition)

Titel: Gebannt: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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wollen.
    Ich schüttelte meine Hände aus, in der Hoffnung, dadurch etwas von meinem Schrecken abschütteln zu können, und ging vor Lincoln in den Leuchtturm. Sobald ich drinnen angelangt war, breitete sich die Kälte des Steinbodens in mir aus und nahm mich voll in Anspruch. Die Gestalt an der Tür gab Lincoln und mir ein Zeichen, ihr zu folgen. Die Übrigen standen Schulter an Schulter und machten keine Anstalten, mit uns zu kommen, aber als wir an ihnen vorbeigingen, hörte ich Stimmen.
    Schreie.
    Todesgeheul von Männern, Frauen … Kindern. Hunderten. Tausenden. Und ebenso wie bei der Gestalt an der Tür, als sie zu uns » gesprochen« hatte, wurde jedes Geräusch in meinem Kop f verstärkt, sodass es mehr war als nur hören – es war erleben.
    Ich merkte nicht, dass ich schreckensstarr stehen geblieben war, bis Lincoln meine Hand ergrif f und der warme Honig seiner Kraft mich beruhigte, mir versicherte, dass alles okay war. Nur seine Stimme konnte durch die Schreie zu mir dringen.
    » Geh weiter. Denk daran, wer wir sind. Benutze deine Kraft.«
    Mein Blick richtete sich au f Lincoln, und nach und nach erlangte ich wieder Kontrolle über meinen Verstand. Die Schreie wurden leiser, bis sie ganz aufhörten.
    Ich schluckte, meine Kehle war trocken und wie verbrannt. » Es hat sich so real angefühlt, als würde ich selbst schreien.«
    Besorgt behielt er mich im Auge und drückte meine Hand, bevor er sie losließ. » Das hast du auch.«
    Oh.
    Die gesichtslose Gestalt ging immer noch vor uns her. Wir beeilten uns, um mit ihren langen, fließenden Schritten mitzuhalten. Sie führte uns eine schmale, gewundene Treppe hinunter, die bald von einer klobigeren abgelöst wurde, als wäre eine davon später hinzugefügt worden. So wie es aussah, war die untere Treppe die ältere von den beiden.
    Seltsam.
    Nach gefühlten, womöglich aber auch tatsächlichen tausend Stufen kamen wir unten in einem Gang an.
    Zu tief, keine Luft.
    Normalerweise neige ich nicht zu Klaustrophobie, aber das hier war extrem. Ich rechnete schon fast damit, au f eine Tür zu stoßen, au f der » Hölle (Zutritt nur für Personal)« stand.
    Ich versuchte, mich au f meine Umgebung zu konzentrieren, um das Gefühl, die Wände würden sich au f mich zu bewegen, loszuwerden, und die Kleckse, die vor meinen Augen tanzten, wegzublinzeln. Der Gang bestand vollkommen aus Holz, Wände und Decke waren mit schweren, fast roten Brettern verkleidet, die so stark poliert waren, dass sich das Licht der modernen Deckenstrahler, die überall angebracht waren, darin spiegelte. Dadurch sah der ganze Raum aus wie ein hell erleuchtetes Verlies.
    Am Ende des langen Ganges stieß die gesichtslose Gestalt eine schwere Doppeltür au f und ich bemerkte rechts einen langen Korridor. Hier unten gab es offensichtlich viel Platz und da ich die gesichtslosen … Dinger anscheinend nicht wahrnehmen konnte, machte ich mir sofort Sorgen, dass noch mehr von ihnen hier lauern könnten.
    » Violet?« Lincoln sprach leise, weil er mein Unbehagen bemerkte.
    Ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder au f ihn, und trotz der Angst in seinen Augen waren es immer noch seine Augen, und dadurch fühlte ich mich besser, stärker. Gemeinsam traten wir durch die Tür, die mit einem dumpfen Geräusch hinter uns zufiel. Ich wäre ja herumgewirbelt … wenn ich nicht so gebannt gewesen wäre von dem, was vor uns lag.
    Lebendige Harmonie.
    Ein stattlicher Raum mit Steinboden und weiteren holzverkleideten Wänden, aber dieses Mal mit einer Kombination aus Licht und dunklen Schatten, die im Zusammenspiel … lebendig wirkten. Die Holztäfelung war unglaublich – einige Teile waren so dunkel, als wäre das Holz verbrannt und dann mit der Wand verschmolzen worden. Andere Teile waren so hell, dass das Holz fast grün wirkte, weil es so jung war. Zusammen mit den Farbtönen des glänzenden Fußbodens und dem flackernden Kerzenlicht von den gusseisernen Laternen wirkte der Raum, als hätte er eine eigene Seele. Wir gingen zur gegenüberliegenden Wand, und ich war mir sicher, dass wir an einem Ort waren, der vollkommen und elegant im Gleichgewicht war und gleichzeitig vollkommen und nervenaufreibend jenseitig.
    Wie lang es diesen Ort wohl schon gab?
    Nachdem wir uns unsere Umgebung sorgfältig angeschaut hatten, ging Lincoln in eine Ecke und verschmolz mit den Schatten – von dort hatte er den bestmöglichen Überblick. Als ich seine Zielsicherheit sah, kam mir der Verdacht, dass auch er eine Zeit lang

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